Spinnerei in Oberaltstadt bei Trautenau erbaute, die 1864 bis auf 10.000 Spindeln erweitert wurde. Im selben Jahre errichteten beide Gesellschafter in Oberaltstadt eine zweite Spinnerei, in welche die Hälfte der Maschinen der ersteren übertragen wurden. Im Juli dieses Jahres nun trennten sich im Wege gütlichen Abkommens die Compagnons und Hessen das Los über die Wahl der Uebernahme je einer der beiden Fabriken entscheiden.

Nach der Trennung errichtete die Firma J. A. Kluge im Jahre 1876 eine moderne mechanische Leinenweberei in Hermannseifen bei Trautenau, welche 1880 zu einer Damastweberei und 1881 zu einer Bleich- und Appreturanstalt mit irischem Bleichverfahren erweitert wurde, und erwarb 1887 eine bereits im Betriebe befindliche Flachsgarnspinnerei in Marschendorf.

Wir haben noch anzufügen, dass die Firma J. A. Kluge endlich noch im Jahre 1877 in Oberaltstadt eine Garnbleiche errichtete, die indessen drei Jahre später an Herrn William Duncan verkauft wurde, welcher sie dann 1889 dem gegenwärtigen Chef, Herrn Fred William Duncan, übertrug.

Nach der Trennung der Theilhaber der Firma Kluge & Etrich übernahmen die Söhne des letzteren Gesellschafters, Johann und Ignaz, unter der Firma Josef Etrichs Söhne, Trautenau, die ihnen durch das Los zugefallene Oberaltstädter Stammfabrik und erweiterten die ursprüngliche Zahl von 5000 Flachs­spindeln auf 10.000. Ausserdem kauften sie von der Creditanstalt 1871 ein kleines Object in Jungbuch, welches allmählich zu einer Spinnerei von 5000 Flachsspindeln umgeschaffen wurde.

Die ungünstigen Verhältnisse der Leinen-Industrie zwangen sie aber, sich anderen Industriezweigen zuzuwenden. So entstand 1882 die Jutespinnerei der Firma in Jungbuch und eine Juteweberei derselben sammt einer dazugehörigen Appretur in Trautenau.

Um der geplanten Erweiterung der Jungbucher Jutespinnerei Platz zu schaffen, baute im Jahre 1895 die Firma in Bausnitz, zwischen Trautenau und Eipel gelegen, ein neues Flachsspinnereigebäude nach ganz neuer Art, und übertrug dahin die 5000 Flachsspindeln von Jungbuch. Diese Neugründung wurde zu einem Segen für die dortige Arbeiterbevölkerung, die aus den umliegenden Dörfern stammt und welcher der Weg in die entfernten Industrieorte erspart bleibt.

Im Jahre 1866 erwarb die Firma in Deutschbrod eine Glasschleiferei und adaptirte sie zu einer Flachsbereitungsanstalt, in welcher, je nach dem Ergebnis der Flachsernte, bis zu 150 Arbeiter an den vom Theilhaber Ignaz Etrich erfundenen Maschinen arbeiten. Die bessere Bearbeitungsmethode ermöglicht auch die Zahlung besserer Preise für die dort gebauten Flachse, und in der That hat diese Anstalt der Firma wesentlich dazu beigetragen, den Niedergang des Flachsbaues in der dortigen Gegend einigermaassen aufzühalten.

Zu den Gründungen derselben Firma gehört ebenso die k. k. priv. erste böhmische Jutespinnerei und Zwirnerei, mechanische Juteweberei und Flachsspinnerei Josef Etrich in Jaromer, deren Einrichtung in das Jahr 1860 fällt und gewissermaassen den Abschluss der Leinenfabriken bildete, welche die Ufer der Aupa und der Elbe nahezu von deren Ursprung bis zu ihrer Vereinigung begleiten.

Zwischen Oberaltstadt und der durch ihre erste Flachsspinnerei historisch gewordenen Ortschaft Jungbuch liegt im Aupathale noch der Fabrikencomplex von Trübenwasser, der seine Entstehung an den Namen des Herrn Josef Hanke knüpft. Derselbe erbaute im Jahre 1858 eine Flachsspinnerei mit 3600 Spindeln, welche 1867 durch Kauf in den Besitz der alten Mährisch-Schönberger Leinenfirma Anton Honig & Söhne übergieng, auf 5000 Spindeln erweitert wurde und bis 1885 eine Zweigniederlassung dieser Firma bildete. Nach dem Tode des Chefs Anton Honig, 1883, bildeten seit 1885 die Compagnons eine Commanditgesellschaft, als deren öffentlicher Gesellschafter Herr J. Sig. Primavesi in Mähr.-Schön- berg fungirt. Die Leinenweberei wurde in diesem Jahre von der Spinnerei getrennt und besteht unter der Firma »M. Primavesi & Co., vorm. Anton Honig & Söhne« als selbständige Unternehmung in Mährisch-Schönberg.

Eines der ältesten Gebäude der Trautenauer Gegend, der sogenannte »Bleichhof« in Parschnitz, ist noch Zeuge der Geschichte industrieller Entwickelung eines der ältesten Leinenhäuser Oesterreichs, der Firma »Gebrüder Walzel«. Der ehemalige Besitzer dieses »Bleichhofes« war niemand Anderer, als der Prager Bankier der Firma »Del Curto et Zehendner«, Josef Anton Zehendner, welcher als Repräsentant der mit Privilegium ausgestatteten »Spanischen Handels-Compagnie« mit der »k. k. priv. böhmischen Leinwand-Handels-Societät«, deren Sitz sich in Trautenau befand, Contracte abgeschlossen hatte.

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