Das Etablissement umfasst heute folgende Baulichkeiten: i Wohnhaus für die Familie des Fabriksbesitzers, 2 Wohnhäuser für Beamte und Meister, i Amtsgebäude, 2 Dampfmaschinen- und Kesselhäuser, 14 Fabriksgebäude und 11 Magazinshäuser. Alle Räume be­sitzen Dampfheizung, Telephon Verbindung und elektrische Signalapparate.

Die Wollspeicher besitzen einen Raum für die Aufnahme von 5000 Ballen, deren jeder ein Gewicht von 80 bis 400 Kilo­gramm besitzt. Die Wolle wird sowohl vom In­lande, insbesondere aus Böhmen und Ungarn, bezogen, als auch aus überseeischen Fändern, so aus Australien, dem Südcap Afrikas, den La Plata-Staaten Südamerikas nach Altenberg geliefert. Auch im europäischen wie asiatischen Russland wird Wolle gekauft.

Die böhmischen und ungarischen Wollarten werden zumeist für Militärtuche, die über­seeischen für andere Tuche und Kotzen verarbeitet.

Nachdem die Wolle in einem lichten Nebensaale von langjährigen Fabriks­arbeiterinnen gesichtet (sortirt) wurde, ge­langt die Wolle in den sogenannten »Reiss­wolf«, um daselbst im Groben zerfasert zu werden. Der »Reisswolf« besteht aus einem Kasten, in welchem sich eine grosse mit Eisendornen besetzte Trommel rasch dreht.

An diesen Vorgang schliesst sich das Waschen der Wolle. Im Erdgeschosse eines für diese Zwecke eingerichteten Gebäudes ist die Wäscherei und Färberei. In der Wäscherei stehen vier mächtige eiserne Kufen, deren jede vier gewaltige Rechen und Walzen besitzt; die letzteren können einen Druck von 10.000 Kilogramm ausüben. In 11 Stunden können 2500 bis 3500 Kilo­gramm Wolle gewaschen werden. Sie verliert dabei 20 bis 60% an Gewicht. Hierauf passirt die Wolle zur Befreiung von den ihr anhaftenden kleinen Pflanzenbestandtheilen, meist Haarfrüchten von Kletten, nach einem in 4"/ 0 iger Schwefelsäure genommenen Bade den sogenannten »Carbonirungsofen«, der, aus starkem Eisenblech construirt, einem riesigen Schriftkasten gleicht, mit 60 verschliessbaren Kammern (je sechs in einer Reihe), deren Inneres durch Dampf geheizt wird. Die Pllanzentheile, die nun zu Kohle verbrannt sind, werden hierauf durch die Klopfmaschine von der Wolle entfernt. Nach einem Bade in Sodalösung zum Zwecke der Einsäuerung der Wolle gelangt diese in die Färberei oder, falls sie im weissen Zustande verarbeitet werden soll, in eine Centrifugalmaschine; letztere ist

auf circa 1000 Umdrehungen pro Minute eingerichtet, wodurch 1200 Kilogramm Wolle in n Stunden getrocknet werden können.

In der Färberei wird theils nach altem System, theils nach einem neuen, bedeutend praktischeren gearbeitet. Nach ersterem sind fünf Kessel aufgestellt, in welchen die Flüssigkeit, die sogenannte Flotte, durch Centralfeuerung auf ioo° Celsius erwärmt und die Wolle mit Haken in der Flüssigkeit hin- und hergezogen wird. Nach neuerem System sind zwei Färbeapparate mit Flügelrädern vorhanden, die ersten dieses Systems, welche in Oesterreich über­haupt zur Anwendung kamen. Nur die Indigofärberei wird noch immer so gehand- habt, wie vor 100 Jahren. Sobald die Wolle gefärbt ist, wird sie nochmals gespült, dann mit der Schleudermaschine entwässert, hierauf getrocknet, um nun durch den Krempelwolf in ganz feine, leichte Flocken getheilt zu werden. Nun gelangt zur letzten Vorbereitung fürs Spinnen die Wolle in die Assortiments-Krempelmaschinen, deren das Altenberger Etablissement eine Anzahl von 63 Maschinen besitzt, die pro Tag 1500 Kilogramm verarbeiten. In der Spinnerei und Weberei sind Maschinen modernster Construction aufgestellt.

'Mm

rJjHjrTjS.

2^, iiak

£11 u

f'~ *

IO9