TRÜDINGER & CONSORTEN

SEIDENBAND-FABRIK

BREGENZ.

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or einem halben Säculum war die Seidenbandfabrication zumeist in der damaligen Wiener Vorstadt Schottenfeld (im heutigen Bezirke Neubau) concentrirt. Es waren dies vorwiegend kleine Unternehmungen, obwohl sie alle »Fabriken« hiessen; solche, die beispielsweise 20 bis 30 Stühle zählten, gehörten schon zu den grösseren Unternehmungen. Es wurden fast durchwegs façonnirte Artikel erzeugt, theils die verschie­denen Bauern-Genres, theils städtische Modebänder. Der "Wiener »Bandmacher«, so wurden die WAber genannt, war in technischer Hinsicht eine tüchtige Arbeitskraft, er arbeitete auch ziemlich complicirte Gewebe (viel- schützige Brochés) mit grosser Geschicklichkeit. Mechanisch angetriebene Stühle existirten damals für die Band­weberei noch nicht. So gieng es bis zum Anfang der Fünfzigerjahre, wo das Aufgeben des Schutzzollsystems einen harten Concurrenzkampf mit dem Ausland heraufbeschwor. Der WTener Bandfabrikant wurde aufgerüttelt, die capitalskräftigeren unter ihnen begannen sich mit der Idee mechanischen Betriebes zu befassen, auch kamen schon Lohnstreitigkeiten mit Arbeitern vor, und so vollzog sich in dieser Zeit die Umwandlung des bisherigen kleinbürgerlichen Betriebes in den capitalistischen und Grossbetrieb. Die Fabrikanten verlegten ihre Etablissements in die Provinz {Böhmen, Mähren, Niederösterreich) der billigeren Löhne wegen, übersiedelten theils mit den bisherigen Stühlen (welche meist für den mechanischen Betrieb abgeändert wurden), theils schafften sie neue mechanische Stühle an, der Betrieb wurde ein moderner und kaufmännischer. Die Moden dieser Epoche vereinfachten sich, die Façonbânder wurden nur in geringen Mengen (und dann nur meist für den Bedarf der Nationaltrachten der Bauern) begehrt, während das Gros des Verbrauches in sogenannten »glatten« Artikeln bestand. Durch die Erfindung der Anilin­farben wurde die Mannigfaltigkeit der Nuancen und Farben eine ausserordentlich grosse und dadurch ein Ersatz geschaffen für die durch die Einfachheit der Genres verlorene Mannigfaltigkeit der Dessins. In die Epoche der letzten 50 Jahre fiel auch der allerdings oft von Schwankungen unterbrochene, aber in der Tendenz doch continuir- liche Rückgang der Rohseidenpreise. Alle diese Umstände wirkten zusammen, um den Nutzen, welchen die Fabri­cation abwirft, zu schmälern.

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Eines der neueren Etablissements der Seidenbranche ist die Fabrik von Trüdinger & Consorten in Bregenz.

Im Jahre 1887 wurde dieses Unternehmen als Zweigniederlassung der unter gleicher Firma in Basel be­stehenden Bandfabrik gegründet. Seit diesem Jahre (1898) wird in Bregenz die Fabrication von Seiden- und Sammt- bändern selbstständig betrieben. In den im Jahre 1887 neu erbauten ausgedehnten Fabriksräumen finden sich alle modernen Einrichtungen der einschlägigen Technik vor; die Gesammteinrichtung dieser Fabrik ist eine derartige, dass sie den Anforderungen der stets rasch wechselnden Mode schnellstens folgen, und nach Bedarf sowohl façonnirte (gemusterte) als auch glatte Bänder in beliebigen Breiten und Farben erzeugen kann. Eine besondere Specialität der Firma sind die schwarzen Artikel.

Durch die eigene Appretur und Moirage ist die Fabrik in Stand gesetzt, die Lieferung der gebrauchsfertigen Bänder in tadelloser Vollendung ab Bregenz zur Ausführung zu bringen.

Auf dem Grund und Boden des Etablissements sind geräumige WAhnungen für vierzig Arbeiterfamilien erbaut worden.

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