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ROLFFS & CIE.

KATTUN-DRUCKEREI, FÄRBEREI UND APPRETUR

FRIEDLAND IN BÖHMEN.

ie Fabrik der Firma Rolffs & Cie. in Friedland, Böhmen, wurde im Jahre 1883 in Betrieb gesetzt. Dieselbe ist ein Zweigunternehmen der Firma Rolffs & Cie. in Siegfeld bei Siegburg (Rheinpreussen). Das rheinische Stammhaus, welches im Jahre 1830 von Christian Gottlieb Rolffs aus Bremer­haven zu Köln begründet und später, im Jahre 1846, nach Siegfeld bei Siegburg verlegt wurde, stand schon seit einer langen Reihe von Jahren in lebhaften geschäftlichen Beziehungen zu Oester­reich. Die Geschäfte wurden durch den zwischen Oesterreich und dem deutschen Zollverein bestehenden Veredelungs- Verkehr ermöglicht, indem die Gewebe in rohem Zustande aus Oesterreich bezogen und dann in fertig gedrucktem, beziehungsweise gefärbtem Zustande gegen Entrichtung eines mässigen Veredelungszolles nach Oesterreich zurück geführt wurden. Auf Grund dieses Veredelungsverkehres hatte sich der Absatz nach Oesterreich im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden Umfange entwickelt, so dass ein beträchtlicher Theil der Production der rheinischen Fabrik nach Oesterreich abgesetzt wurde. Als im Jahre 1882 durch einen Reichsrathsbeschluss das Appreturverfahren mit Deutschland aufgehoben wurde und die deutschen Fabricate von Oesterreich mit einem so hohen Zollsätze belegt wurden, dass auch ein Export nach Oesterreich ausgeschlossen war, stand die Firma vor der Alter­native, entweder auf den Absatz ihrer Fabricate nach Oesterreich gänzlich zu verzichten oder in Oesterreich eine Productionsstätte ins Leben zu rufen. Die Firma entschloss sich zu letzterem und begann im Jahre 1882 den Bau der Fabrik in Friedland, welche bereits im Jahre 1883 den Betrieb eröffnen konnte.

Anfänglich beschränkte sich die Fabrik nur auf die Erzeugung von Tüchern, welche auch früher während des Bestandes des Veredelungs-Verkehres ausschliesslich vom Stammhause nach Oesterreich geliefert wurden. Da jedoch der Consum in diesem Artikel in Folge des Verschwindens der Nationaltrachten und der Ersetzung der Tücher durch billige Hüte stetig zurückgieng, so sah sich die Firma veranlasst, auch die Fabrication von Kleider­stoffen aufzunehmen.

Das Drucken geschieht auf Rouleaux-Druckmaschinen, auf welchen ein- bis achtfarbige Muster in einer Druckoperation hergestellt werden. Nur ein verschwindend kleiner Theil wird in Farbenstellungen, welche sich auf der Druckmaschine nicht herstellen lassen, nach dem alten Handdruckverfahren erzeugt, indem mit hölzernen Formen die Farben in die auf dem Rouleau vorgedruckten Muster eingepasst werden.

Die Anzahl der Muster, welche in jeder Saison auftauchen, beläuft sich auf mehrere Hundert; da diese nun in den verschiedenartigsten Combinationen und Farbenstellungen ausgearbeitet werden, so besteht in jeder Saison das Sortiment aus vielen tausend Ausführungen. Der Entwurf der Muster gelangt theils im eigenen Zeichenatelier zur Ausführung, theils werden selbe im Auslande gekauft.

Die Fabrik beschäftigt circa 650 Beamte, Meister und Arbeiter. Die letzteren sind zum grössten Theile Ein­heimische und Bewohner der umliegenden Dörfer, während einige Facharbeiter, Meister und Beamte bei Begründung der Fabrik vom Stammhause herübergenommen werden mussten. In der Nähe der Fabrik sind von dem Unter-

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