Abgesehen von den vielen constructiven Verbesserungen, welche G. Josephys Erben an den Krempeln anbrachten, wie beispielsweise den Kugelbüchsenlagerungen für Arbeiter, Wender und Volants, sowie dem 18S8 patentirten, aufklappbaren Volantdeckel, verdient besonders der 1875 von dieser Firma erfundene Flortheiler hervorgehoben zu werden, welcher der erste war, bei dem die Riemchen mit völlig offener, directer Führung von den Theilwalzen zu den Nitschelhosen geführt wurden und mit selbst­tätiger Reinigung versehen waren. Die Vorzüglichkeit dieses Flortheilers beweist wohl am besten die Thatsache, dass derselbe auch von französischen, deutschen, belgischen, englischen, russischen und anderen Firmen gebaut wurde und dass G. Josephys Erben selbst davon 1500 Stück lieferten. 1890 brachten sie eine neue Verbesserung am Flortheiler an, indem sie die leeren Riemchen getrennt von den vollen führten, was für langfaserige Materialien besonders wichtig ist.

Der Bau der Selfactoren wurde 1872 von derselben Firma aufgenommen, jedoch erst seit 1885 mit vollem Erfolge durchgeführt. Schon 1888 ging aus ihrer Fabrik ein wesentlich verbesserter Selbst­spinner mit dreifacher Spindelgeschwindigkeit und Trennung des Spindelbetriebes vom Wagen- und Cylinder- betrieb hervor, dem 1894 ein solcher mit wechselnder Wagenauszugsbewegung folgte. Auch eine automatische Abstellung des Selfactors bei Erreichung einer bestimmten Kötzergrösse und eine automatische Vorrichtung zur Verkürzung der Abschlagskette bei Kötzerformbildung wurde von G. Josephys Erben ersonnen. Die Leistungsfähigkeit dieser Firma, welche wohl als die hervorragendste ihrer Art in Oesterreich bezeichnet werden muss, mag die Thatsache illustriren, dass von ihr seit ihrem Bestände 4000 Krempeln, 1800 Flor­theiler, 600 Mulemaschinen, 800 Selfactoren, 100 Zwirnmaschinen, 600 Walken, 500 Rauh- und 1400 Scher­maschinen geliefert worden sind, und dass sie heute in der Lage ist, jährlich 100 bis 150 Assortimente Krempeln und 150 Selfactoren, nebst allen Vorbereitungs- und Hilfsmaschinen zu bauen.

Dass aber auch schon viel früher der Streichgarnspinnerei in unserem Vaterlande ein hohes Interesse zugewendet war, beweisen die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts für österreichische Erfindungen ertheilten Privilegien. Als solche seien das 1823 dem K. Wi nt ge ns in Brünn auf eine Auflockerungs­maschine, 1824 dem Forchheimer in Tuschbau auf eine Reinigungs-, sowie das 1825 dem The Losen in Rittersfeld auf eine Waschmaschine gegebene erwähnt. Die Locken- und Pelzmaschine wurde 1826 von F. Prochaska in Iglau verbessert und 1831 dem F. A. Boner in Grätz ein Verfahren, die Spinnerei des Streichgarnes vom Anfang bis zu Ende mittelst Maschinen durchzuführen, patentirt. Sternickel & Gülcher in Biala erhielten 1860 ein Patent auf eine Wollvorbereitungs- und Reinigungsmaschine, und 1861 F. Völkelt in Altharzclorf ein solches auf einen Speiseapparat für VorsjFnnkrempeln, während 'Hu_Bracegirdle inBrünn 1864 ein eigenes System Continuekrempeln für Abfälle ersann.

Wie die Krempel die Hauptmaschine der Streichgarnspinnerei, so ist es für jene des Kammgarnes die Kämmmaschine. Die Aufgabe derselben, die Entfernung der kurzen Fasern, spottete die längste Zeit der hartnäckigsten Bemühungen der tüchtigsten Constructeure, bis es endlich Heilmann gelang, die so überaus schwierige Aufgabe zu lösen. Neben Heilmann sind es noch besonders Noble, Lister, Hübner, Imbs, die genannt zu werden verdienen. Die von diesen genialen Männern ersonnenen Mechanismen besitzen eine solche Fülle von Geist und Scharfsinn, dass das Studium der Kämmmaschinen für den Maschinenconstructeur zu den grössten geistigen Genüssen gehört. Sie stellen sich als wahre Meisterwerke der Mechanik würdig den Selfactoren zur Seite.

Aber auch alle übrigen Maschinen der Kammgarnspinnerei, wie die Krempeln, Strecken, Platt-, Vor- und Feinspinnmaschinen besitzen einen ausserordentlich durchdachten Bau und sind namentlich die in neuester Zeit immer mehr zur Geltung kommenden elektrischen Selbstabsteller besonders erwähnenswerth.

Unter den einheimischen, dieses Gebiet betreffenden Erfindungen seien die von A. Falkbeer in Wien 1829 und 1830 hervorgehoben, welche die Vorbereitung der gekämmten Wolle auf der Spinn­maschine selber betreffen, ferner die Construction einer Kämmmaschine von J. K. v. Rüti in Wien 1834, welche in einer mit, in Zwischenräumen stehenden, Kratzenblättern besetzten Trommel bestand, die zuerst mit Fasermaterial gefüllt, und dann entgegengesetzt, zum Wiederabziehen der Faserbärte, laufen gelassen wurde. J. Didier in Wien erwärmte die Kämme 1841 mittelst Dampf und besorgte auch mittelst dieses das Waschen und Trocknen der Wolle. G. Hartig in Vöslau liess sich 1889 einen Aufwinderegulator für Selfactoren patentiren.

Die Verarbeitung der Abfälle der Schafwollspinnerei, sowie der aus Lumpen gewonnenen Kunstwolle, Shoddy, Mungo und Extract, zu Garnen und Geweben, die beim flüchtigen Anblick solchen aus Naturwolle

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