mittelst Wasserkraft übergegangen; um das Jahr 1845 kamen die ersten mechanischen Webstühle, welche von der Firma Richard Hartmann jetzt »Sächsische Maschinenfabrik« in Chemnitz bezogen wurden, in Betrieb.

Erzeugt wurden damals hauptsächlich grobe Loden, Tüffel, Calmuk, carrirte Budl und Wolldecken, sowie die sogenannten Lrlinger Wettermantelstoffe für Hirten und Jäger, die theils an die Kaufleute, zum grösseren Theile an Consumenten direct abgesetzt, d. h. für die Wolle eingetauscht wurden.

Im Jahre 1848 bekam die Firma die ersten Militärlieferungen, und zwar Monturtuch nach Venedig, sowie Mannschafts- und Pferdedecken nach Graz.

Im Jahre 1850 wurde das Graslmühlanwesen in Mühlau erworben, dortselbst eine neue, zweite Fabrik erbaut und im selben Jahre die Firma von den vier Söhnen des Gründers, Jakob, Ferdinand, Franz und Anton Baur, übernommen. Der Gründer der Firma, Herr Franz Baur sen., starb im Jahre 1862. Als das Kriegsjahr 1866 herein­brach, lieferte die Firma wieder Militärtuch und wurde den Herren Franz und Ferdinand Baur in Anerkennung prompter und ausgezeichneter Effectuirung das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. So erweiterte sich der Betrieb von Jahr zu Jahr, und da die alten Fabriksräume nicht mehr genügten, wurde im Jahre 1868 die in

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Mechanische Lodenweberei.

Innsbruck (Sillgasse) gelegene sogenannte Hofmühle, der eine bedeutende Wasserkraft zu Gebote stand, angekauft und an Stelle derselben eine neue Fabrik mit Wohnhaus und Turbinenanlage errichtet.

Im Jahre 1873 übernahm das Geschäft der älteste Sohn Jakob Baur, welcher aber im gleichen Jahre starb. Das ganze Etablissement gieng nun an dessen Söhne, Franz und Johann Baur, die jetzigen Inhaber der Firma, über.

Im Jahre 1877 wurde der Firma der k. und k. Hoflieferanten-Titel verliehen.

Im Jahre 1878 wurde eine neue Dampffärberei für Woll-, Stück- und Küpenfärbung erbaut.

Im Jahre 1889 wurde die gesammte Spinnerei nach Mühlau verlegt, hingegen die Färberei und die übrigen Fabricationszweige in Innsbruck centralisirt, ferner eine kleine elektrische Anlage zur Beleuchtung der Mühlauer Fabrik errichtet. 1890/91 wurden in Mühlau wieder Wasserkräfte erworben, eine neue Hochdruck-Turbinenanlage mit einer längeren Eisenrohrleitung von 1 Meter Durchmesser und 2 einhundertpferdekräftigen Turbinen hergestellt; ferner wurde die gleichzeitig angekaufte Mühle in ein Arbeiter-Wohnhaus für 23 Parteien umgebaut.

1893 wurde Franz Baur für seine hervorragenden Verdienste um das Zustandekommen der I. Tiroler Landes­ausstellung mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Mit 1. Jänner desselben Jahres errichtete die Firma in Wien, I., Fleischmarkt, Drachengasse 2, eine eigene Niederlage.

1894 erbaute die Firma ein eigenes Elektricitätswerk für Licht sowie elektrische Kraftübertragung, Dreh­strom, System Oerlikon, in Mühlau für 2000 Glühlampen, in erster Linie zur Beleuchtung der eigenen Fabriken und Wohnhäuser in Innsbruck und Mühlau und zum elektrischen Betriebe der circa 3 Kilometer entfernten Weberei. Ausserdem gibt die Anlage noch Strom an Hötels, öffentliche Gebäude und Private ab.

Was nun die Fabrication anbelangt, so muss hervorgehoben werden, dass Alles von der rohen Wolle bis zum fertigten Stücke in den eigenen Etablissements aus reinem, bestem Rohmaterial ohne jegliche Beimengung von Surrogaten hergestellt wird.

Im Jahre 1882 wurden von der Firma die ersten Damenloden erzeugt und in den Handel gebracht, die sich durch ihre Güte sowohl für Haus- und Alltagskleidung, als auch für Costüme und Reiseanzüge bald einen Weltruf

Die Gross-Industrie. IV.

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