gegen heute selbstverständlich geringeren Umfange betrieb und dem mit Anton Balle in Zwickau das Verdienst gebührt, diese Färberei in Böhmen zuerst eingeführt zu haben, nachdem das Verfahren des Türkischrothfärbens bis dahin als Geheimnis angesehen wurde und Elberfeld das ausschliessliche Monopol in der Erzeugung dieses Artikels besass.

Wir kehren nach Lindenau, dem eigentlichen Stammhause der heute in der Rothgarnfärberei bestehenden zwei Firmen Grohmann, zurück. Carl Grohmann betrieb daselbst mit wechselndem Glücke seine Fabrication und erzog seine Söhne mit aller Fürsorge für das eigene Geschäft, indem er besonders auch seine Rührigkeit auf sie zu übertragen wusste; es war ihm bestimmt, sich noch im Alter an dem Glücke seiner Kinder und dem guten Ge­deihen der durch ihn begründeten Unternehmungen erfreuen zu können.

Es waren ihm vier Söhne beschieden: Martin (geb. 1840), Johann (geb. 1842), Theodor (geb. 1844) und August (geb. 1855), der 1884 im 30. Lebensjahre einem tückischen Lungenleiden erlag, tief betrauert von allen, die ihn kannten, ob seiner seltenen Flerzensgüte und humanen Gesinnung.

Es war im Jahre 1864, als Vater Grohmann, in Rücksicht auf das Teplitzer Kohlenbecken mit seinem billigen Brennstoffe, die Anlage einer Filiale seiner Rothgarnfärberei in der Teplitzer Gegend ins Auge fasste; er wählte hiezu den von Teplitz eine halbe Stunde entfernten, an der Aerarialstrasse nach Lobositz gelegenen Ort Wisterschan; der Versuch war nur ein zaghafter; die Anlage war für kaum 25 Arbeiter mit einfachem Hand­betrieb eingerichtet.

Törkischrothgarn-Färberei in Wisterschan.

-Cr.-'

* Jbfc

t r-y

yjp

Da trat 1866 eine Firmen-Aenderung ein, indem der Vater Carl Grohmann die Lindenauer Fabrik allein weiterführte und die Brüder Martin, Johann und Theodor sich zur Uebernahme von Wisterschan vereinigten. Johann Grohmann kehrte jedoch nicht lange darauf zum väterlichen Geschäfte nach Lindenau zurück, und so führten nun die beiden Brüder Martin und Theodor unter der beibehaltenen Firma »Gebrüder Grohmann« das Wisterschaner Geschäft selbstständig fort und sahen bei offenem Blicke, bei reger Entfaltung ihrer Arbeitskraft und endlich bei einer sehr gedeihlich wirkenden gegenseitigen Arbeitstheilung die Früchte ihrer Schaffenslust und brüderlicher Eintracht in der immer grösseren Ausgestaltung ihres geschäftlichen AVirkens heranreifen. Sie leiten auch heute noch selbstständig die grosse Zahl ihrer Unternehmungen, welche, auf durchaus solider und reeller Grundlage errichtet, der Firma ihren guten Ruf in der gesammten Geschäftswelt verschafften. Wir wollen dies in Kürze etwas näher beleuchten:

Es kam das Jahr 1870 heran und mit ihm der bekannte geschäftliche Aufschwung, der auch unseren jungen Fabrikanten den Muth verlieh, ihre Anlagen zeitgemäss zu verbessern, sowie zu erweitern; es erfolgte die erste Aufstellung eines Dampfkessels, sowie einer Dampfmaschine zum Betriebe der Kochapparate und Werkmaschinen, und bei fortgesetzter segensvoller Entwickelung erweiterte sich diese Betriebsanlage bis heute auf 4 Dampfkessel, 3 Dampfmaschinen mit den erforderlichen, verschiedenartigen Werkmaschinen und einer Arbeiterzahl von circa 140.

Grosse Schwierigkeiten für eine noch umfangreichere Erweiterung der Färberei boten leider die beschränkten Wasserverhältnisse, und da überdies eine neue und billigere Methode des A^erfahrens ganz besonders reines, eisenfreies Flusswasser zur Bedingung machte, entschloss man sich 1876 zur Errichtung einer zweiten Färberei am Polzenflusse in dem alten, gewerbsfleissigen Bensen, die auch noch heute in unveränderter maschineller Einrichtung mit circa 70 Arbeitern daselbst im Betriebe steht.

212