suchsweise herangezogene Prisma mit Karten, im Vereine mit Nadeln und Platinen, wieder zu Ehren brachte. Während jedoch Falcon einen zweiten Arbeiter zur Hin- und Herbewegung, sowie zum Wenden des Prismas benöthigte, leitete Jacquard diese Bewegungen von dem Hube des Messerkastens ab und ge­langte derart zu seiner berühmten Maschine. Er wird daher mit vollem Rechte als deren Erfinder be­zeichnet, da schliesslich den Namen eines solchen erst Jener verdient, der eine Vorrichtung nicht im embryonalen, sondern lebensfähigen Zustand der Menschheit schenkt.

Die Jacquard-Maschine kam 18 16 zuerst nach Wien, wo Woitech und Willmann sofort an den Bau derselben schritten und sie in Holz ausführten. Hiebei geschah es auch zuerst, dass man hölzerne Platinen verwendete und muss diese Thatsache gleichfalls als besonderes österreichisches Verdienst nam­haft gemacht werden, da man trotz des wiederholten Versuches, die Holzplatinen durch solche aus Draht zu ersetzen, immer wieder auf jene wegen ihrer besonderen Vorzüge zurückkommt. Eine Verbesserung der Jacquard-Maschine brachte 1821 Baussemer in Wien an, indem er den Federkasten wegliess und seine Maschine derart baute, dass man jedes Stück des Nadelwerkes herausziehen und auch leicht wieder einsetzen konnte. Auch liess er die Presse erst dann auf Nadeln und Federn wirken, wenn die Maschine arbeitete. 1822 erhielt M. Sottil in Wien ein Privilegium auf eine Schaft- und Jacquard-Maschine für Seidenstühle, 1832 führte Johann Seuffert in Wien seine Jacquard-Maschine mit eisernen Gestellwänden aus und 1839 erreichte derselbe dadurch eine geringere Höhe der Maschine, dass er den Antrieb des Messerkastens von unten aus bewerkstelligte und auch die Achse der Prismenlade nach abwärts verlegte. Die bedeutendsten Verbesserungen »brachte jedoch 1838 und 1840 Th. Woitech in Wien an, der Er­bauer der Wiener Doppelmaschine, bei der jede Nadel zwei verschieden lange Platinen bethätigt und bewegliche Messer je nach ihrer Stellung die vorderen oder die rückwärtigen Platinen beeinflussen oder aber bei einer zweiten Art Doppelmaschine zur Ersparung des Vorderwerkes gleichlange Platinen vor­handen sind (von denen jeder Nadel zwei entsprechen) und der Platinenboden aus Leisten (ebenso vielen als Platinenreihen) besteht, die durch eiserne Platinen der Grundbindung entsprechend Bewegung empfangen. Diese hervorragenden Neuerungen gaben zu dem am 7. October 1840 im niederösterreichischen Gewerbe­vereine öffentlich gethanen und unwidersprochen gebliebenen Ausspruche Veranlassung, dass Oesterreich ohne alle Ruhmredigkeit in Betreff der Zweckmässigkeit und Einfachheit der Hilfsmaschinen das Mutter­land der Jacquard-Weberei überflügelt habe. Von weiteren Verbesserungen ist noch die 1859 patentirte Doppel-Jacquard-Maschine in Verbindung mit einer Trittmaschine für gemusterte Doppelstoffweberei von Willibald Schram zu nennen, welcher sich überhaupt in Bezug auf den Jacquard-Maschinenbau auch noch in vielen anderen Beziehungen grosse Verdienste erwarb, sowie die Zweicylincler-Jacquard-Maschine von Rudolf Beck aus dem Jahre 1892 mit zwei Kartenprismen, die vollkommen automatisch, ohne jeden Handgriff, ohne Stillstand und Arbeitsunterbrechung ein- und ausgerückt werden, wodurch sowohl bei Ouerborduren als, durch Anbringung der Grundbindung auf dem einen Prisma, bei der Herstellung vieler gemusterter V aaren, Möbelstoffe, Kleiderstoffe etc. grosse Kartenersparniss zu erzielen ist. R. Beck brachte auch in Oesterreich das fünftheilige Prisma wieder zu vielseitigerer Verwendung. Seine Maschinen sowie alle anderen Arten hölzerner und eiserner Ein- und Doppelhubmaschinen, sowie Schaftmaschinen für Hand- und mechanische Stühle baut die Atzgersdorfer Textilmaschinenfabrik. Von Kartenschlag­maschinen zur Herstellung der Jacquard-Karten ist diejenige Willmanns aus dem Jahre 1830 öster­reichischen Ursprungs und muss hervorgehoben werden, dass in unserem Vaterlande sowohl der Bau solcher Maschinen, die nur eine Lochreihe schlagen, mit Claviatur und Fusstritt oder nach Reichenberger System mit Schnurenzug und Handkurbel, als auch der Bau jener zum Schlagen einer ganzen Karte auf einmal, stets besonders gepflegt wurde. Selbstverständlich geschah dies mit zahlreichen Verbesserungen, die bezüglich der ersteren Art von Maschinen grösstentheils aus Reichenberg (J. Habel), betreffs der letzteren aus Wien (Rup. Wimmer, W. Schram) herrühren.

Nicht verschwiegen soll werden, dass auch die Bestrebungen, durch Anwendung eines feineren Stiches ein kleineres Kartenformat und dadurch billigere Karten zu erhalten, in Wien am erfolgreichsten waren und der sogenannte Wiener Stich unter allen Arten des Feinstiches die grösste Verbreitung, auch über die Marken unseres Vaterlandes hinaus, erlangte.

Es muss noch erwähnt werden, dass in neuester Zeit A. Hohlbaum & Co. in Jägerndorf, nach Uebernahme des Fabriksbetriebes von V. Lacasse & Co. in Chemnitz, den Bau von Jacquard-Maschinen nach System Lacasse, sowie nach allen anderen Systemen, sowie der zugehörigen Kartenschlag- und