vollkommen gleichen, nur eine weitaus geringere Haltbarkeit besitzen, ist gegenwärtig auch in Oesterreich auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gelangt und, wenn sie nicht zu betrügerischen Zwecken missbraucht wird, vom volkswirtschaftlichen Standpunkte nur auf das Wärmste zu begrüssen. Es wurde auch schon erwähnt, dass G. Josephys Erben die zugehörigen Maschinen bauen.

Es ist interessant wahrzunehmen, dass, wie seinerzeit die Erfolge der Baumwollspinnerei die Maschinenspinnerei der Wolle auf das Kräftigste anregten, nun auch diese wieder auf jene äusserst fruchtbringend zurückwirkte. So wurden die Krempeln und Selfactoren der Streichgarnspinnerei für die Verarbeitung der Baumwollabfälle und Erzeugung der groben, locker gedrehten und möglichst rauh sein sollenden Baumwollgarne herangezogen und zweckentsprechend umgebaut, sowie andererseits die Kämm­maschinen in das System der Vorbereitungsmaschinen für das Spinnen der feinsten Garnnummern aus Baumwolle eingefügt und damit die staunenswerthesten Resultate sowohl in Bezug auf Feinheit als auch Schönheit der Fäden erzielt.

Auf dem Gebiete der Rohseidenspinnerei wurde der Dampf immer mehr zur Dienstleistung herangezogen, einerseits zur Erwärmung des Wassers der Spinnbecken, andererseits zur Verrichtung der mechanischen Arbeit, die zum Aufsuchen der Coconfadenanfänge, zur Drehung des Seidenhaspels, sowie zum Betriebe der Zwirn-, Putz-, Spul- und Duplirmaschinen erforderlich ist. Es kann nicht Wunder nehmen, dass zahlreiche Verbesserungen und Erfindungen in Bezug auf Rohseidengewinnung österreichischen Ursprungs sind, da die Seidenspinnerei namentlich in dem ehemals zu Oesterreich gehörenden Theile Nord- Italiens in hoher Blüthe stand. So erhielten bereits J. Leonardi und F. Botta 1818 ein Privilegium auf eine Seidenspinnmaschine mittelst Dampfbetriebes, und in weiterer Folge brachten 1821 Nani in Bergamo, J. und A. Bruni in Como, L. Mapelli in Bergamo, 1822 V. Gasperini in Roveredo, 1824 H. S. Davy in Wien und F. Tache in Como und zahlreiche andere Verbesserungen an den Seiden-Spinn- und Zwirn­maschinen an. Auch das Messen und Titriren der Seide soll österreichischen Ursprunges sein, und zwar wird dem D. A. Stoffella in Roveredo das Verdienst zugeschrieben, im Jahre 1834 sich die Aufgabe gestellt und diese auch gelöst zu haben, Seide nach Art der Garne in bestimmten Längen und Nummern in den Handel zu bringen. Andererseits muss jedoch constatirt werden, dass im selben Jahre den D. Merini und Delachi in Mailand die Erfindung einer, »Regulator« genannten Maschine privilegirt wurde, welche Seidensträhne von 3000 Meter Länge wickelte und gleichzeitig den titolo festsetzte. Der Verspinnung der Seidenabfälle wurde nicht minder schon frühzeitig Aufmerksamkeit geschenkt, indem schon 1824 Th. Busby in Wiener-Neustadt ein Privilegium für die Verarbeitung solcher erhielt. Im Jahre 1833 Hess sich D. P. Borella in Mailand eine Seidenabfall-Kämmmaschine, im selben Jahre G. Piccaluga in Mailand eine Krempel für dasselbe Material patentiren, nachdem bereits 1829 G. Minerbi, K. L. Chiozza und Schnell-Griot in Heidenschaft, sowie Morpurgo Spinnmaschinen für Seidenabfälle ersonnen hatten. Heute befindet sich dieser Industriezweig, die Florettseidenspinnerei, auf einer ausserordentlich hohen Stufe und reihen sich die Specialmaschinen derselben, die Filling- und namentlich die Dressingmaschinen, würdig den Kämmmaschinen für Wolle und Baumwolle an.

So wie seinerzeit eine Erfindung der Weberei, nämlich jene des Schnellschützens, den ersten Anstoss zur Erfindung der Spinnmaschine gegeben hatte, ebenso übten die grossartigen Fortschritte im Baue dieser eine kräftig stimulirende Wirkung auf die Weberei. Das von den Spinnmaschinen gelieferte grosse Garn­quantum Hess ein schnelleres Weben nicht nur möglich, sondern auch sehr gewinnbringend erscheinen, und während früher alle Versuche, die Webstühle mechanisch zu betreiben, eben nur Versuche blieben, gelang es jetzt, als in den Jahren 1784^31787 Dr. E. Cartwright und J. Jeffray beinahe gleichzeitig den mechanischen Webstuhl erfanden, diesem sehr rasch, sich ein Verwendungsgebiet zu erobern und in dem Masse, als seine Mechanismen verbessert wurden, immer mehr zu erweitern. Immer mehr und mehr wurden die Handwebstühle verdrängt und heute gibt es wohl kein Gebiet der Weberei, auf dem nicht aus dem entbrannten Concurrenzkampfe der mechanische Webstuhl als Sieger hervorgegangen wäre. Ueber kurz oder lang wird den Handstühlen nur mehr die Musterweberei verbleiben und die Erzeugung der allerkostbarsten Kunstgewebe, die, weil nur in einem oder in wenigen Stücken angefertigt, niemals ein dankbares Object für mechanische Production abgeben können.

Zuerst waren es wohl hauptsächlich Baumwollgewebe, für deren Herstellung der mechanische Webstuhl herangezogen wurde. Aber bald suchte man denselben auch für die Verarbeitung der anderen Webematerialien zu verwenden und diese Bemühungen namentlich in Bezug auf Leinen und Wolle gingen

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