ADOLF SCHWAB

BAUMWOLLWEBEREI UND SPINNEREI

MACHENDORFWIEN.

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dolf Schwab, der Gründer der Firma, wurde am 14. April 1833 in Prag geboren. Nach Absolvirung des Gymnasiums widmete er sich dem Kaufmannsstande. Die gemeinnützigen Bestrebungen der Deutschen Prags fanden in ihm einen eifrigen Förderer, der sein klares Urtheil und seine grosse persönliche Arbeitskraft stets bereitwilligst in den Dienst öffentlicher Interessen stellte. Erst 28 Jahre alt, wurde er 1861 in das damals in seiner Mehrheit noch deutsche Prager Stadtverordneten-Collegium, 1865 in den Stadtrath gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1871, in welchem Jahre die Deutschen aus der Prager Stadtvertretung ausschieden. Im Jahre 1873 entsendete ihn die Prager Handels- und Gewerbekammer als ihren Ver­treter in das Parlament, welchem er dann durch volle 24 Jahre angehörte. Von 18731885 vertrat er die Prager Kammer im Reichsrathe; als diese durch die Wahlordnung des Ministers Pino eine tschechische Majorität erhielt, übertrug die Reichenberger Handelskammer Adolf Schwab ihre Vertretung im Abgeordnetenhause. Dieses Mandat hatte er bis zu seinem Tode inne. A T on der Reichenberger Kammer wurde er überdies zum correspondirenden Mit- gliede gewählt. In den Siebzigerjahren fungirte er als Handelsgerichts-Beisitzer in Prag. In den Jahren 18821885 gehörte Adolf Schwab als Delegirter der Prager Handels- und Gewerbekammer dem Staats-Eisenbahnrathe an. Im Verbände der Baumwollindustrielien Oesterreichs bekleidete er die Stelle des zweiten Obmann-Stellvertreters.

Im Abgeordnetenhause schloss Adolf Schwab sich der freisinnigen deutschen Partei an. Als Abgeordneter einer Handels- und Gewerbekammer wandte er seine Aufmerksamkeit in erster Reihe den wirthschaftlichen Fragen zu, welche das Parlament zu regeln hatte. Er beschäftigte sich hiebei mit Vorliebe auch mit solchen Gegenständen, welche ernstes Studium und ein mühevolles Eingehen in schwierige Details erheischen. Das Eisenbahnwesen insbe­sondere hatte er sich, seit er in das Abgeordnetenhaus eingetreten war, als sein specielles Arbeitsgebiet auserkoren. Die hohe Bedeutung der Eisenbahntarife für die gesammte Handels- und Verkehrspolitik erkennend, widmete er der Erforschung dieser spröden Materie viele Jahre seines Lebens. Er w r ar ein überzeugter Anhänger des Princips der Ver­staatlichung der Eisenbahnen, verlangte jedoch bei jeder Einlösung einer Privatbahn durch den Staat die volle Wahrung der staatlichen Rechte und Interessen. Um die einschlägigen Fragen vollkommen zu beherrschen, erwarb er sich genaue Kenntnis des Eisenbahn-Concessionswesens und der Verwaltung der österreichischen Privat- und Staatseisenbahnen. Gerne nannte er sich auf diesem Gebiete einen Schüler Eduard Herbsts, mit dem er durch eine lange Reihe von Jahren im Eisenbahnausschusse gemeinsam gearbeitet hatte; noch im letzten Jahre seines Lebens fand er Gelegenheit, die Traditionen der Herbstschen Eisenbahnpolitik zu wahren, indem er durch seine Referate die Haltung der deutschen Linken gegenüber dem von der Regierung vorbereiteten Uebereinkommen über die Ver­staatlichung der Oesterreichischen Nordwestbahn und der Südnorddeutschen Verbindungsbahn wesentlich beeinflusste. Eingehend beschäftigte er sich mit dem Eisenbahnfrachtrechte und fungirte als Berichterstatter über das inter­nationale Uebereinkommen bezüglich des Eisenbahnfrachtverkehrs. Auch an der Berathung der Zollfragen, der Währungs­frage, der Steuergesetze und der Kranken- und Unfallversicherungsgesetze nahm er besonders in den Ausschüssen regen Antheil. Neben diesen Gegenständen beschäftigte ihn in den letzten Jahren seines Lebens die Frage der obersten Rechnungscontrole des Staates. Das umfangreiche Referat, welches er als Berichterstatter des Staats- Rechnungshof-Ausschusses über diese Materie ausarbeitete, ist auch in Buchform erschienen. Adolf Schwab starb am 19. Jänner 1897.

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