TEPLITZER CHAMOTTEWAARENFABRIK

«PECH AR»

KOSTEN BEI TEPLITZ.

as Etablissement der Firma «Pechar» Teplitzer Chamottewaarenfabrik, dessen Totalansicht das bei­liegende Bild zeigt, wurde im Jahre 1873 durch Johann Pechar, dem einstigen Director der Dux- Bodenbacher Eisenbahn und nachmaligen Director der k. k. Eisenbahndirection in Prag, dem Vater des jetzigen Chefs der Firma Hans Pechar, im Vereine mit Herrn Kupelwieser, Director des Teplitzer Walzwerkes und der Bessemerhütte in Zuckmantel bei Teplitz, gegründet. Letzterer zog sich jedoch schon nach kurzer Zeit von dem Unternehmen zurück, und es blieb der Thatkraft und Energie Johann Pechars Vorbehalten, dieses in seinem Anfänge so schwierige Unternehmen unter späterer Mitwirkung seines Sohnes Hans Pechar zu seiner jetzigen Vollendung zu bringen. Nun mag das Werk den Meister loben.

Es sei hier ein kurzer Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte dieses Unternehmens gestattet.

Wenige Jahre vor der Gründung der Teplitzer Chamottewaarenfabrik in Kosten war in dem nahe gelegenen Zuckmantel bei Teplitz ein montanistisches Unternehmen das Teplitzer Walzwerk und Bessemerhütte ins Leben getreten, um dessen Bestand und Prosperität sich Centraldirector Pechar eifrigst bemühte; war es doch im Interesse der von ihm verwalteten Dux-Bodenbacher Bahn gelegen, die zu der Zeit eben eine grosse finanzielle Krisis über­wunden hatte und für welche die Belebung des Verkehres, Hebung des Transportes, überhaupt Besserung der wirthschaftlichen Lage von ausschlaggebender Bedeutung, sozusagen eine Lebensfrage war.

Als sich das Unternehmen des Teplitzer Walzwerkes und Bessemerhütte als günstig erwies, schritt man an die Errichtung der Teplitzer Chamottewaarenfabrik. Als Ort wurde Kosten nächst Teplitz, unmittelbar an der Trace der Dux-Bodenbacher Bahn und nahe zu Zuckmantel gelegen, gewählt. Kosten, damals ein unbedeutendes Dörfchen mit nur spärlicher Industrie, jedoch inmitten des nordwestböhmischen Braunkohlenbeckens und auch sonst günstig gelegen, hat sich seither zu einem ansehnlichen Industrieorte erhoben, nicht zum geringen Theil eben in Folge der Anlage der Teplitzer Chamottefabrik daselbst. Durch dieselbe wurde zugleich der Dux-Bodenbacher Bahn ein nicht unerheblicher Frachtenverkehr gesichert.

Das in ganz bescheidenen Grenzen begonnene Unternehmen war zunächst bestimmt, die Bedürfnisse des Teplitzer Walzwerkes an feuerfesten Producten zu befriedigen, welche bisher zum grossen Theil aus dem Auslande, selbstredend daher nicht zu billigem Preise, bezogen werden mussten. So wurden denn vorerst feuerfeste Ziegel und Fafonsteine aus Chamottematerial für Zwecke der Gasofenbauten, nebst diesen Ausgüsse und Stoppeln für die Bessemerei in Zuckmantel erzeugt. Es dauerte nicht lange, so fanden diese Producte auch anderwärts Anklang. In erhöhtem Maasse war dies der Fall bei den hochfeuerfesten, nach englischem Muster hergestellten Dinas-bricks- Fabrikaten (Calciumsilicatsteine) in Form von Ziegeln und Fafonsteinen, welche, zu den Puddel- und Schweissöfen der Eisenindustrie, sowie zu Kappengewölben der Gasöfen in der Glasindustrie gebraucht, nicht nur im Zuck- mantler Werke Verwendung, sondern auch anderwärts rasch Absatz fanden.

Die Dinas-bricks-Fabrikate englischen Ursprungs, benannt nach einem Felsen «Dinas», von welchem dort das Rohmaterial gewonnen wird, standen am Continente seinerzeit ohne Concurrenz; die glückliche Lage der Teplitzer Chamottewaarenfabrik ermöglichte die Herstellung des gleichwerthigen Productes aus einem in nächster Nähe zu gewinnenden Rohmateriale, und es gelang der Firma nach kurzer Zeit des Versuches und durch die Er­bauung der hiefür passenden Oefen, ein inländisches Fabrikat von Dinas-bricks herzustellen, das dem englischen zum Mindesten ebenbürtig zur Seite steht und thatsächlich nicht blos im Inlande, sondern auch im Auslande die Producte englischer Provenienz in der gesammten Eisen- und Glas-Industrie u. s. w. siegreich aus dem Felde schlug.

Mit der Fabrication der genannten Artikel stellte sich das Etablissement mit den wenigen zu jener Zeit in Oesterreich existirenden Fabriken feuerfester Waaren auf die gleiche Stufe. Auch anderen in ihr Gebiet ein­schlagenden Anforderungen gerecht zu werden, war die Firma bestrebt, indem sie die Erzeugung von Gasretorten, wie solche von den meisten Gasanstalten Oesterreichs grösstentheils aus dem Auslande bezogen wurden, einführte.

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Die Gross-Industrie. II.

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