Die lose rohe Baumwolle geht über ein 17 Meter langes Lattentuch durch einen Porcupino-Opener und wird aus diesem mittelst Exhaustoren in die im Erdgeschosse aufgestellten »Crighton-Opener« getrieben, an welchen Schlagmaschinen angebaut sind, aus denen die Baumwolle als Wickel hervorkommt.

In der Putzerei sind an Maschinen 1 einfacher Crighton-Opener, 2 combinirte Exhaust-Openers mit Schlag­maschinen und 9 einfache Schlagmaschinen aufgestellt.

Zur weiteren Verarbeitung der Baumwolle auf Garn dienen 84 revolvirende Deckelkarden, 12 Strecken, 12 Grobflyer, 15 Mittelflyer und 30 Feinflyer, 24 Ringdrosselmaschinen und 26 Selfactoren. Sämmtliche Maschinen

sind englischer Provenienz und neuester Construction.

Der Kraftbedarf der einzelnen Betriebe ist nachstehender:

Es benöthigen die Putzerei. 66 Pferdekräfte

der Vorbereitungssaal (Parterre).135 »

die Vorbereitung (Feinspinnerei) I. Stock.123 »

der Selfactorsaal II. Stock. 175 »

die Dampfmaschine und Transmissionen.160 »

der Normalbetrieb insgesammt . . 659 Pferdekräfte

die Dynamomaschine. 40 »

Die Fabrik benöthigt daher . 699 Pferdekräfte.

Sämmtliche Maschinen, Transmissionen etc. sind mit Schutzvorrichtungen versehen und alle Getriebe verdeckt, der Headstock bei den Selfactoren ist gänzlich verschalt, und die Aufzüge haben selbstthätige Absperrvorrichtungen.

An jeder Riemenscheibe befinden sich Riemenaufleger, so dass der Arbeiter zu jeder Zeit während des Ganges der Transmission ohne Gefahr das Aufwerfen des Riemens besorgen kann, welche Construction vom k. k. Central-Gewerbeinspector Ministerialrath Migerka, als anerkennens- und nachahmenswerth, lobend hervorgehoben wurde.

Die Transmissionen sind durchgehends mit leicht handlichen Ausrück-Kuppelungen versehen. Wasserleitungen sammt Schläuchen zu Feuerlöschzwecken befinden sich in allen Räumen, ebenso hängen an jeder zweiten Säule stets gefüllte Feuereimer; eine Anzahl von Extincteurs ist gleichfalls vorhanden. Die Beheizung der Fabrik erfolgt mit Dampf durch gusseiserne Rippenrohre, welche in einer Höhe von 2 - 23 Meter an den Säulen angebracht sind. Die Beleuchtung der Fabrik besorgen zwei Dynamomaschinen mit 520 Glühlampen und 2 Bogenlampen.

Die 700 Pferdekräfte starke Betriebsmaschine ist in einem an den Haupttract angebauten Gebäude unter­gebracht, und führen von hier nach allen Fabriksräumen elektrische Signal-Vorrichtungen. Ausserdem ist eine kleine Dampfmaschine zum Betriebe der Werkstätten und der Nothbeleuchtung vorhanden. Fünf Minuten vor Ingang­setzung der Maschine werden alle Säle durch Signale avisirt.

Von mehreren Stellen eines jeden Saales kann das Signal zum Einstellen des Dampfmaschinenbetriebes in das Maschinenhaus gegeben werden; an das Maschinenhaus anstossend befindet sich das Kesselhaus, in welchem fünf Dampfkessel den zum Betriebe sowie für die Dampfheizung nöthigen Dampf besorgen. An den Kesseln sind Klingersche Patent-Sicherheits-Wasserstandsanzeiger angebracht, so dass der Heizer gegen Wasserstands­glas-Explosion gesichert ist.

Um das Verführen der Baumwolle und fertigen Garne durchführen zu können, ist auf dem Fabriksgrund­stücke eine Rollbahn gelegt. Etwa 25 Meter von der Fabrik entfernt befinden sich die Magazine, Werkstätten und eine Arbeiterküche mit einem anschliessenden'5 Meter langen, 8 Meter breiten, 38 Meter hohen Arbeiter-Speise­saal, welcher von den entfernt wohnenden Arbeitern, circa 130 an der Zahl, benützt wird.

Die Einrichtung dieses Saales ist derart, dass die Bänke umgeschlagen und als Schlafstellen benützt werden können, auf welche Weise 40 Arbeiter Unterkunft finden.

In der Küche, in welcher sich zwei Sparherde befinden, wird durch eine dazu bestimmte Person entweder gekocht, oder das Essen, welches zugetragen wird, erwärmt.

Sämmtliche Etablissements der Firma haben gemeinschaftlich mehrere Häuser mit Wohnungen für Beamte, Meister und Arbeiter und weiters eine geräumige Arbeiterkaserne mit zwei grossen geräumigen Eingangsthoren.

Diese Arbeiterkaserne, massiv erbaut und den hygienischen Ansprüchen in jeder Beziehung entsprechend, umfasst: Im Parterre: Die Wohnung des Hausmeisters, 4 Speisesäle, 1 Schlafsaal für Männer, 1 Krankenzimmer für Männer, 1 Küche für Männer, 2 Küchen für Mädchen. Im I. Stock: 5 Schlafsäle mit zusammen 180 einge­richteten Betten für Mädchen, 1 Krankenzimmer für Mädchen, 1 Wohnung für den Aufseher, 2 grosse Wasch­räume. Im Souterrain: Waschküchen und Keller. Sämmtliche Räume sind licht und hoch, heizbar, und ausser mit vollständigen Betten noch mit dem nöthigen Mobiliar und elektrischem Licht versehen, dessen Benützung selbstverständlich unentgeltlich ist. Die Abtheilung für Männer ist von jener für die weiblichen Arbeiter streng getrennt.

Wie aus Vorstehendem zu entnehmen ist, wmr das Bestreben der Firma stets darauf gerichtet, nicht nur die technischen Einrichtungen der Etablissements auf der Höhe der Zeit zu erhalten, sondern auch den Wohlfahrts­einrichtungen für die Arbeiter besonderes Augenmerk zuzuwenden und denselben namhafte materielle Opfer zu bringen. Dieses Bestreben wurde seitens der Gewerbe-Aufsichtsbehörden auch mit besonderer Anerkennung ausge­zeichnet, indem sowohl der Gewerbeinspector für Schlesien, als auch der Central-Gewerbeinspector, Ministerialrath M i g erka, bei ihren Besuchen ihre volle Befriedigung über die aus eigener Initiative der Firma geschaffenen Schutz- und Wohl­fahrtseinrichtungen aussprachen; ebenso lobend hatte sich der Landespräside'nt von Schlesien über sämmtliche Ein­richtungen der Fabrik anlässlich seines Besuches geäussert.

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