einer der ersten deutschen Radirer, Karl Koepping, der aus dem bildsamen Glasstoffe mittelst der Glasbläserlampe plastische, frei in der Luft stehende, der Natur abgelauschte Blumengestalten bringt. Als Dritter der «Modernen» auf dem Gebiete der Glas-Kunstindustrie erscheint noch Tiffany in New-York, der seine Gläser mit den mannigfachsten metallischen Lustres schmückt, eine Welt äusserlichen Scheines und Glanzes in ihnen verkörpernd.

Ob es für die österreichische Glas-Kunstindustrie erspriesslich ist, sich einer dieser drei Richtungen anzuschliessen, ist fraglich; den früheren ästhetischen Forderungen der transparenten Leuchtkraft des Materiales entspricht keine einzige derselben, und Alles, was bisher den Stolz der österreichischen Glas­industrie gebildet, müsste förmlich abgeschworen werden, bevor Erfolge auf diesem Gebiete zu ver­zeichnen sein würden. Trotzdem darf sie sich dem neuen Zuge, der in der Gegenwart das ganze Kunst­gewerbe durchdringt, der, an den japanischen Naturalismus anknüpfend, seinen theoretischen Vorkämpfer in John Ruskin, seine praktischen in William Morris und Walter Crane gefunden, nicht verschliessen, wenn sie ihre führende Stellung nicht verlieren soll. Wir hoffen und glauben, dass diese Eventualität nicht eintreten wird, und sind der festen Zuversicht, dass das österreichische Glas in sich eine unver­siegbare Quelle der Schönheit birgt, die ihm unter der kunstgewohnten Hand seiner Bearbeiter auch in Zukunft nicht entschwinden wird.

VII. Geschichte des österreichischen Glashandels.

Der böhmische Glashandel hat der böhmischen Glas-Industrie die Welt erschlossen. Dieses Ver­dienst ist um so höher zu veranschlagen, wenn die commerziellen Verhältnisse Oesterreichs in früheren Zeiten berücksichtigt werden. Der österreichische Handel war sehr rückständig, die österreichischen Erb­lande demgemäss in commerzieller Hinsicht bis in das 17. Jahrhundert von Deutschland fast vollständig abhängig; besonders Nürnberg und Augsburg dominirten auf Grund mannigfacher Privilegien, die ihnen infolge von Darlehen gewährt und trotz vieler Klagen aufrechterhalten wurden. Die mächtigen Handels­häuser der Fugger und Welser waren auch in Oesterreich tonangebend. So hatten die Fugger den Kärntner Bergbau, sowie die Schwazer Bergwerke im Besitze und dieses erste Welthaus der damaligen Zeit verschmähte selbst so kleine Geschäfte nicht wie den Transport der Scherben der Haller Glas­fabrik nach Baiern, von welchem bereits früher die Rede war. Der böhmische Glashandel entwickelte sich nicht auf Grundlage bedeutender Capitalskraft, sondern beruhte ausschliesslich auf der persönlichen Tüchtigkeit und Strebsamkeit seiner Träger. Seine Anfänge reichen in die ersten zwei Decennien nach dem westfälischen Frieden zurück; seine ersten Vertreter gehen aus dem Veredlungsgewerbe hervor. Zur Fortschaffung der Waaren diente anfangs die Kraxe und neben ihr der Schubkarren. Mit der grösseren Nachfrage wurde zum Fuhrwerke übergegangen und entwickelten sich später für diesen Transport besondere Fuhrwerksunternehmungen, die sogenannten Commercial-Fuhrleute, unter welchen die Familie Vetter in Steinschönau allein 3 o50 Pferde stets auf dem Wege hatte.

Drei Formen sind es, in welchen nach Schebek der Glashandel uns entgegentritt. Zunächst zeigt er das Bild eines reinen Hausirhandels und des Marktfahrens von Ort zu Ort. In dieser ursprünglichen Form gewinnt er schon eine bedeutende Ausdehnung, erobert sich fast alle europäischen Märkte. Die alljährlich sich wiederholenden Marktfahrten führen dann zur Bildung fester Handelsniederlassungen auf den auswärtigen Märkten, und der Glashandel nimmt die Form des gesellschaftlichen Factorei- Betriebes an, in welcher er seine Blüthe erreicht. Der Verkehr beschränkte sich nicht mehr auf Europa, sondern gestaltete sich zu einem Weltexport; in Smyrna, Beyrut, Kairo, wie in Mexico, Lima, Baltimore und New-York wird das böhmische Glas durch ihn verbreitet. Die Handelsgesellschaften nehmen später Glas fremder Provenienz, so englisches und französisches, in ihren Geschäftskreis auf, ja sie dehnen ihn auf alle gangbaren Artikel der Zeit aus, auf Leinwand, Nürnbergerwaaren, Remscheider Eisenwaaren, cultiviren auch den Import vieler ausländischer Erzeugnisse, so von Juchten, Tabak, Wein, Zucker, und zeigen uns das Bild eines hoch entwickelten commerziellen Verkehres, der allerdings nur den bescheidenen Namen «Krämerei» führte. Wiederholt wird in amtlichen Schriftstücken der «fleissigen Glashändler» rühmend gedacht. «Man könne in Haida und Steinschönau», bemerkte Carl von Zinzendorf,

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