Mit den Jahren der Entwickelung stellte sich immer mehr das Bedürfnis heraus, statt des zum Färben noth- wendigen, im In- und Auslande zumeist auf eigene Rechnung gekauften Garnes, womöglich eigenes Gespinnst verarbeiten zu können, vermochte doch übrigens die Grösse dieses Bedarfes ganz gut schon eine massige Spinnerei allein zu beschäftigen. So wurde denn 1882 der erste Theil der an die Bensener Färberei anstossenden Baumwoll­spinnerei errichtet und dieselbe bis 1889 zu dem aus dem vorliegenden Bilde ersichtlichen Umfange gebracht. Es arbeiten daselbst eine englische Dampfmaschine von 800 Pferdekräften, eine deutsche von 250 Pferdekräften, ferner zwei inländische je öopferdekräftige Maschinen als Kraftreserve und für den elektrischen Betrieb, mit zusammen 7 Dampfkesseln, welche maschinelle Anlage circa 50.000 Baumwollspindeln nebst 3600 Zwirnspindeln mit allen den nöthigen Reinigungs- und Vorbearbeitungsmaschinen in Gang setzt. Die Production dieser stattlichen Fabriks- und Maschinen-Anlage erreicht bei einem Arbeiterstande von circa 600 Personen die Höhe von nahe an 4 Millionen Pfund Baumwollgarn.

Einen besonderen Hinweis auf die Güte und Beliebtheit des Grohmannschen Gespinnstes unterlassen wir; sein Renommé ist in Fachkreisen zur Genüge bekannt. Es soll jedoch an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass diese, einen einzigen Complex bildende Spinnfabrik auf der Höhe ihrer maschinellen Einrichtung und geschäft­lichen Leitung steht und wohl kaum von anderen Spinnereien des Inlandes darin übertroffen werden dürfte.

Im vorigen Jahre wurde angrenzend an den Besitz abermals ein grösseres Grundstück erworben, welches die Bestimmung hat, als Baugrund für eine Anzahl von Arbeiterhäusern zu dienen, deren Errichtung unmittelbar bevorsteht.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Firma auch noch eine dritte Färberei, und zwar in Josefsthal unterhalb Bensen, unterhält. Sie wurde von dem Fabriksbesitzer Josef Pietschmann erworben, der den Betrieb daselbst einstellen wollte, nun wird sie von einem Färbermeister geleitet und arbeitet mit einem Dampf­kessel und einer Maschine nebst Centrifugen und den sonst nöthigen Werkmaschinen bei einem steten Stande von 30 Arbeitern.

Betreffs der Unternehmungen in Wisterschan und Bensen sei noch erwähnt, dass erstere direct an der Station gleichen Namens der neuen Teplitz-Reichenberger Bahn liegt, die Fabriken in Bensen dagegen durch eine kurze Schleppbahn mit der gleichnamigen Station der Böhmischen Nordbahn verbunden sind.

Die Firma besitzt ferner ein bei der Station Eisenberg der Dux-Bodenbacher Bahnstrecke gelegenes Kohlenwerk.

Wir schliessen unsere Skizze mit folgenden productiv-statistischen Schlussbemerkungen:

Von der erwähnten Garnerzeugung per 4 Millionen Pfund findet nicht ganz der dritte Theil seine Ver­wendung zur Rothgarn-Erzeugung ; hiezu kommt noch ein verhältnismässig sehr geringes Quantum feinfädiger Garne und Zwirne aus dem Auslande, welches im Lohne für einzelne Kunden gefärbt wird.

Das Absatzgebiet für Rothgarn bilden noch immer, nach wie vor, zumeist die böhmischen und mährischen Webereibezirke, sodann die Districte der Wirkwaaren-Industrie. Im ersteren Falle sind es heute hauptsächlich die Artikel: Canevas, Oxford, Bettzeuge, Matratzen, Gradei, Kleiderstoffe, Tischtücher, Taschentücher, Inlettstoffe u. s. w., bei denen das Rothgarn seine Verwendung findet und welche Artikel in der gesummten österreichisch-ungarischen Monarchie, aber auch nach den Balkanstaaten ihren Abfluss nehmen.

An Ausstellungen hat sich die Firma Gebrüder Grohmann in äusserst geringem Maasse betheiligt ; bei der Wiener Weltausstellung 1873 erhielt sie die A^erdienst-Medaille. R.

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Türkischrotbgam-Färberei in Josefsthal-Bensen.

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