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Spinnerei und Weberei Imst.

antheil an seine zwei Söhne Friedrich Wilhelm und Cosmus Schindler cedirt. Nach diesem Wechsel, d. i. vom Jahre 1888 an, wurde das Geschäft unter der P'irma »Jenny & Schindler« fortgesetzt. Um sich auf der Höhe der Zeit zu erhalten, waren durch die lange Reihe von Jahren, während welcher das Etablissement besteht, Umände­rungen und Neuanschaffungen nöthig, die sich theils auf die Hebung der Production, respective ihre Verbesserung bezogen, theils aber zum Bewältigen der grossen Nachfrage dienen sollten, denen man unter den gegebenen Verhältnissen kaum mehr genügen konnte ; insbesondere aber blieb die Maschinen-Einrichtung ein Punkt, dem seitens der Unternehmer fortwährend die grösste Aufmerksamkeit zugewendet wurde. Die gegenwärtigen Inhaber der Firma sind die Herren: Cosmus Jenny vonEnnenda(Canton Glarus, Schweiz) und dessen Neffen Friedrich Wilhelm und Cosmus Schindler von Mollis (Glarus).

Die Firma Jenny & Schindler besitzt und be­treibt folgende Fabriken: Eine Baumwollspinnerei von 30.640 Spindeln und eine Baumwollweberei von 360 Stühlen in Kennelbach (bei Bregenz); zwei Baumwollspinnereien von zusammen 38.948 Spindeln und eine Baumwollweberei von 660 Stühlen in Telfs (Tirol); eine Baumwollspinnerei von 14.844 Spindeln und eine Weberei von 340 Stühlen in Imst (Tirol); eine Baumwollweberei von 150 Stühlen in Mittenbrunnen (bei Dornbirn).

Im Kennelbacher Etablissement werden circa 500 Ar­beiter beschäftigt, für die durch die gesetzlichen Wohl­fahrtseinrichtungen bestens gesorgt ist. Als Wasserkraft dient die Bregenzer Ache, welcher bei genügendem Wasser­stande circa 13 1 /., Cubikmeter entnommen werden, die bei 3 Meter Gefälle zwei Turbinen treiben und eine Kraft von 420 Pferdestärken erzeugen. Das gleiche Wasser -wird 2Kilometer weiter unten nochmals benützt und ein Theil der gewonnenen Kraft, nämlich 200 Pferdestärken, elektrisch nach Kennelbach übertragen. Als Aushilfe bei Wassermangel dient eine isopferdige Dampfmaschine. Das ganze Etablissement wird seit 1891 elektrisch beleuchtet und besitzt eine weit verzweigte Hydrantenanlage, sowie eine complete Luftbefeuchtungs- und Ventilationsanlage.

Erwähnt sei noch, dass die P irma gegen 200.000 Gulden an Uferschutzbauten, die sich auf 3 bis 4 Kilometer erstrecken, verwendet hat; dadurch wurde die frühere öde Achsteinet der Cultur zugeführt und Boden gewonnen, der zum Theile jetzt schon ertragsfähig ist.

Das zweite grosse Enternehmen der Firma, die k. k. privilegirte Spinnerei Telfs, wurde im Jahre 1838 mit Schweizer Capital erbaut und wechselte im Laufe der Zeit mehrmals die Besitzer. Sie hatte unter allerlei Er­schwernissen, vor Allem an Kraftmangel zu leiden und wurde im Jahre 1885 ganz ausser Betrieb gesetzt. Im Sommer

1887 gelangte sie dann in den Besitz der Firma Jenny & Schindler. Die erste Sorge galt der Schaffung einer

genügenden Wasserkraft. Past 300 Meter oberhalb der Fabrik wurden mehrere in der sogenannten Erzbergklamm entspringende Quellen festgefasst und in einer gusseisernen Leitung von 450 Millimeter innerem Durchmesser unter­irdisch nach der P'abrik geleitet. Während der Nacht läuft das

Wasser in ein oben in der Klamm gelegenes Hochreservoir, das 5000 Cubikmeter Wasser fasst. Dadurch wird die am Tage be­nützte Kraft verdoppelt. Letztere genügte nun nicht nur für den Betrieb der alten Fabrik mit ihren wenig leistungsfähigen Maschinen, sondern es konnten die letzteren durch neue, mehr Kraft absorbirende Maschinen ersetzt und noch dazu ein neues grosses Etablissement mit weiteren 16.380 Spindeln und 660 Web- Stühlen erstellt werden. In beiden Etablissements werden bei 600 Arbeiter beschäftigt. Die zum Betriebe erforderliche Kraft von 800 Pferdestärken wird von 8 Turbinen geliefert, und zwar von einer Turbine von circa 100 Pferdestärken mit einem Gefälle von 20 Meter (alte Kraft) und 7 Turbinen verschiedener Grösse, die unter einem Drucke von 270 Meter (neue Wasserleitung) arbeiten. Im Jahre 1894/95 "'urde noch eine elektrische Kraftüber­tragungsanlage in der Zimmerbergklamm errichtet, als Reserve im Falle einer Betriebsstörung in der Hochdruckleitung sowohl, wie als Aushilfe bei dem im Winter eintretenden Wassermangel in der Erzbergklamm. Diese neue Wasserkraft liefern Quellen die in einer Höhe von 1100 Meter entspringen, dort gefasst und einer 200 Meter tiefer liegenden Turbine zugeführt werden. Diese Turbine ist mit zwei Dynamos gekuppelt, ver­mittelst welcher die dort erzeugte Kraft von 250 Pferdestärken durch eine Luftleitung nach der Fabrik übertragen wird. Sowohl die alte als die neue P'abrik ist mit zahlreichen Hydranten versehen; beide Etablissements haben elek­trische Beleuchtung und Ventilationsanlagen. In Telfs werden von der P'irma 600700 Arbeiter beschäftigt. Gediegene

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*K.usE,,

Spinnerei Telfs, alte Fabrik.

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