Im Jahre 1816 betrug beispielsweise der Preis von einem Bündel Kettengarn Nr. 38 zu 5 englischen Pfund, ä 2 fl. 11 kr., 10 fl. 55 kr. Reichswährung, während er sich heute auf 4 fl. 45 kr. stellt.

Nach und nach wurden in der Fabrik bis zu 7000 Spindeln aufgestellt. Ursprünglich bestimmt zu einer mechanischen Flachsspinnerei, wurde sie nach kurzen unlohnenden Versuchen für den Zweck umgewandelt, dem sie auch heute noch dient. Die vielen seither darin vorgenommenen technischen Umgestaltungen zu schildern, würde ein Capitel für sich beanspruchen.

Die Thatkraft der Erbauer, verbunden mit anderen, in der politischen Umgestaltung jener Zeit gelegenen Gründen, unter welche vor Allem die im Jahre 1814 erfolgte, freudig begrüsste Wieder­vereinigung Vorarlbergs mit, Oesterreich gezählt werden kann, brachten das Unternehmen bald zu nicht erhoffter Blüthe. Die Fabrication wurde mit immer grösserer Ausdehnung und stei­gendem Erfolge durchgeführt, so dass schon in wenigen Jahren ein neuer (westlicher) Tract an die Spinnerei angebaut und durch Lorenz Rliomberg auch als Ersten die Buntweberei im Handbetrieb eingeführt wurde.

Lorenz Rhomberg- begann dieselbe mit 6 bis 8 Webern, und schon die ersten dieser Erzeugnisse, die man bisher nur vom Auslände beziehen konnte, fanden so raschen Absatz, dass es nicht selten vorkam, dass halbfertige Stücke, von den Stühlen abgeschnitten, verkauft, die übrige Hälfte der Kette wieder angedreht und vollendet wurde. Erzeugt wurden die sogenannten Cotonine von carrirten Dessins mit türkischrothem, dunkel- und hellblauem und rostgelbem Garn.

Diese Weberei breitete sich ausserordentlich Spinnerei Matrei.

rasch aus. Hand in Hand mit diesem Aufschwung-e

gietig auch eine sehr wesentliche Verbesserung des Webstuhles durch die Anbringung des sogenannten »Schnell­schusses«. Abgesehen von den Cotonines übergieng' man nach und nach auf alle in die Buntweberei einschlagenden, dem Massenverbrauch zunächst zusagenden Artikel. Weil die etwas complicirte Manipulation die Fabrikanten anfäng­lich nöthigte, im steten Rapport mit den Hauswebern zu bleiben und deshalb diese in nächster Nähe gesucht werden mussten, so wurde die Glattweberei der rohen Cotone mehr und mehr aus Dornbirn verdrängt, um sich desto­mehr in der Umgebung auszubreiten, bis auch dort die vorhandenen Arbeitskräfte mit Vorliebe sich dem rentableren und vervollkommneteren Betrieb der Buntweberei zuwendeten.

Am 15. October 1815 beehrte Se. Majestät Kaiser Franzi, bei seiner Rückkehr aus dem durch die Alliirten eroberten Paris die Spinnfabrik mit Allerhöchstseinem Besuche.

Als Josef Anton Rhomberg am 17. Februar 1819 im jugendlichem Alter von 44 Jahren starb, übernahm Lorenz Rhomberg gemeinsam mit der Witwe des verblichenen Freundes und dessen ältestem Sohne Josef Anton die Firma.

Im Jahre 1822 errichtete die P'irma ein Zweig­geschäft in Verona als Niederlage für die damals österreichische Lombardei und Venedig, welche Filiale jahrzehntelang den lebhaften Verkauf von Cotoninen, Shirtings und Dachzeug betrieb und erst im Jahre 1869, nachdem sie in Folge der Lostrennung beider Länder von Oesterreich ihre Existenzberechtigung eingebüsst hatte, aufgelöst wurde.

In den Jahren 1840 und 1841 wurde von der Firma im Vereine mit einigen anderen Unternehmern in Innsbruck eine mechanische Bandweberei, Baumwoll­spinnerei und Maschinenfabrik samrat den selbst con- struirten Maschinen fertiggestellt. Dieser ganze bedeu­tende Complex gieng 1842 in den Besitz einer Actien- Gesellschaft unter der P'irma K. k. priv. Maschinen- und Spinnfabrik über, bei welcher sich die Firma Plerrburger & Rhomberg die Direction und einen überwiegenden Antheil an Actien sicherte. 1867 wurde mit dieser Innsbrucker Actien-Gesellscliaft auch die grosse Spinnerei in Deutsch-Matrei vereinigt.

Im Jahre 1845 endlich gründete die P'irma mit einigen Theilhabern in Absam bei Hall in Tirol eine neue Baumwollspinnerei, in welcher später auch eine mechanische Weberei untergebracht wurde.

Am 26. Mai 1851 schloss Lorenz Rhomberg sein arbeitreiches Leben im Alter von 66 Jahren, tief­betrauert von seinen Mitgesellschaftern und Mitbürgern. Ueber sein öffentliches Wirken für Gemeinde und Staat,

Spinnerei Mühlebündt in Dornbirn.

Die Gross*Industr!e. IV.

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