Ueber die Entwickelung der Firma Adolf Schwab sei Nachfolgendes bemerkt:

Im Jahre 1860 gründete Adolf Schwab mit seinem jüngeren Bruder Gottlieb die Firma Brüder Schwab in Prag und bald darauf in Wien, die sich vornehmlich mit Gewebe- und Garnhandel befasste. Erst im Jahre 1867 richtete dieselbe in Johannesberg bei Gablonz eine fünfstöckige Fabrik für mechanische Weberei ein, in der glatte, rohe Baumwollgewebe (Kattune) hergestellt wurden.

Gottlieb Schwab trat 1874 aus der Firma aus, und Adolf Schwab führte das Geschäft von da an unter seinem Namen weiter, zuerst allein, später mit seinen Söhnen.

Gablonz hatte damals noch keine Bahnverbindung, so dass Kohlen und Güter aller Art weite Transporte von und zu den Bahnhöfen nöthig machten. Als die Johannesberger Fabrik bis auf den Grund niederbrannte, sah sich die Firma daher nach einem geeigneteren Platze um.

Damals stand bereits seit einigen Jahren die Fabrik Hammerstein ausser Betrieb, in welcher vordem von der Firma Siegmund Neuhäuser & Co. Wollwaaren erzeugt worden waren. Diese Realität, welche in Machendorf, bei Reichenberg in Böhmen, am Fusse der Ruine Hammerstein sehr schön gelegen ist, wurde von Adolf Schwab im Jahre 1874 erstanden und für die Zwecke der Baumwollweberei adaptirt.

Im folgenden Jahre wurden etwa 600 englische Webstühle mit den nöthigen Vorwerken montirt und durch die vorhandene Wasserkraft, sowie durch eine neu aufgestellte englische Corlissdampfmaschine in Betrieb gebracht. Auch hier wurden meist glatte Kattune für Druckzwecke hergestellt, doch fanden später auch Schaftmaschinen Auf­stellung zur Fabrication von rohen, gemusterten Waaren aller Art.

In demselben Jahre wurde eine Betriebs-Krankencasse für die Angestellten und die Arbeiter der Firma gegründet.

Im Jahre 1876 wurde eine Fabriks-Feuerwehr errichtet, welche mit allen erforderlichen Hilfsmitteln und einer fahrbaren Dampf-Feuerspritze ausgestattet ist.

Der Zwischenhandel im Garngeschäft hatte mit dem Erlöschen der Handweberei an Bedeutung verloren und war von der Firma allmählich ganz aufgelassen worden, hingegen vergrösserte dieselbe das Fabriksunternehmen immer mehr. Im Jahre 1882 wurde in Hammerstein eine Spinnerei zur Herstellung des Kettengarns für die Weberei er­richtet, bestehend aus etwa 30 Ringdrosselmaschinen und den nöthigen Vorwerken, zu deren Betrieb eine englische Corlissmaschine mit Hoch- und Niederdruck aufgestellt wurde.

Die Niederlassung in Prag wurde 1886 aufgehoben.

Da der vorhandene Grund und Boden eine weitere Vergrösserung nicht zuliess, erwarb die Firma allmählich die um das alte Etablissement in Hammerstein liegenden Grundstücke und erbaute auf einem derselben im Jahre 1892 eine den modernen Anforderungen vollkommen entsprechende Selfactorenspinnerei mit 11.400 Spindeln, in der das Schussgarn für die Weberei hergestellt wird. Eine weitere Vergrösserung fand im Jahre 1895 statt durch den Bau eines Shedgebäudes mit 200 Webstühlen.

An weiteren Gebäuden wurden ein Meisterhaus bei der Fabrik und zwei Arbeiterhäuser in dem nahen Machendorf gebaut.

Die Firma hat gegenwärtig 800 Webstühle, 23.000 Spindeln und beschäftigt 600 Arbeiter und Angestellte.

Seit dem Tode des Gründers der Firma wird dieselbe durch seine beiden Söhne Felix Schwab und Doctor Albert Schwab weitergeführt.

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