GEBRÜDER ROSENTHAE

K. K. PRIV. COTTON- UND TÜCHELDRUCKEREI, FÄRBEREI UND MECHANISCHE

WEBEREI IN HOHENEMS,

BAUMWOLLSPINNEREI IN RANKWEIL UND MECHANISCHE WEBEREI IN VADUZ.

ie Firma Gebrüder Rosenthal entstand in den Dreissigerjahren dieses Jahrhunderts. Die beiden Brüder Philipp und Josef Rosenthal, einer seit dem Jahre 1744 in Hohenems ansässigen Familie angehörig, waren zuerst unter der Firma Urban Rosenthal sei. ÜBhne als Ferker thätig; sie kauften Garne, Hessen dieselben im Stücklohn weben und verkauften die Gewebe, meist Stickereien, in gebleichtem Zustande. Sie Hessen die Waare in Dornbirn färben, wodurch sie hauptsächlich mit letzterem Orte, dann auch mit Lustenau, Feldkirch etc. in Verbindung kamen.

In den Jahren 18331839 waren sie Mitbesitzer einer Spinnerei in Götzis; der Grundstock der heutigen Etablissements wurde jedoch gelegt, als die beiden Brüder im Jahre 1841 die damalige Spinnerei der Familie Löwen- gardt im Schwefel in Hohenems erwarben. Dieses Etablissement hatte sich in einem uralten Badgebäude befunden, in dem eine renommirte Schwefelquelle zu Heilzwecken diente, die jetzt noch in einem anderen Bau ausgenützt wird.

Nach dem Vorbilde, wie sich die Industrie in der benachbarten Schweiz und im Lande selbst entwickelt hatte, wurde nun die ehemalige Spinnerei in eine Cotton- und Tücheldruckerei umgebaut, der etwas später die Er­richtung einer Türkischroth-Stückfärberei folgte. Nebst diesen beiden Fabricationszweigen beschäftigte man sich damals auch mit der Herstellung von Tüllstickerei. Letzterer Artikel fand namentlich seinen Absatz in der Lombardei und Venedig, welcher Umstand die Firma veranlasste, neben der bereits errichteten Filiale in Wien auch eine solche in Verona zu gründen, die dann aber nach dem Wegfalle der beiden Provinzen wieder aufgelöst wurde. Von Wien aus giengen die Erzeugnisse nach sämmtlichen Kronländern Oesterreich-Ungarns, nach Russland und den Balkan­staaten, ebenso wurden (bis zum Jahre 1876) auch die Brünner Märkte fleissig besucht.

Das war zu einer Zeit, als man noch eine Woche und mehr brauchte, um nach Wien zu kommen; damals be­förderten alle Vorarlberger Fabrikanten ihre Waaren an bestimmten Wochentagen per Achse nach Fussach, von wo aus dieselben mittelst Segelschiffes nach Lindau gebracht wurden, um von dort den weiten Weg über Baiern nach Wien etc. zu machen.

Am 19. December 1856 fand die erste Erweiterung des Etablissements statt, indem an der sogenannten Säge in Hohenems die erste mechanische Weberei mit circa 120 Webstühlen mit Wasser- und Dampfkraft errichtet wurde, welcher 1877 eine zweite mit 147 Stühlen und anlässlich der Verlegung der Bleicherei von der Fabrik Schwefel in ein eigens dazu erbautes Etablissement 1883 eine dritte Weberei mit 62 Webstühlen folgte. Ausser diesen wurde 186g eine mechanische Weberei mit 150 Webstühlen in Mühleholz, Fürstenthum Liechtenstein, und 1883 eine zweite daselbst mit 100 Webstühlen erworben; diese beiden Webereien wurden auf 330 Stühle erweitert, so dass heute im Ganzen 5 Webereien mit 659 Webstühlen, darunter auch Ratier- und Jacquardstühle im Betrieb stehen.

Die Anzahl der Handdrucker erreichte früher zeitweilig die Zahl 100, welche auf Uluminirt-, Indigo- und Garancine-Artikel Beschäftigung fanden, doch sah man sich durch den stetig zurückgehenden Consum an Tüchel- waaren, und um der Reformbedürftigkeit der Druckerei Rechnung zu tragen, veranlasst, im Jahre 1879 die ersten zwei Rouleaux-Druckmaschinen aufzustellen, denen im Jahre 1894 mit den entsprechenden baulichen Erweiterungen eine dritte (achtfärbige) folgte. In dieser Branche befasst sich die Firma hauptsächlich mit der Fabrication von Barchent, Levantin, Satin, sowie den verschiedenen einschlägigen Modeartikeln, wobei sie einen ganz besonderen Ruf ihren echt türkischroth gefärbten Stoffen zu danken hat. Das Hauptabsatzgebiet für ihre Druckerzeugnisse ist die gesammte österreichisch-ungarische Monarchie, namentlich aber Galizien, Ungarn und Böhmen; um das Geschäft in letzterer Provinz zu erweitern, wurde 1878 auch eine Filiale in Prag errichtet. Das Ausland hat nur geringen An- theil an dem Absätze dieses Productes.

In Zeiten schwerster Baurmvollkrisis, die der nordamerikanische Bürgerkrieg im Jahre 1864 hervorrief, wurde von der Firma die den Joh. Mich. Ohmeyerschen Erben in Rankweil gehörige, 1842 neu erbaute Baumwoll­spinnerei sammt Nebengebäuden und Grundbesitz käuflich erworben.

Anfänglich mit 7000 Spindeln (Handstühlen und Bozner Flügeldrosseln) eingerichtet, wurden diese alten Maschinen bald nach Uebernahme der .Spinnerei durch neue, von der Firma Joh. Jacob Rieter & Co. in Winterthur bezogene Selfactoren ersetzt und vermehrt. Im Jahre 1879 wurde die erste bauliche A r ergrösserung und eine weitere Vermehrung der

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