Strang-schlichterei, auf die der Erfinder ein Patent nahm, war es auch möglich, Leinen- und Baumwollgarne in einer Kette auf mechanischem Wege zu verarbeiten, was bei den bisher bestandenen schottischen Schlicht­maschinen, die nur die Verarbeitung einer Gespinnstfaser (Baumwoll- oder Leinengarn) gestatteten, nicht erreicht werden konnte. Die in der Appretur nach eigenem Verfahren appretirten Waaren zeichneten sich gleichfalls durch die besondere Schönheit und durch die Lebhaftigkeit ihrer Farben aus und fanden bei ihren qualitativen Vorzügen leichterdings grossen Absatz.

Der neueingerichtete Betrieb musste nach vier Jahren bereits (187 2 ) zufolge der grossen Anforderungen, die an die Fabrik gestellt wurden, bedeutend erweitert und vergrössert werden. Eine ganz neue Weberei Shedbau wurde aufgeführt, in der 150 mechanische Webstühle untergebracht wurden. Die Stühle setzt eine von zwei Dampf­kesseln gespeiste Dampfmaschine in Bewegung. Ferner wurde noch eine eigene Färberei und Bleicherei eingerichtet. Allein auf diesem Umfange verblieb die Fabrik nicht lange. Mit der stetig wachsenden Production verbanden sich weitere Neuerungen, sowohl in dem Complex der Baulichkeiten, als auch in der inneren Einrichtung des ganzen Etablissements, so dass nach und nach 230 mechanische Webstühle zur Aufstellung gelangten, die von einer aus drei Dampfkesseln gespeisten Dampfkraft in der Stärke von 150 Pferdekräften getrieben werden. Die Bärner Fabrik beschäftigt 350 Arbeiter. Inzwischen war auch in der Leitung der Fabrik eine Aenderung erfolgt. Im Jahre 1875 trat der älteste Sohn des Gründers, Moritz junior, in die Firma; drei Jahre später die drei jüngeren, Rudolf, Robert und Stefan, und endlich 1886 ein weiterer Sohn, August, daher denn auch der Wortlaut der Firma im Handels­register auf Moritz Hansel & Söhne umgeändert wurde.

Fabrik der Bruder Hansel in Bärn.

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BRUDER HANSEL

PLUVIUSINWAAREN-FABRIK

BÄRN (MÄHREN).

ie Firma Brüder Hansel wurde im Jahre 1895 von den öffentlichen Gesellschaftern der oben besprochenen Firma Moritz Hansel & Söhne: Moritz jun., Rudolf, Robert, Stefan und August Hansel gegründet, nachdem dieselben kurze Zeit vorher in den Besitz eines Patentes zum Wasserdichtmachen von Papieren und Geweben aller Art gekommen waren. Als die ersten Versuche zur Herstellung solcher Artikel vollkommen gelungen waren, schritten die Brüder Hansel zur Erbauung einer eigenen Fabriksanlage, um die Erzeugung in grösserem Maassstabe durchführen zu können und Hessen zu diesem Zwecke das Etablissement mit den neuesten technischen und maschi­nellen Einrichtungen versehen. Die nun fertiggestellten und in den Handel kommenden Artikel erhielten die Bezeichnung »Pluviusin«. Erzeugt werden hauptsächlich »Pluviusinleder«, bester Ersatz für Leder auf Möbelüberzüge, Galanterie- und Taschnerwaaren; »Pluviusin-Betteinlagen«, vollkommener Ersatz der bestehenden Kautschukeinlagen, dabei weit dauerhafter und billiger, Pluviusinstoffe für Confectionszwecke, ganz besonders aber geeignet für wasserdichte Regenmäntel für Herren, Damen und Kinder, Radfahrerkrägen etc.; ferner alle Arten Tapeten und Artikel für Buchbinderzwecke.

Da die Pluviusinfabrikate in Folge ihrer vielseitigen Verwendung und ihres patentrechtlichen Schutzes auch ausserhalb Oesterreichs, so in Norwegen, Schweden, Russland, England, dem Orient, hauptsächlich aber in Deutsch­land sich rasch-Eingang verschafften, schritt die Firma bereits im Jahre 1897 an eine grössere Erweiterung ihres Unternehmens, indem sie das deutsche Reichspatent an eine Actiengesellsc.haft verkaufte, welche in Cöttitz bei Dresden unter der Firma »Deutsche Pluviusin-Actiengesellschaft Dresden« ein Fabriksetablissement errichtete, das auch schon im Sommer 1898 in Betrieb kam und an welchem die Firma Brüder Hansel ebenfalls betheiligt ist.

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