sonstigen Hilfsmaschinen aufgenommen haben. Von ihren diesbezüglichen Maschinen zeichnen sich ihre Hoch- und Tieffach-Jacquard-Maschine durch Anbringung nur einer Stange zur Führung des Messerkastens und Platinenbodens, sowie besonders die 1897 von J. Jungfermann in Wien construirte Doppelhub-Jacquard- Maschine aus, welche den zweiten Messerkasten innerhalb der Maschine besitzt und in Folge dessen bedeutend niedriger als die englische ist. Auch sie hat nur eine Führungsstange für beide Messerkästen, so dass der Angriffspunkt von ihnen beiden genau in der Mitte liegen kann, was einen ruhigeren Gang gewähr­leistet. Auch eignet sich diese Doppelhubmaschine für deutsche Gallirung, so dass der Weber Antrieb und Kartenlauf leicht übersehen kann.

Oesterreichs Antheil an den Fortschritten in der Weberei ist mit dem Genannten keineswegs erschöpft; im Gegentheile muss betont werden, dass sowohl in früheren Zeiten, als die Handweberei noch in Blüthe stand, als auch später, unser Vaterland stets den regsten Antheil an allen Neuerungen und Verbesserungen gerade auf diesem Gebiete der Textil-Industrie nahm. So wurde beispielsweise das Weben nahtloser Säcke von Bayerleuthner in Wien zuerst besonders für die Praxis verwerthet und 1822 von F. Zagitschek in Böhmisch-Trübau dessen Methode verbessert. Als Erfindung Bayerleuthners lässt sich die Sache wohl nicht hinstellen, da das Weben nahtloser Schläuche schon früher bekannt war; sollen ja doch schon die alten Aegypter solche gewoben haben! Um ein anderes Beispiel zu erwähnen, sei ange­führt, dass C. Spath in W r ien 1799 einen Webstuhl zur Erzeugung zweier Gewebe übereinander einrichtete, welches Verfahren von Andrae und Bräunlich 1806 zum Weben von Doppelsammt ausgebeutet wurde. Leider wurde auch diese Idee nicht weiter verfolgt und nahm die eigentliche Doppelsammterzeugung in Oesterreich erst ihren Aufschwung, als mechanische Stühle zu diesem Zwecke aus dem Auslande eingeführt wurden. Erst da schritt die Firma G. Bernhardts Söhne in Wien an den Bau ihrer vorzüglichen Doppel- sammtstühle, welche manche originelle Gedanken und Verbesserungen aufweisen. Besonders hervorragend und zahlreich sind die unserem Vaterlande zur Ehre gereichenden Neuerungen in der Shawl-Industrie, sowie in der Erzeugung der Chenillen; der Erfinder der Chenille soll gleichfalls ein geborener Oester­reicher sein. Von österreichischen Verbesserungen in der Teppichweberei sei das 1884 patentirte, von J. und F. Watzlawik in Wien erfundene, von Aubin, Protzen & Co. in Reichenberg ausgeführte Ver­fahren zur Imitation von Smyrnateppichen mittelst Chenillenschüssen, ähnlich den Axminsterteppichen (wobei jedoch jene, sogenannten Stambulteppiche, sich von diesen durch die an der Rückseite des Teppichs sichtbaren Knoten unterscheiden), ferner die 1894 von J. Ginzkey in Maffersdorf erfundene Vorrichtung zum Aufrichten und Gleichstellen des Flors an Chenilleteppichwebstühlen, sowie dessen Steckschützen­antrieb, gleichfalls aus dem Jahre 1894, speciell angeführt. Ein mechanischer Handwebstuhl wurde 1829 von G. Felix in Wien, rotirende Kreiswebstühle wurden 1851 von J. A. Grünwald in Wien und 1866 von J. Joas ebendaselbst ersonnen, ohne jedoch über das Versuchsstadium hinauszugelangen.

Der rasche Siegeslauf des mechanischen Webstuhls war nur dadurch ermöglicht, dass im selben Masse als seine Mechanismen verbessert wurden, auch die Vorbereitungsarbeiten der Kette und des Schusses mit immer grösserer Sorgfalt geschahen; ja man kann sagen, dass erst durch die Vervollkommnung dieser überhaupt ein mechanisches Weben ermöglicht war. Diese Vorbereitungsarbeiten sind für die Kette: das Bringen der Fäden auf Spulen, Kettspulen, Treiben oder Winden genannt; das Abziehen der Fäden von diesen Spulen und Anordnen derselben parallel neben einander in gleicher Länge, das Scheren oder Zetteln, und schliesslich das Wickeln der so erhaltenen Kette auf eine hölzerne Walze, den Kettbaum, das Bäumen, dem meist noch ein Schlichten oder Leinen vorangeht. Alle diese Arbeiten werden heute durch Maschinen ausgeführt, jedoch kann keineswegs verschwiegen bleiben, dass dieselben auch in manchen Industriebezirken, wo hauptsächlich Modeartikel gewoben werden, in Bezug auf das Scheren nach den Methoden der Handweberei zur Durchführung gelangen.

Was zunächst das Kettspulen anbelangt, so dienen hiezu eigene Kettenspulmaschinen, die mit liegenden und stehenden, durch Schnüre oder Friction bewegten Spindeln und mit durch Mangelrad, Herzexcenter oder Schraubengangtrommel bewegten Fadenführern gebaut werden.

Eine österreichische Spülmaschine von E. Stribl in Wien aus dem Jahre 1833 besitzt bereits die Einrichtung, dass jede Spindel für sich zum Stillstand gebracht werden kann. Besondere Beachtung ver­dienen gegenwärtig die Kreuzspulmaschinen nach System Hill & Brown, die von G. Josephys Erben in Bielitz gebaut werden, bei denen die Bewicklung auf Papphülsen ohne Randscheiben in gekreuzten Lagen geschieht.

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