eine Kunstplattirmaschine für Schnüre, F. Windhobs im selben Jahre eine Dessinbörtelmaschine. Als neueste hiehergehörige Verbesserungen seien noch die 1889 patentirte Maschine zur Herstellung von Perlenschnüren von R. Steck in Weipert und eine 1893 erfundene Klöppel, von Demuth in Wien, genannt.

Wenn in der Spinnerei und Weberei im Laufe der letzten Jahrhunderte mehr Verbesserungen und Neuerungen vorgenommen wurden und Erfindungen geschahen als in Tausenden von Jahren zuvor, so gehört die Wirkerei, da das Wirken erst 1589 von Will. Lee erfunden wurde, ganz und gar der Neuzeit an. Wie bekannt, unterscheidet sich das Wirken vom Stricken nur dadurch, dass bei ihm nicht wie bei diesem Masche um Masche, sondern eine ganze Reihe von Maschen auf einmal gebildet wird. Die von Lee ersonnene, nach einem Hauptbestandtheile derselben, dem Rösschen, Rösschen-Stuhl genannte Vor­richtung ging aus den Händen ihres Erfinders in einer solchen Vollkommenheit hervor, dass sie bis in die neueste Zeit zum Wirken verwendet wurde, ja selbst heutzutage gerade für die feinsten und theuersten Artikel Anwendung findet und auch vorbildlich wurde und blieb, als man daran ging, die Wirkstühle mechanisch zu betreiben. Dies geschah zur selben Zeit, als in der Spinnerei die grossen Erfindungen gemacht wurden, als James Watt seine Dampfmaschine ersann, 1769, und von da ab war das Bestreben der Wirkmaschinenbauer immer mehr darauf gerichtet, auch ihre Maschine vollkommen automatisch zu gestalten. Die Schlusspunkte der langen Reihe von Constructionen stellen der Paget- und der Cottonstuhl dar, die heute allgemein zur Massenfabrication der besten und vollkommen regulär gearbeiteten Artikel dienen. Der Cottonstuhl ist heute derart vervollkommnet, dass man auf ihm, bei einer Geschwindigkeit von 60 bis 70, ja bis 80 Maschenreihen in einer Minute gleichzeitig 20 bis 24 Strümpfe als flache Waarenstücke mit regulären, d. h. derart gestalteten Kanten erzeugen kann, dass durch blosses Zusammen­nähen mit einer kaum bemerkbaren Naht die Gebrauchsartikel fertig gewonnen werden.

Während so einerseits in stetiger Ausbildung des ursprünglichen Rösschen-Stuhles die modernen flachen mechanischen Strumpfmaschinen entstanden, ging man anfangs des laufenden Jahrhunderts daran, die Wirkstühle rund zu bauen, damit die hin- und hergehende Bewegung der Plauptarbeitstheile durch eine continuirlich im selben Sinne stattfindende, rotirende Bewegung ersetzt werden könne, ein Bestreben, das man auch beim Baue der Rundwebstühle, jedoch ohne Glück verfolgte. Während es näm­lich in der Weberei nicht gelang, der sich entgegenstellenden Schwierigkeiten Herr zu werden, ist diese Aufgabe in den Rundwirkstühlen vollständig gelöst, und dienen diese in ausserordentlich vollkommenen Constructionen einerseits als sogenannte französische Rundstühle mit radial gestellten Nadeln und grösserem Durchmesser zur Fabrication von 1 bis 2 Meter weiten gewirkten Waarenschläuchen, aus welchen die Gebrauchsartikel, wie z. B. die Normalwäsche, durch Zuschneiden und Zusammennähen wie aus Geweben erzeugt werden, andererseits als englische Rund- oder Schlauchstühle mit in der Richtung der Erzeugenden eines Kreiscylinders gestellten Nadeln und kleinem Durchmesser zur Massen­erzeugung von billigen Strümpfen, die aus den engen Schläuchen durch wenige Schnitte und Zusammen­nähen einzelner Kanten entstehen.

Auch das Stricken selber, nämlich die Bildung einer Maschenwaare durch Erzeugung von Masche um Masche und in der sofort richtigen Gestalt des Gebrauchsgegenstandes, also ohne Nähen, ist seit der Erfindung des Amerikaners Lamb 1866 mittelst Maschinen vollkommen geglückt. Diese Lambschen Strick­maschinen werden heute auch durch Motorkraft betrieben, was die automatische Bethätigung aller Opera­tionen voraussetzt, und sind andererseits auch für Herstellung gemusterter Waaren eingerichtet worden. Die Lambschen Maschinen sind sogenannte flache Strickmaschinen; auf ihnen entsteht der Strumpf als zusammengelegter Schlauch. Man baut jedoch auch Rundstrickmaschinen, wo die Nadeln im Kreise stehen, und die Standard-Maschine, welche eine solche moderne Rundstrickmaschine ist, liefert Strümpfe vor­züglicher Qualität, bis auf eine kleine Naht vollkommen fertig, mit einer Geschwindigkeit von über 200 Maschenreihen in einer Minute, so dass die Anfertigung eines Strumpfes circa 5 Minuten dauert. Da nun ein Arbeiter bis zehn Maschinen bedienen kann, ist die Productionskraft eines solchen fabelhaft gesteigert.

Alle die bisher besprochenen Wirkmaschinen dienen zur Erzeugung der sogenannten Kulirwaaren, d. i. solcher Wirkwaaren, die aus nur einem FTden erzeugt werden, während es eine zweite Kategorie von Maschenwaaren gibt, die aus einer Reihe paralleler Fäden, einer Kette, entstehen und daher Ketten- waaren heissen. Das Kettenwirken wurde erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfunden, wurde bald auch mechanisch vollzogen und da bei Verarbeitung einer ganzen Fadenkette eine ausserordent­liche Mannigfaltigkeit der Verschlingungen möglich ist, zur Fabrication gemusterter, sogenannter Phantasie-

Die Gross-Industrie. IV.

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