V. MAYER & SÖHNE

lv. K. PRIV. COTTON-DRUCKFABRIK WIENGUNTRAMSDORF,

MECHANISCHE WEBEREI

MÄHR.-TRÜBAU.

m Jahre 1815 errichtete der Gründer der Firma, Herr Vitus Mayer, der von 1812 bis 1814 am Wiener polytechnischen Institute Chemie studirt hatte, in Wien, im sogenannten »abgebrannten Hause« auf der Wieden, eine kleine Kattundruckerei, in welcher mit etwa 10 Handdruckern bis zum Jahre 1817 Kattune bedruckt wurden.

1818 wurde dieses Unternehmen nach dem II. Bezirk, Schiffgasse, verlegt und der Kattundruck dort mit einer grösseren Anzahl von Handdruckern circa 25 weiter betrieben.

Bald aber erwiesen sich die Räumlichkeiten als zu klein. Die Fabrik wurde aufgelassen, und Herr Vitus Mayer übernahm im Jahre 1822 gemeinsam mit seinem älteren Bruder die Kattun-Druckfabrik und die Baumwoll­spinnerei des Grafen Stadion zu Aethart in Mähren. Das Betriebsresultat der beiden Fabriken unter der Firma »Brüder Mayer« war ein so günstiges, dass schon wenige Jahre später an eine Vergrösserung gedacht werden musste. Die Firmainhaber beschlossen, diese zwei Etablissements aufzulassen und übernahmen 1826 die Druckfabrik des Baron Fries in Kettenhof bei Wien.

Hier stand eine stärkere Wasserkraft zur Verfügung, und man konnte neben den verschiedenen Gattungen Kattune und Battiste die Erzeugung der damals sehr gesuchten Möbelzitze mittelst Rouleaux-Druckmaschinen in die Fabrication mitaufnehmen.

1833 wurde das Gesellschaftsverhältnis der beiden Brüder Vitus und S. Mayer gelöst, und der Erstere über­nahm im darauffolgenden Jahre allein die Guntramsdorfer Druckfabrik von Baron Sternthal, wo die Fabrication von Kattunen im Allgemeinen und speciell die von Indigoküpenwaare, Mousselines de laine und Ganzwollen-Artikel, sowie die Rougefarberei aufgenommen und weiter ausgedehnt werden konnte. Die Anzahl der Handdrucker war inzwischen auf ungefähr 50 angewachsen, und man arbeitete auch mit 5 Perrotinen, einer eincouleurigen Rouleaux-Druckmaschine und 8 Küpen.

Im Jahre 184g wurde auch diese Fabrik aufgelassen, die im Orte Guntramsdorf befindliche Papierfabrik angekauft und diese zu einer Kattun-Druckfabrik umgestaltet. Zwei Dampfkessel wurden angeschafft und zu den bestehenden Rouleauxmaschinen noch zwei weitere, sowie circa 20 Tüchermaschinen aufgestellt. Mit Hilfe dieser Maschinen druckten circa 120 Arbeiter Kaschmirtücher und Kaschmire, ferner Kattune u. dgl.

Die Kaschmirtücher wurden in grossen Quantitäten zumeist nach Russland und Spanien exportirt. In den folgenden Jahren erstanden jedoch in Russland selbst bedeutende Druckfabriken, welche den Export nach diesem Lande unmöglich machten, die Erzeugung dieses Artikels musste daher eingestellt werden.

1852 traten dem Unternehmen die beiden Söhne des Fabriksbesitzers, Franz und Albert Mayer, bei, und die Firma erhielt den bis auf den heutigen Tag unveränderten Wortlaut: V. Mayer & Söhne.

Während der weiteren Jahre wurden noch mehrere Rouleauxmaschinen aufgestellt, ein Graveur-Atelier mit Panto- graphen und Molettirstühlen eingerichtet und die Fabrication in bedeutend grösserem Umfang fortgeführt.

1883 wurde eine grosse Weissbleiche gebaut, für welche Mather & Platt in Manchester die Bleichmaschinen lieferten, mittelst deren jetzt nicht blos für den eigenen Bedarf, sondern auch im Lohn gebleicht wird. Bei vollstän­digem Betriebe können jährlich circa 12 Millionen Meter Kattune gebleicht werden.

Die Druckfabrik und Bleicherei beschäftigt heute circa 300 Arbeiter und besitzt Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von zusammen 350 Pferdekräften, nebst einer i2pferdigen Wasserkraft. Ferner umfasst die Betriebsanlage:

5 Dampfkessel mit circa 500 Quadratmeter Heizfläche, 7 Druckmaschinen und weitere 35 Bleichmaschinen, sowie sonstige zur Manipulation nöthige Vorrichtungen.

Das fertige Fabricat findet hauptsächlich in den einzelnen Kronländern Oesterreichs Absatz; ein Theil wird nach Belgien, Süd-Amerika und nach dem Oriente ausgeführt.

1890 wurde in Mährisch-Trübau eine mechanische Baumwollweberei mit 304 Stühlen angekauft. Dieselbe besitzt eine Dampfmaschine von circa 100 Pferdekräften und ist mit elektrischer Beleuchtung versehen. Was diese Weberei producirt, deckt nur zum Theile den Bedarf des Guntramsdorfer Druck-Etablissements.

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