1850 trat Gustav Kühne als Associé der Firma bei. Im Jahre 1854 wurde den beiden Söhnen des Associé Ferdinand Kühne, Carl und Ernst Kühne, ersterem im Fabriksbetriebe, letzterem im Comptoir, Beschäftigung- angewiesen.

In diesem Jahre wurde auch ein Drittel der Spinnerei auf stärkere Garnnummern eingerichtet und einige Feinspinnmaschinen auf Zwirnmaschinen umgeändert. In den folgenden Jahren wurden einige englische breite Walzen­krempeln, sowie auch mehrere Fleyer angeschafft und mehr und mehr auf die Erzeugung stärkerer Garnnummern übergegangen. Die Betriebskraft langte in Folge der erhöhten Production abermals nicht zu, und so wurde denn im Jahre 1859 eine dritte Dampfmaschine zu 12 Pferdekräften angeschafft.

Im December 1860 raffte ein typhöses Fieber den 27jährigen Ernst Kühne, die Stütze seines Vaters Ferd. Kühne, dahin. Ende April 1862 trat Franz Kühne als Associé aus der Firma, und Carl Kühne, der Sohn des Ferd. Kühne, wurde Theilhaber der Firma. Ihm wurde speciell die Manipulation in der Spinnerei übertragen. Der ausgetretene Franz Kühne starb im December 1864 in Chemnitz.

In Folge des amerikanischen Krieges kamen wohl auch schwere Zeiten über das Geschäft, indes wurde der Betrieb, wenn auch mit Verlust gearbeitet wurde, nie eingestellt. 1865 traten dann bessere Zeiten für das Spinnerei­geschäft ein. Zwei der alten Dampfmaschinen wurden im Jahre 1868 beseitigt und dafür eine 200 pferdekräftige Corliss- Dampfmaschine angeschafft ; hingegen blieb die dritte kleine 12 pferdekräftige Dampfmaschine vorläufig als Reserve. Im Jahre 1870 wurde zum Baue eines zweiten Fabrikshauses auf dem Grundstück g-eschritten, und zwar kam dasselbe rechtwinkelig zum alten Fabrikshaus in einer Entfernung von 5 Metern zur Aufstellung. Beide Fabriken wurden durch Uebergänge verbunden. Das neue Fabrikshaus bekam überwölbtes Parterre und zwei Stockwerke. Im gewölbten Parterre wurden sämmtliche Schlagmaschinen der alten Fabrik untergebracht, im ersten Stock kamen 4 englische Selfactors von Platt Brothers zur Aufstellung. Das zweite Stockwerk blieb vorläufig leer. Zwei weitere Selfactors von Platt kamen im alten Fabriksgebäude zur Aufstellung. Ferdinand Kühne trat wegen vorgerückten Alters Ende April 1873 aus dem Geschäfte aus. 1873 kamen im zweiten Stockwerke des neuen Fabrikshauses 4 englische Selfactors von Platt in Betrieb, so dass nun im neuen Fabrikshaus 5736 Selfactorspindeln, im alten Fabrikshaus dagegen 1664 Selfactor- spindeln und 4808 Spindeln mit Handbetrieb arbeiteten. Im Jahre 1876 wurde die letzte Handspinnmaschine in der alten Fabrik demontirt, und es arbeiteten nun in beiden Fabriken zusammen rund 14.000 Selfactorspindeln. Die letzte selbst­gebaute schmale Krempel kam schon 1872 ausser Betrieb, nachdem durchwegs englische Walzenkrempeln angeschafft worden waren. Im Jahre 1876 wurde eine Oelgasanstalt errichtet, und kam somit die bisherige Lampenbeleuchtung mit Petroleum in Wegfall.

Gustav Kühne hatte die Absicht, sich nach und nach vom Geschäfte zurückzuziehen, und so wurde seinem Sohne Conrad Kühne 1877 die technische Mitleitung der Fabriken übertragen, während Carl Kühne sich mehr und mehr der mercantilen Leitung des Geschäftes widmete. Im Herbste 1877 wurde sowohl Conrad Kühne als auch Emil Wolf, dem langjährigen Buchhalter und Cassier, die Procura ertheilt.

