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Baumwollspinnerei und Weberei in Frastanz.

CARL GANAHL & COMP.

K. K. FRIV. BAUMWOLL-SPINNEREIEN, MECHANISCHE WEBEREI, FÄRBEREI,

HAND- UND MASCHINENDRUCKEREI,

METALL- UND EISENCxIESSEREI, MASCHINENWERKSTÄTTE

FELDKIRCH, VORARLBERG.

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egen das Ende des verflossenen Jahrhunderts drang aus dem Westen, der Schweiz und dem Eisass die Handspinnerei der Baumwolle in das obere (südliche) Aorarlberg ein. Die sogenannten »Ferker« begaben in sich die Schweiz, holten bei den Fabrikanten die Baumwolle, trugen sie nun im g-anzen Lande herum, selbst an entlegene Orte, um die Wolle verspinnen zu lassen, wie z. B. in den unteren Theil des Tannberg, dessen Ortschaften 4500 bis 5400 Fuss über dem Meeresspiegel hegen. Während zu gleicher Zeit die Handstickerei und Baumwollweberei im unteren (nördlichen) Vorarlberg -einen beträchtlichen Aufschwung nahm, beschränkte sich die Bearbeitung der Baumwolle im Oberlande lediglich auf die Handspinnerei.

Zu den Männern, die sich in jener Epoche um die Hebung dieses Industriezweiges im südlichen Vorarlberg namhafte Verdienste erwarben und so indirect zur Hebung des Wohlstandes der Bevölkerung beitrugen, zählt Johann Josef Ganahl, der Vorfahre der heutigen Firma Carl Ganahl & Comp. Geboren im Jahre 1770 in Schruns in Vorarlberg, widmete er sich anfangs dem Kaufmannsstande und trieb Handel mit Colonialwaaren, insbesondere mit Baumwolle; dies führte ihn dazu, zunächst Handgespi-nnste erzeugen zu lassen. In den Jahren 1797 bis 1819 befasste er sich mit dem Vertriebe dieses Artikels; die g-ünstigen Erfolge, die er dabei erzielte, bewogen ihn im Jahre 1819 sich mit den Herren Christian Getzner, Xaver Mutter und Andreas Gassner zur Gründung der Spinnerei Brunnenthal in Bludenz zu vereinigen, die aber 1830 abbrannte, worauf sie nicht wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1833 erbaute sodann Johann Josef Ganahl die Baumwollspinnerei an der 111 in Feldkirch, deren Gebäude im Jahre 1885 gleichfalls ein Raub der Flammen wurde. Dieses Etablissement wurde hierauf aus Stein und Eisen neu aufgeführt.

Der Entwickelungsgang der Baumwollspinnerei, wie er in der Schweiz und' in anderen Ländern stetig sich vollzog, liess die Verhältnisse in Vorarlberg nicht unberührt. Die Erfindung der mechanischen Webstühle war den Vorarlberger Industriellen von zukunftsreicher Bedeutung, weil sie gerade damals wegen der im Vergleich zu anderen Ländern hohen Arbeitslöhne einen äusserst schweren Stand in der Concurrenz mit Böhmen etc. hatten. Dem durch die Einführung der mechanischen Webstühle erzielten Umschwünge in der Baumwoll-Industrie trug der Sohn des Johann Josef Ganahl, Herr Carl Ganahl, sorgfältig Rechnung, als er im Jahre 1835 in dem eine Stunde von Feldkirch entfernten Dorfe Frastanz eine Baumwollspinnerei und mechanische Weberei errichtete. In einem Gebäude wurden 150 von der Firma André Köchlin & Comp, in Mülhausen (Eisass) bezogene Webstühle aufgestellt. Diese Weberei, mit der die Grenzen des blossen Versuches überschritten wurden, ist unbestritten eines der ältesten derartigen Etablissements von grösserer Bedeutung in Vorarlberg und Oesterreich überhaupt. Damit war ein grosser Fortschritt gethan, und doch wie einfach, wie primitiv waren die damals verwendeten Kraftstühle (power looms) gegenüber der heutigen technischen Vollendung dieser Maschinen. Grösstentheils aus Eisen construirt, machten sie 80 Schläge in der Minute, während

Die Gross-Industrie. IV.

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