ströme, machen könne, was er wolle. Bereits 1660 unternahm Kammerrath Joachim F. von Goltz eine Stromfahrt von Prag nach Hamburg, um Erleichterungen für die Elbeschiffahrt anzubahnen, und G. von Leux verfasste zu gleichem Zwecke 1776 seine Navigations-Memoriale. Die Klagen der österreichischen Glashändler über die Erschwerungen des Glasexportes durch Sachsen sind im 18. Jahrhundert besonders lebhaft; die sächsische Regierung verweigert den böhmischen Fahrzeugen die Fahrt über Pirna hinaus, so dass die Glashändler gezwungen sind, die Waaren umzuladen und auf den Landstrassen weiterzuführen. Nach Schweden, Moskau, Dänemark, Holland, England, nach Ost- und Westindien geht schon in den ersten Decennien des 18. Jahrhunderts der Export über die Elbe; aber trotz aller Suppliken der böhmischen Glas-Interessenten verharrt die sächsische Regierung auf ihrem Standpunkte, um ihre Mauthpächter, denen sonst der Zoll auf den Landstrassen entgangen wäre, nicht zu schädigen. Erst im Jahre 1821 wurde durch die Elbeschiffahrts-Acte der Verkehr auf der Elbe für Jedermann frei erklärt.
Als Gegenstände dieses so weit verbreiteten Handels waren besonders die Erzeugnisse der Winterberger und der Neu weiter Hütte sehr beliebt, daneben die Biirgsteiner Spiegelerzeugnisse, sowie die vortrefflichen Krön- und Wandleuchter von den Fabriken im Bunzlauer Kreise, die sowohl für den türkischen Gross-Sultan, als auch für die Kaiserin von Russland bestellt wurden.
Bemerkenswerth aus dieser Zeit ist das erste bekannte Glascartell, indem im Jahre 1739 die Glashüttenmeister des Czaslauer Kreises eine «Bindnus» errichten, vermöge welcher sie sich «unter Straff von 100 Krämnitzer Ducatten» verpflichten, das Glas nur zu höherem Preise abzugeben und gewisse Gattungen gar nicht mehr anzufertigen, wogegen die Glashändler, die dieser «Bindnus», wie sie sagen, wenn sie sich mit Glas versehen wollen, «unterkrüchen» müssen, remonstriren. Auch die erste Boycottirung tritt uns früh entgegen, indem die Glashändler nach Portugal im Jahre 1715 den Beschluss fassen, gegen alle, die in den Handel pfuschen, vorzugehen; die Verleger sollen an solche Leute, die «Vaganten, liederliches Gesindel, die den Credit missbrauchen», genannt werden, kein Glas mehr ausfolgen dürfen.
Die ersten Schwierigkeiten für den blühenden böhmischen Glashandel entstehen durch Prohibitiv- maassregeln fremder Staaten. Schon 1768 bemerkte der Gubernialrath Freiherr von Ceschi in seinem Berichte über die dritte böhmische Volkszählung, dass der Glashandel in Abnahme begriffen sein soll. 1773 wurde der Zoll auf Glas in Portugal derart erhöht, dass er die Einfuhr ungemein erschwerte. Aus dem Jahre 1775 stammt eine Klage, dass die Glashütten in Welschland die Glashändler «caput machen», und seit 1780 ergaben sich auch in Spanien grosse Schwierigkeiten. Den Entgang des grossen spanischen Geschäftes, der durch den Abfall der Colonien vom Mutterlande bewirkt wurde, konnte der böhmische Glashandel nie verschmerzen; dazu traten die napoleonischen Kriege, die von England eingeführte Seesperre und das Aufkommen der englischen und französischen Glas-Industrie, die besonders mit ihrem gepressten Glas das böhmische zurückdrängte. Seit 1818 tritt ein grosser Preisfall für böhmisches Glas infolge des veränderten Geschmackes ein. Durch den Entgang der Commissionen nach Ost- und Westindien werden die grossen Waarenlager der Handels-Compagnien stark entwerthet; die meisten müssen während der langwierigen Krise, die bis in die Hälfte unseres Jahrhunderts dauert, ihren Geschäftsbetrieb einstellen. In Haida, das 1757 durch die Bemühungen des Grafen Jos. Max. Kinsky Stadt geworden war und neben Steinschönau, Langenau den Mittelpunkt des böhmischen Glashandels bildete, war 1850 nur noch eine grössere Firma vorhanden, und erst seit dieser Zeit lebte das Geschäft wieder auf.
Vom Jahre 1865 an ist wieder ein Aufschwung zu verzeichnen, die Neugründungen von Raffinerien häuften sich, und auch die böhmischen Hohlglasfabriken erweiterten die Raffinirung der eigenen Fabrikate, die sie zum Theile schon lange früher aufgenommen hatten. Die grossen österreichischen Glasfirmen auch ausserhalb Böhmens beginnen am Glasexport activen Antheil zu nehmen und gründen im Auslande eigene Niederlassungen, die zur Festhaltung und Erweiterung der Handelsbeziehungen sich als unerlässlich erweisen. Die alten Handelscompagnien mit den bruderschaftlichen Satzungen, ehedem eine treffliche commerzielle Bildungsschule für den böhmischen Glashändlerstand, sind zwar verschwunden, der Glashandel blühte aber als einfaches Exportgeschäft wieder auf, während die grösseren Häuser sich eine Niederlagsorganisation auf moderner Basis schaffen.
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