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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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Auch die Erzeugung wollener Männerkleiderstoffe musste aufgenommen werden.

Endlich ist im letzten Decennium ein ganz aparter Industriezweig eingeführt worden, die Ausrüstung und Veredlung - baumwollener Gewebe durch Färben. Bleichen und Bedrucken. Die Gewebe zu diesen Waaren werden

theils in den eigenen Webereien hergestellt, theils von auswärts bezogen.

Die Zahl der Arbeiter in Böhmisch-Aicha beträgt gegenwärtig: in der unteren Fabrik circa 1400, davon 40% männlichen, 6o° /0 weiblichen Ge­schlechtes; in der oberen Fabrik circa 220, fast alle männlichen Geschlechtes.

Im Ganzen werden also von der Firma Schmitt gegenwärtig an 3700 Arbeiter beschäftigt.

In allen Fabriken ist Gas-, theilweise auch elektrische Beleuchtung eingeführt.

Der Gründer und alleinige Inhaber war im Laufe der Zeit von Seiner Majestät mit dem Franz Joseph-Orden, mit dem Orden der eisernen Krone III. Classe, durch Erhebung in den erblichen Ritter­stand und Berufung in das hohe Herrenhaus des öster­reichischen Reichsrathes ausgezeichnet worden. Seine erste Frau, geborene Unger, hatte er schon Mitte der Vierzigerjahre durch den Tod verloren, und erst 1854 verehelichte er sich wieder, und zwar mitFrl. Ida Mittrich aus Ostritz in Sachsen. Der einzige männ­liche Sprössling dieser Ehe wurde leider schon in jugendlichem Alter von einem tückischen Lungen­leiden im Jahre 1879 hinweggerafft. Franz Ritter von Schmitt selbst war ebenfalls in den letzten Jahren seines Lebens von schweren körperlichen Leiden heimgesucht; ein hartnäckiges, schmerzhaftes Rückenmarkleiden quälte ihn Jahre hindurch bis zu seinem Tode. Er verschied am 25. April 1883, tief betrauert von seiner Familie, seinen zahlreichen Angestellten und von den tausenden seiner Arbeiter, dem Leben geschieden, dessen unermüdlicher, thätiger Geist mit grosser Willensstärke und Ausdauer die Vorgesetzten Ziele erreichte, Grosses ausführte und zur Vollendung brachte. Er war vielen Industriellen ein leuchtendes Vorbild. Seinen Untergebenen war er ein zwar strenger, aber gerechter Chef.

Das von ihm Anfangs der Siebzigerjahre zu Böhmisch-Aicha in vornehmem Style erbaute Palais wird von seiner Witwe, der Frau Ida von Schmitt, einer edlen Wohlthäterin im wahrsten Sinne des Wortes, bewohnt.

Eine Störung des umfangreichen Geschäftsbetriebes ist durch seinen Heimgang nicht eingetreten, denn schon seit einigen Jahren waren seine beiden Schwiegersöhne, kaiserl. Rath Adolf Lössl, wohnhaft in Wien, und Conrad Blaschka, wohnhaft in Böhmisch-Aicha,

Mitinhaber der Firma, von denen das weitver­zweigte Geschäft ganz im Sinne des Verewigten fortgeführt wird.

An grossen AVeltausstellungen betheiligte sich die Firma 1862 in London, 1867 in Paris und 1873 in Wien; die letztgenannte hat der Firma die höchste Auszeichnung, die sie zu ver­geben hatte, das Ehrendiplom, zuerkannt. Seither betheiligte sich die Firma nur mehr an einer Ausstellung, und zwar in Barcelona, in der Ab­sicht, hiedurch ihre Exportbestrebungen nach der iberischen Halbinsel zu fördern.

Bekanntlich gehen die Meinungen über den Nutzen der grossen allgemeinen Ausstellungen weit auseinander; die Inhaber der Firma Schmitt neigen mehr zur Ansicht Jener, welche sich von der Betheiligung an solchen Ausstellungen einen wirk­lichen, dauernden, commerziellen A'ortheil nicht versprechen, namentlich keinen Erfolg, der auch nur annähernd den enormen Kosten entspräche, welche eine der Grösse des Etablissements entsprechende Betheiligung an der Ausstellung verursachen würde. Der Geschäftsgang in der Branche, welcher die Firma Schmitt angehört, ist gegenwärtig sehr unbefriedigend; die Kaufkraft des Inlandes hat durch schlechte

Die sogenannte »Pantscherei« (Böhmisch-Aicha),

Rouleaux-Druckmaschine (Böhmisch-Aicha).

Mit ihm ist ein bedeutender Mann und edler Charakter aus