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ie eigentliche Gründung dieses Unternehmens fällt in das vorige Jahrhundert. Während der letzten Jahre desselben liess sich der Webermeister Anton Bleichsteiner in Wien, am Schottenfeld, nieder und betrieb das Gewerbe der Seidenbandmacherei. Es gab damals keine grösseren Fabriken, keine besonderen maschinellen Einrichtungen, aber auch keine hohen Anforderungen an. die Erzeugnisse durch Mode und Luxus. Man hatte noch keine Ahnung von dem zauberhaften Farbenspiel, welches später durch das Anilin in die Welt gesetzt wurde, keine Sorge, dass die Göttin »Mode« stets wechselnde Launen vom fernen Auslande wirken lassen könnte; es war nur nothwendig, in Material und Arbeit reine Erzeugnisse von möglichster Haltbarkeit zu liefern. Der »Bandmacher« arbeitete selbst mit seinen Gesellen auf 6xo Stühlen, die Frau besorgte mit einigen Mädchen (auch die Kinder halfen eventuell mit) die Vorbereitungsarbeiten und die Adjustirung der fertigen Waaren, welche der Meister wohl auch eigenhändig nach der »Stadt« zum Händler trug und gegen eine mit Kreide auf den Verkaufstisch geschriebene Rechnung die baare Bezahlung sofort in Empfang nahm. Die erzeugten Artikel waren nicht allzu mannigfaltig. Glatte Bänder in Taflet und Atlasbindung, schwarz und in einigen wenigen Farben, wohl auch glacé, sowie einige wenige Artikel façonnirten Genres, nicht zu oft in den Dessins wechselnd, machten den Kreis der ganzen Erzeugung aus.

Unter diesen relativ sehr günstigen Verhältnissen verdiente Anton Bleichsteiner reichlich, schaffte sich weitere Stühle an und übergab Ende der Vierzigerjahre das Geschäft seinem Sohne Carl, welcher schon viele Jahre mitgearbeitet und sich gründliche Kenntnisse in seinem Fache erworben hatte. Allgemein und auch kaufmännisch ungleich gebildeter als sein Vater, strebte dieser fortwährend nach Vergrösserung des Betriebes und Ausbreitung der geschäftlichen Verbindungen. Er suchte den bedeutenderen Bedarf an Material auf möglichst vortheilhafte Weise durch thunlichst directe Verbindung mit den Seidenhändlern Italiens zu decken, und erweiterte seinen Kunden­kreis sowohl am Wiener Platze, als auch durch Anknüpfung von Verbindungen mit Kaufleuten in den Provinz­städten Oesterreichs.

Im Jahre 1864 nahm er seinen Schwiegersohn Ferdinand Wögerer als Compagnon auf. Dieser war ursprünglich, nachdem er seine Ausbildung in Budapest genossen hatte, Kaufmann in seiner Vaterstadt Kaschau, wo noch heute das Geschäft »Wögerers Nachfolger« existirt. Er stand mit dem Hause »Bleichsteiner« in Verbindung, kam öfters nach Wien und fasste, nachdem er sich mit der Tochter verlobt hatte, den Entschluss, sich gänzlich dem Fabricationsgeschäfte zu widmen, um später der Nachfolger seines Schwiegervaters zu werden. Um sich die nöthigen Fachkenntnisse zu erwerben, hielt er sich einige Zeit in der Schweiz auf und lernte namentlich die Bandweberei theoretisch und praktisch gründlich kennen. Nachdem er sich in Frankreich über das Geschäft in Modeartikeln, die verschiedenen Neuerungen u. s. w. informirt hatte, nahm er seine Thätigkeit in Wien auf. Die Firma lautete nunmehr »Bleichsteiner & Wögerer«.

Der junge Mann, welcher neben hoher Intelligenz eine seltene Arbeitskraft und unermüdlichen Fleiss bethätigte,. war in jeder Weise für den Fortschritt eingenommen, und hatte seinem Schwiegervater als Compagnon gegenüber einen schweren Stand. Dieser war ein sehr conservativer Mann, der sich für alle durch die neuere Zeit gebotenen Reformen nur sehr schwer interessiren liess. Das Project Ferdinand Wögerer's, die inzwischen recht ansehnlich gewordene Fabrik zu erweitern und mit Dampf zu betreiben, stiess auf energischen Widerstand, obwohl der Vortheil auf der Hand lag, und der »Bandstuhl«, der ja von Ursprung an ein »mechanischer Stuhl« ist, keinerlei Veränderung im Bau, sondern nur einen anderen Antrieb erhalten sollte. Schliesslich wurde aber doch der Dampfbetrieb eingeführt und bewährte sich natürlich in ausserordentlicher Weise. Die Production steigerte sich, die Fabrik war stets voll

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