JOS. AND. WINDER

BAU M WO L L WA AREN-FABRIK

DORNBIRN (VORARLBERG).

ie Gründung der Firma Jos. And. Winder erfolgte im Jahre 1835 durch den Handelsmann Joseph Andreas Winder, welcher zuerst einige wenige, dann nach und nach immer mehr Handweber beschäftigte. Die nöthigen Vorarbeiten wurden in seinem Hause ausgeführt. Im Jahre 1853, nachdem sich das Geschäft andauernd entwickelt hatte, erwarb die Firma durch Kauf die ausser Betrieb gesetzte Nadelfabrik und

_Glasmühle sammt Wasserkraft in Eulenthal-Dornbirn und stellte daselbst einige mechanische

Webstühle auf, die aus England bezogen wurden, beschäftigte ausserdem einige Handweber und färbte Indigoblau und andere Farben in Garn und Stück.

Im Jahre 1854 übergab Joseph Andreas Winder seinem Schwiegersöhne Arnold Ruf die technische Leitung der Fabrik, während die beiden Söhne des Firmainhabers, Franz und Engelbert Winder, sich deren kaufmännischen Theile widmeten.

Im Jahre 1861 starb Joseph Andreas Winder; seine oben genannten Mitarbeiter übernahmen nun das inzwischen vergrösserte Geschäft auf gemeinsame Rechnung.

Es wurden An- und Zubauten ausgeführt, Webstühle und andere Maschinen aufgestellt, so dass die bestehende Wasserkraft allein die Turbinen-Anlage lieferte die Maschinenfabrik J. Ig. Rüsch in Dornbirn nicht mehr genügte und im Jahre 1864 eine Dampfmaschine von Kuhn in Stuttgart die fehlende Kraft ersetzen musste.

Im Jahre 1870 wurde durch Kauf das für eine Spinnerei gebaute Gebäude in Boden erworben und zunächst der untere Saal mit Webstühlen besetzt, welche durch eine von J. Ig. Rüsch erbaute Hochdruckturbine von 140 Meter Gefälle getrieben werden.

Im Jahre 1876 wurde ein neues Färbereigebäude hergestellt, da sich die früheren, in verschiedenen Gebäuden untergebrachten Färberäume als unpraktisch erwiesen hatten. Um die Wasserkraft besser ausnützen zu können, wurde im gleichen Jahre im Bantlinger Tobel ein Reservoir mit einem Fassungsraum von circa 2000 Cubikmeter errichtet und das Wasser mittelst einer eisernen Rohrleitung mit einem Gefälle von 170 Metern der Turbine zugeführt.

Im Jahre 1883 errichtete die Firma einen Anbau am Fabriksgebäude in Boden für das Batteur-Local und richtete die oberen zwei Säle mit Spinnmaschinen ein. Nach kurzer Zeit stellte sich die Nothwendigkeit heraus, die Weberei in Boden mit jener in Eulenthal zu vereinigen; so ent­stand im Jahre 1886 die neue Weberei mit circa 2 00 Webstühlen.

Durch den Ankauf der Bröllschen Feilenhauerei kam die Firma gleichzeitig zu einer neuen Wasserkraft; auch hier wurde die Turbinen-Anlage durch die Maschinenfabrik J. Ig. Rüsch geliefert.

Aber auch diese ver­einigten motorischen Kräfte reichten nicht lange für den ganzen Betrieb aus, und die Firma war wieder genöthigt, einen neuen Motor aufzustellen, eine 5opferdekräftige Dampf­maschine aus der Locomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur.

In Folge andauernder, wenn auch langsamer Erweite­rung des Betriebes erwies sich alsbald auch diese Kraft als zu klein, weshalb 1897 noch ein Locomobil von 125 Pferdekräften von R. Wolf in Magdeburg bezogen wurde.

Die Fabrik hat gegenwärtig an 220 Webstühle sammt den zugehörigen Hilfsmaschinen und 2600 Spindeln im Betriebe, ferner eine eigene Färberei, Zwirnerei, Appretur und Bleicherei und beschäftigt derzeit circa 300 Arbeiter.

Für die Angestellten und Arbeiter wurde bereits im Jahre 1874 seitens der Firma eine Kranken-Unterstützungs- casse errichtet.

Den Gegenstand der Fabrication bilden Oxford-, Hemd- und Matratzenstoffe, Baumwollflanelle und verschiedene Modeartikel, deren hauptsächliches Absatzgebiet die österreichischen Alpenländer sind.

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