Von anderen grossen Veranstaltungen zu Gunsten der Hebung der Leinwand-Industrie, an denen die »Garnbörse« sich ebenfalls mittelbar betheiligt hat, wie die Flachscongresse und die Gründung des Verbandes der österreichischen Flachs- und Leineninteressenten, möchten wir, da sie nicht mehr so sehr der localen Entwickelung Trautenaus angehören, später sprechen.
Um nun den Entwickelungsgang der Trautenauer Leinen-Industrie weiter zu verfolgen, müssen wir auf den Begründer der Spinnerei nochmals zurückkommen. Das Leben Johann Faltis’ ist so recht selbst das Abbild der Gründungsgeschichte der österreichischen mechanischen Flachsspinnerei-Etablissements.
Johann Faltis wurde am 4. Juni 1796 in Wolsdorf bei Königinhof, drei Meilen von Trauten au, geboren, wo sein Vater als Kaufmann und Wirthschaftsbesitzer lebte. Bei seinem ausserordentlich regen Drange zum kaufmännischen Leben wurde er bald in einem grösseren Prager Geschäftshause (Neupauer & Co.) aufgenommen, von wo er nach Wien und im Jahre 1820 nach Schurz bei Königinhof zurückkehrte, um ein selbständiges Leinengeschäftshaus im Vereine mit seinem Vater zu begründen. 1823 übersiedelte er nach Trautenau und errichtete hier eine Leinenmanufactur und Cottonweberei. 1832 übernahm er auch die Direction der gräflich Harrach’schen Leinenmanufacturen zu Starkenbach, Janowitz und deren Niederlage in Wien.
Kurz nach dem Baue seiner, Werkstatt zur Erzeugung von Flachsspinnmaschinen in Pottendorf im Jahre 1835 erwarb er in Jungbuch bei Trautenau eine Wasserkraft mit 30 bis 40 Pferdekräften, wohin er die in Pottendorf erzeugten Maschinen bringen Hess, die indessen vorderhand nur für Handbetrieb eingerichtet und aus Holz construirt waren. Es waren dies jene Maschinen, die er schon im Jahre 1837 der Concurrenz der besseren ausländischen Gespinnste wegen ausser Betrieb setzte. Nach deren Ersatz durch verbesserte Maschinen hatte er im Jahre 1841 bereits 2000 Spindeln durch Wasserkraft in Betrieb, bei einer Zahl von 229 Arbeitern. Als nun bald darauf England die Ausfuhr an Maschinen endlich gestattete, stellte er schon 1842 in Jungbuch neuerdings 2000 englische Maschinenspindeln zu, und im Jahre 1845 weitere 2400 Spindeln, als sein früherer Geschäftsfreund Ritter von Neupauer als stiller Gesellschafter dem Unternehmen wieder beitrat. In den Jahren 1845 bis 1848 wurde eine neue Fabrik in Jungbuch mit 3000 Spindeln gebaut. Die Revolutionsjahre, die nun über das Land hereinbrachen, waren für die Flachsspinnerei gerade Zeiten eines grossen Aufschwunges. So wurde denn 1848 bis 1849 eine neue Fabrik mit 8000 Spindeln in Jungbuch errichtet, 1854 eine solche mit 7200 Spindeln, 1858 bis 1860 aber eine weitere grosse Spinnerei mit 14.000 Spindeln, nachdem indessen 5600 Spindeln ältesten Systems als unverwendbar beseitigt worden waren.
Der besonders gute Geschäftsgang der Jahre 1863 und 1864, der Zeit der amerikanischen Kriege, gab den Anstoss zum Ausbau der grossen Trautenauer Spinnfabrik mit 10.000 Spindeln.
Uebrigens erstreckte sich die begründende Thätigkeit dieses Altmeisters der Flachsspinnerei auch nach Sachsen und Schlesien. Schon seit 1858 hatte Johann Faltis das Unglück, ganz zu erblinden, blieb aber trotzdem bis zu seinem Tode am 18. Februar 1874 an der Spitze seiner Unternehmungen, welche in Jungbuch 16.000, in Trautenau 24.000 und in Liebau 5000, zusammen 45.000 Spindeln, und ausserdem in Heinitz im Vereine mit Herrn Grützner 10.000 Spindeln umfassten und 3200 Menschen beschäftigten. Noch heute hat seine Nachfolgerin, die Firma Johann Faltis Erben, diese Fabriken mit derselben Spindelzahl inne und ist noch wie damals eine der marktbeherrschenden grössten Unternehmungen der Leinen-Industrie des Continents.
Die Zweitälteste mechanische Flachsspinnerei Nordböhmens ist diejenige der Firma Aloys Haase, welche noch heute die zweitgrösste Spinnerei Oesterreichs ist. Aloys Haase, der gleichnamige Vater des jetzigen Chefs, rief im Jahre 1846 in Parschnitz bei Trautenau und im Jahre 1850 in Trautenau selbst zwei Spinnereien ins Leben, welche zusammen 27.000 Spindeln umfassen und 1300 Arbeiter beschäftigen.
Oberaltstadt bei Trautenau ist der Sitz einer Leinenfirma, welche sich sowohl durch ihre historische Bedeutung, als durch den Besitz einer durch die grösste Vollkommenheit von Einrichtung und Betrieb hervorragenden Flachsspinnerei auszeichnet und aus deren Initiative auch die anderen Fabriken dieses Gebietes hervorgegangen sind.
Diese Firma, das Haus J. A. Kluge, das die Gründung seines Handwebereibetriebes schon in das Jahr 1797, also über hundert Jahre zurückdatirt, zählt zu den allerältesten Leinenfirmen der Monarchie. Im Jahre 1852 trat es auch in die Reihe der Begründer der aufblühenden Flachsspinnerei-Industrie ein, als der Chef der Firma, Franz Kluge, im Vereine mit seinem Schwager Josef Etrich, eine mechanische
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