Parallel mit der steigenden Tendenz der industriellen Statistik bewegt sich auch die Handelsbilanz der österreichischen Seidenproduction. Am übersichtlichsten zeigt dies die nachfolgende, vom k. k. Ober- Rechnungsrath, Herrn J. Pizzala, ausgearbeitete und in der statistischen Monatsschrift publicirte Tabelle :
Oesterreich-Ungarns Aussenhandel in Seide und Seidenwaaren im Zeiträume von 1881 —1890.
Handelsvverthe in Tausenden von Gulden.
Seide und Seidenabfälle.
E
i n f u h r
A u
s f u h r
Meter-Centner
Tausende Gulden ö. W.
Meter-Centner
Tausende Gulden ö. W.
1881
I 3 o 98
16.915
I 1.090
8.290
1882
13-439
LT)
CO
6.418
6.288
1883
14.265
1 8.456
9-965
IO.427
1884
13.884
1 7-737
8.881
7-345
1885
12.305
14.818
9.866
7.208
1886
15-141
19-565
IO.O7 1
7-875
00
00
I 4-675
: 9 - 5 2 4
9-175
8.342
1888
12.694
15-815
12.274
10.551
1889
14.884
20.721
13-427
12.902
1890
15.848
21.114
Seidenwaaren.
13-265
12.27 1
1881
3-795
18.571
1.903
2.801
1882
3-434
17.100
2.929
4.129
1883
3 - 36 o
15. 101
3-512
4.605
1884
3 - 3 I 3
14.706
3-563
4.728
1885
2.889
12.634
3.820
4.240
1886
2.7 16
11.931
5- 1 93
6.163
1887
2.868
12.396
7.301
9-975
1888
2-475
10.363
6.254
9 -ii 5
I 889
3.006
12.772
5-903
8.201
1890
2.966
12.230
5-083
6.1x5
In Ermangelung einer Tabelle des Aussenhandels, welche nur Oesterreich allein, also ohne Einbeziehung Ungarns, darstellt, müssen wir uns schon mit der vorstehenden Uebersicht begnügen, welche überdies zu einigen erfreulichen Schlüssen Anlass bietet.
Zunächst sehen wir, dass die Einfuhr einen ziemlich gleichmässigen, in den letzteren Jahren nicht unerheblich gestiegenen Bedarf an Seide und Seidenabfällen nachweist, welchen wir wohl der österreichischen Reichshälfte vindiciren müssen; auch die Ausfuhr ist in diesem Material um circa 50 Procent gestiegen, woran auch Ungarn mit seiner emporblühenden Seiden-Production participirt.
Die Einfuhr von Seidenwaaren ist in dem Decennium von 1881 —1890 von 18,571.000 fl. auf 12,230.000 fl. zurückgegangen, dagegen ist die Ausfuhr in derselben Periode um mehr als das Doppelte gestiegen, was auf einen Fortschritt der Seiden-Fabrication in Oesterreich hinweist, da wohl Ungarn diesfalls nicht in Betracht gezogen werden kann. Dieser Fortschritt, welcher in der vermehrten Production von Seidenstoffen besteht, ist auch durch die in neuerer Zeit zunehmende Einfuhr von Seide, sowie durch die erhöhte Seiden-Production im Inlande nachweisbar.
In socialpolitischer Hinsicht soll eine erfreuliche Wahrnehmung aus den allerletzten Jahren nicht unerwähnt bleiben, dass nämlich die Antheilnahme der ländlichen Arbeiterschaft an der Maifeier des organisirten Proletariats keineswegs jenen gewaltthätigen Charakter gezeigt hat, den man ursprünglich in Unternehmerkreisen ziemlich allgemein befürchtet haben mochte. Im grossen Ganzen scheint überhaupt der Plffect dieser Demonstration von der nüchternen, durch grössere Sesshaftigkeit und praktisches Denken ausgezeichneten Provinz-Arbeiterschaft bereits in seiner ganzen Inhaltslosigkeit erkannt zu sein. Dazu kommt, dass die Betheiligung an der Maifeier für den ländlichen Accorclarbeiter eine recht kostspielige Kundgebung ist, weshalb denn auch von Jahr zu Jahr der ganze Spectakel mehr und mehr in Misscredit geräth und langsam versumpft.
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