In den Jahren 1879/80 wurden verschiedene Neubauten auf dem Grundstücke ausgeführt. Für die im Jahre 1870 erbaute Fabrik wurde eine eigene 220 pferdekräftige Dampfmaschine aufgestellt, weiters wurde ein neues Kesselhaus und ein neuer Schornstein errichtet. Am alten Fabriksgebäude wurde ein Längsanbau aufgeführt. Im Jahre 1880 arbeiteten in beiden Fabriken 16.102 Selfactorspindeln. 1881 wurde die letzte kleine, noch in Reserve befindliche 12 pferdekräftige Dampfmaschine beseitigt und dafür im Jahre 1882 eine Girard-Tourbine mit 12 Pferdekräften angelegt.

Im Juni 1882 verschied nach kurzer Krankheit der Associé der Firma, Gust. Theod. Kühne, und am 1. Jänner 1883 trat Conrad Kühne als Associé in die Firma ein. 1883 wurde die im Jahre 1870 erbaute Fabrik um ein Stockwerk und einen Mansardenraum erhöht. In letzterem wurden sämmtliche Weifen placirt, ebenso kam die Packerei in den­selben. Mit Schluss des Jahres 1883 waren nun 19.030 Selfactorspindeln in beiden Fabriken im Gange.

Im Jahre 1886 wurde Paul Kühne, Sohn des Associé Carl Kühne, als Comptoirist im Geschäfte angestellt und ihm sowohl als auch seinem Bruder Bernhard, dem im Jahre 1887 zum Theil die Manipulation in der Spinnerei übertragen worden war, im Jahre 1888 die Procura ertheilt.

Im Jahre 1887 wurde ein grosses Grundstück an der Biela, noch näher als das alte Grundstück bei der Stadt Görkau gelegen, erworben und darauf eine Baumwollspinnfabrik im Shedsystem, sowie ein Wohnhaus nebst Garten- anlage für Conrad Kühne erbaut. 1888 übersiedelte Conrad Kühne in das neue Wohnhaus; im selben Jahre kamen die von England bezogenen Maschinen zur Aufstellung-; auch wurde eine 450pferdekräftige Compound-Dampfmaschine von der ersten Brünner Maschinenfabrik montirt und die elektrische Beleuchtung eingerichtet.

Am 29. November 1888 Abends :, / 4 6 Uhr brach durch eine Gasflamme im ersten Stock der 1870 erbauten Fabrik bei einem Selfactor Feuer aus. Mit Ausnahme des gewölbten Parterres mit den Schlagmaschinen brannte das ganze Gebäude bis auf die Umfassungsmauern nieder. Zum grossen Glück war Windstille, und so blieb das Feuer, trotz der durch Uebergänge verbundenen, in unmittelbarer Nähe liegenden alten Fabrik, auf das neue Object beschränkt. Am 10. December konnten die Schlagmaschinen in dem gewölbten Parterre der abgebrannten Fabrik wieder in Betrieb gesetzt, somit auch in der alten Fabrik die Arbeit wieder aufgenommen werden.

Im Jänner 1889 starb im hohen Alter der im Jahre 1873 aus der Firma geschiedene Senior Ferd. Kühne.

Im März 1889 kam die Shedspinnerei mit 11.748 Selfactorspindeln in Betrieb, die nur Prima Pincops & Warpcops 30/42 doppelt cardirt spinnen.

Am 9. August 1889 w T urde die nun aus Parterre und vier Stockwerken bestehende, im Vorjahre abge­brannte Fabrik wieder vollständig dem Betriebe übergeben, und es arbeiteten in diesen vier Stockwerken 16 Selfactoren mit 10.648 Spindeln, so dass nun auf dem alten Grundstück in beiden Fabriken 21.764 Selfactorspindeln insgesammt im Betrieb stehen.

Im Jahre 1889 wurde auf dem alten Grundstücke ein neuer Weifsaal und ein Meisterhaus für fünf Parteien erbaut.

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