einige Jahre bis zu Anfang dieses Jahrhunderts, giengen aber wieder ein, weil das Klima die Samenkapseln nicht vollständig ausreifen liess.

Eine detaillirte Statistik der Baumwollspinnereien für das Jahr 1828 geben uns I-Ceess und Blumenbach. 1 ) Darnach bestanden

in Niederösterreich

in Böhmen in Vorarlberg in Lombardei-Yenetien

30 Spinnereien mit 224.518 Spindeln (und einer Erzeugung von über 4 Millionen Wiener Pfund)

70 Spinnereien mit ca. 500.000 Spindeln

13 » » 49.884 »

12 » » 27.160 »

Viel später als in der Spinnerei vollzog sich der technische und wirthschaftliche Umwälzungsprocess in der Weberei. In England war die Maschinenweberei schon im grossen Aufschwünge, als die ersten mechanischen Stühle, »Kunstwebstühle« oder »Webemaschinen« (Power-looms) von Freiherrn v. Puthon in Wiener-Neustadt und von Johann v. Thornton in Pottendorf aufgestellt wurden. Keess und Blumenbach 2 ) constatiren aber, dass der Preis der Maschinengewebe um das Jahr 1827 sich noch immer höher stelle, als der der Handgewebe. Trotzdem habe für die Handweberei die Stunde bereits geschlagen; es sei gar nicht zu zweifeln, dass die Maschinenweberei in wenigen Jahren alle Schwierigkeiten besiegen und auch die jetzt noch niedrigeren Preise des Handlohnes auf dem Continente überholen, ja überbieten werde, ebenso wie einst die wohlfeilste Spinnerei der Erde, die ostindische, geschlagen worden sei.

Die Fabrikation der Baumwollwaaren hatte sich zumeist in Niederösterreich und in Böhmen, vielfach in der Nähe der grossen Zitz- und Kattunfabriken, concentrirt. In Niederösterreich ragten insbesondere die bereits erwähnten Webereien der Pottendorfer Spinnerei und des Freiherrn v. Puthon in Wiener- Neustadt hervor. In Böhmen waren der Eibogner- und der Leitmeritzer-Kreis die Hauptsitze der Baumwoll­weberei, aber auch Reichenberg hatte eine Bedeutung, indem es im Jahre 1826 2000 Webstühle zählte, welche jährlich 32.000 Stück Kattune verfertigten. In Mähren wurde die Baumwollweberei am stärksten zu Sternberg, auf der Herrschaft Kunstadt und in Brünn betrieben. Trotzdem deckte die inländische Erzeugung nicht den heimischen Bedarf, namentlich in rohen Kattunen und Kammertüchern, so dass noch ein grosses Quantum von Geweben aus Sachsen, aus der Schweiz u. s. w. importirt werden musste. 3 )

Von den früheren grossen Kattunfabriken war manche den Wechselfällen der Zeit erlegen, so unter Andern auch die altberühmte, von der Orientalischen Compagnie gegründete in Schwechat. Ende 1S27 bot die Kattundruckindustrie in Folge dessen ein verändertes Bild. An grossen k. k. priv. Zitz- und Kattunfabriken zählte man in Niederösterreich die zu Neunkirchen (Vaucher de Pasquier & Co.) mit 60 Drucktischen, zu Friedau (fürstlich Corsinische Erben) mit 60 Drucktischen, zu Kettenhof (Freyin v. Fries und Johann Ziegler) mit 50 Drucktischen, zu Erlaa (Boltz und Müller) mit 50 Drucktischen, zu Ebreichsdorf (Freiherr v. Lang) mit 40 Drucktischen, zu Atzgersdorf (Johann Klein) mit 40 Druck­tischen, zu Hacking (Franz Maurer) mit 35 Drucktischen, zu Himberg (Theodosius Blumauer) mit 30 Druck­tischen, zu Atzgersdorf (Brüder Lipper) mit 30 Drucktischen, zu Fischamend (Josef Fehr) mit 25 Druck­tischen, zu Himberg (Max. Ivhünel) mit 15 Drucktischen etc. In Oberösterreich war die bedeutendste Kattunfabrik die von Wels, in Steiermark die von Graz (1782 gegründet); Mähren besass Fabriken zu Althart, Ingrowitz und Schildberg. Sehr ansehnlich repräsentirte sich die Druckindustrie in Böhmen durch die k. k. priv. Fabriken von Cosmanos (Franz Leitenbergers Söhne), Neu-Reichstadt (Ignaz Leitenberger & Sohn) Landskron, Kuttenberg, Eger, Karolinenthal, Ivarbitz, Schluckenau, Kleinaicha, Wernstadtl etc. In Ungarn bestand noch die alte Fabrik in Sassin, in Vorarlberg traten bereits Dornbirn und Rankweil hervor. Der Export in Druckwaare richtete sich damals zumeist nach Italien. 4 )

Die Folgezeit brachte wesentliche Veränderungen in der Zollgesetzgebung. Der Zollsatz auf rohe Baumwolle wurde auf 1 fl. 40 kr., im Jahre 1851 auf 1 fl. per Metercentner herabgesetzt und durch den Tarif von 1853 vollständig aufgehoben. Die Baumwolleinfuhr stieg in Folge dessen rapid, wie aus folgenden Durchschnittsziffern zu ersehen ist:

1 ) Keess und Blumenbach, a. a. O., I. Bd., S. 166 f.

-) Ebenda, S. 316.

3 ) Keess und Blumenbach, a. a. O., I. Bd., S. 325 f.

4 ) Ebenda, S. 369 f.