erwarben und eine derartige Beliebtheit erlangten, dass es nicht im Entferntesten möglich war, die darauf einlaufenden Aufträge zu erledigen, selbst wenn die Leistungsfähigkeit der Fabrik um das Dreifache erhöht worden wäre. Leider wurde auch dieser Artikel, wie das ganze Lodengeschäft überhaupt, in den letzten Jahren durch minderwerthige Fabrikate, die unbean- ständet überall, selbst auch am hiesigen Platze, als echte Tiroler Loden angepriesen und für solche in grossen Mengen verkauft werden, sehr stark geschädigt und dadurch der redlich erworbene und wohl­verdiente Weltruf der echten Tiroler Lodenfabrikate discreditirt.

Die mit den besten Maschinen ausgerüstete Fabrik beschäftigt gegenwärtig 160 bis 180 Arbeiter. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die guten Beziehungen zwischen der Arbeiterschaft und den Arbeit­gebern von Anbeginn an nichts zu wünschen übrig liessen. Der beste Beweis hiefür ist wohl der, dass die Arbeiterin Anna Daum nunmehr seit 62 Jahren in den Diensten der Firma steht, während dem Weber Josef Kühnei, welcher noch heute, d. i. nach 60 Jahren, wie nebenstehende Skizze zeigt, wacker und unermüdlich auf seinem alten Handstuhl schafft, bereits am 27. März 1888 für seine ununter­brochene 50jährige treue Dienstleistung von Sr. Majestät das silberne Yerdienstkreuz verliehen wurde. Gleichzeitig mit Kühnei wurde ob­genannte Anna Daum, sowie der 40 Jahre dienende Hans Orgler von der Behörde mit Diplomen, von der Firma durch Geschenke geehrt, ebenso erhielten im Februar 1895 vier gleichzeitig ihr 25jähriges Dienstjubiläum feiernde Arbeiter Anerkennungen und Geschenke.

Seit dem Jahre 1891 ist die Firma Mitglied der Militärtuch- Lieferungsgesellschaften Offermann & Consorten, liefert als solche Monturtuch für das stehende Heer, ausserdem an das Monturdepot in Graz Winterkotzen, Sommerdecken und Cavalieri e-Pferdedecken.

Auf Ausstellungen prämiirt wurde die Firma in Wien 1845 und 1873, in Innsbruck 1882, in Budweis 188-4 (goldene Medaille), 1893 Chicago (2 Medaillen und Diplome) und 1893 in Innsbruck (Ehrendiplom des Handels­ministeriums). 1879 erhielt die Firma das österreichisch-ungarische Patent für porös wasserdichte Wollstoffe.

Ihren guten Ruf erwarb sich die Firma hauptsächlich durch die von ihr erfundene Erzeugung von natur­wasserdichten porösen Erlinger- und Wettermantelstoffen, welche anfänglich nur in Weiss und Naturbraun her­gestellt wurden und von Hirten und Hochgebirgsjägern benützt worden sind, sich aber wegen ihrer Wasser­dichtheit, geringen Schwere und des billigen Preises bald auch in Touristen- und Jägerkreisen allgemein Eingang verschafften. Ferner lieferte die Firma Wettermantelstoffe in Blaugrau für Infanterie- und braune für Cavallerie- officiere der k. und k. Armee in grossen Mengen zur vollsten Zufriedenheit. Heute, da diese Erlinger Wetter­mantelstoffe in allen möglichen Melangen und Farben, auch aus Kameelhaaren erzeugt werden, sind selbe allent­halben als bester und billigster .Schutz gegen Unwetter anerkannt und in Verwendung. Gerade durch diese Wetter­mantelstoffe wurde das Publicum auf die Solidität der heute -wohl weltberühmten Tiroler Loden aufmerksam gemacht und diese heimische Industrie zu Ehren und grossem Aufschwünge gebracht.

Als Begründerin der Tiroler Loden-Industrie kann die Firma deshalb auf ihren nun 83jährigen rühmlichen Bestand, während dessen sie sich aus den kleinsten, bescheidensten Anfängen zu Ansehen und Achtung empor­gerungen hat, mit Befriedigung zurück- und mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

Sechzig Jahre am Webstuhl (Josef Kühnei).

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Spinnerei in Mühlau.