schaftlichen Abschliessung- Oesterreichs fest, und die Gründung des deutschen Zollvereines, eine Idee des genialen Nationalökonomen Friedrich List, gelangte in den Jahren 1832 bis 1834 zur Verwirklichung. Erst im Jahre 1853 erfolgte in Oesterreich der Uebergang vom Prohibitiv-System zu noch immer sehr hohen Schutzzöllen; der im gleichen Jahre abgeschlossene Handelsvertrag mit Preussen räumt dann den deutschen Staaten massigere Differenzialzölle ein. Der Aera des Freihandels, die durch den französischenglischen Handelsvertrag vom Jahre 1860 eingeleitet wurde, schloss sich Oesterreich nicht an, und erst im Jahre 1866 in dem Handelsverträge mit Frankreich finden wir eine erhebliche Herabsetzung der hohen Zollsätze. So wurde der Zoll auf Glas, als Concession an Frankreichs hochentwickelte Glas-Industrie, auf io°/ 0 herabgesetzt. Dafür gelang es Oesterreich im Jahre 1867, im Handelsverträge mit Italien auch seinerseits eine Ermässigung der italienischen Glaszölle zu erreichen. 1868 folgte dann der Zoll- und Handelsvertrag mit Preussen, bei welchem jedoch, obwohl im Allgemeinen die Zölle gegenseitig herabgesetzt wurden, für feine Glaswaaren auf deutscher Seite ein verhältnismässig hoher Zoll festgehalten wurde.
Infolge der wirthschaftlichen Krise des Jahres 1873 wurde auch der Schutzgedanke in Oesterreich wieder lebendig. Der Kündigung der Handelsconvention mit England im Jahre 1875 folgt der autonome Zolltarif vom Jahre 1878, der 1882 und 1887 noch verschärft wurde. Für die Glas-Industrie war die Veränderung der Zollpolitik insoferne von Wichtigkeit, als nur auf Grundlage der erhöhten Zölle die österreichische Tafelglas- und Grünglas-Industrie ihren Betrieb aufrecht erhalten konnte. Die belgische Fensterglas-Industrie hatte den österreichischen Markt unter der Herrschaft des niedrigen Zolles zum grossen Theile erobert, und erst allmälig konnte sich die österreichische Tafelglas-Industrie von der schweren Schädigung, die sie erlitten hatte, erholen und ihren Betrieb auf seine jetzige Höhe bringen. Das gleiche Schicksal des Unterganges drohte auch der österreichischen Flaschenglas-Industrie durch die enorme Entwicklung der deutschen, auf dem Wannensystem beruhenden Flaschenglaserzeugung; erst nach der Zollerhöhung erfolgte auch da eine Wendung zum Besseren, und es entwickelte sich eine einheimische Flaschenglas-Production, die gleichfalls auf Wannensystem eingerichtet war, wie bereits erwähnt wurde. Deutschland hatte den Zoll auf Glaswaaren durch seinen autonomen Zolltarif wesentlich erhöht, und so wurde wiederum die österreichische Industrie in raffinirten Glaswaaren, die bisher ein bedeutendes Absatzgebiet im deutschen Reiche gefunden, durch die vom Fürsten Bismarck starr festgehaltene Schutzzollpolitik in hohem Grade geschädigt.
Erst im Jahre 1891, dem handelspolitischen Kometenjahre, wurde der langwierige handelspolitische Kampf mit Deutschland durch einen Handelsvertrag beendigt, der am 1. Februar 1892 in Kraft trat und in welchem speciell für Glas von beiden Staaten gegenseitig Concessionen gemacht wurden. Die österreichischen Zollsätze für Glas waren damals der Gegenstand gründlicher und eingehender Erhebungen, die das Bestreben unseres Handelsamtes, den wirthschaftlichen Interessen des Landes zu dienen, in bestem Lichte zeigten. In dieselbe Zeit fiel auch die Erneuerung der Handelsverträge mit Italien, Belgien und der Schweiz, die den bisherigen Zustand nicht wesentlich veränderten.
Dafür begann die hochschutzzöllnerische Richtung in anderen Staaten um so stärker geltend zu werden. Russland hatte durch seine Zollpolitik die österreichische Glas-Industrie schon in den Achtzigerjahren verdrängt, so dass die am russischen Exporte betheiligten Fabrikanten Filial-Fabriken daselbst zu errichten sich genöthigt sahen, um nicht dieses Absatzgebiet gänzlich zu verlieren. Auch Frankreich, Spanien und Portugal wurden hochschutzzöllnerisch, desgleichen begannen die Balkanstaaten ihre Sehnsucht nach einer wirthschaftlichen Emancipation durch hohe Zölle zu documentiren, in Amerika etablirte sich jene Zollpolitik, die durch den Namen Mac Kinley hinreichend charakterisirt erscheint und den Glaszoll auf 6o°/ 0 des Werthes erhöhte. Parallel mit dieser schutzzöllnerischen Richtung ging auch die Förderung der Glasfabrication in anderen Ländern; in Italien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, in der Türkei wurden Glasfabriken ins Leben gerufen, die insbesondere Kampffabriken gegen die österreichische Glas-Industrie waren. In Russland entwickelte sich die schon alte Glas-Industrie durch die Einwanderung österreichischer, deutscher, französischer und belgischer Glasarbeiter in ungewöhnlicher Weise, so dass ein Export österreichischen Glases nach diesem Reiche fast ausgeschlossen ist. Den gleichen Entwicklungsgang zeigt die amerikanische Glas-Industrie, die gegenwärtig einen wichtigen Zweig
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