Dieser Bleichhof, welcher es werth ist, dass man seine Schicksale registrire, weil sie sich innig mit den historischen sowohl als politischen Geschicken Trautenaus verknüpfen, bestand damals aus i Wohn- und Appretur-Gebäude mit 4 Leinwandpressen, 1 Mangelgebäude mit einer grossen Leinwand­mangel, 4 Hängen, 1 Bleichhause und der alten Färberei mit 4 Farbkesseln. Derselbe gieng im Jahre 1782 in den Besitz des mächtigsten und uneigennützigsten Förderers der »Spanischen Handels-Compagnie«, des Grafen Ivinsky, über. Aus den alten Geschäftsbüchern ist noch zu ersehen, dass die hauptsächlichste Richtung des Geschäftsverkehres jener Zeit sich auf rohe, gebleichte und appretirte Leinwänden, sowie gefärbte, besonders blaue Sacktücher nach Spanien und Italien erstreckte.

Die Commissionslager des Hauses befanden sich in Amsterdam, Hamburg, Wien, Mailand, Turin und Florenz.

Im Jahre 1845 gieng der »Bleichhof« in Parschnitz in den Besitz des Herrn Clemens Walzel aus Wiesen bei Braunau in Böhmen über, welcher mit seinem Bruder Georg die Leinenbleiche und Appreturanstalt daselbst vergrösserte.

Angespornt durch das Beispiel des Begründers der mechanischen Flachsspinnerei in Oesterreich, Johann Faltis, begründete Herr Clemens Walzel im Jahre 1850 seine Flachsspinnerei von 3000 Spindeln, denen er im Jahre 1860 noch weitere 2000 Spindeln anfügte.

Als während des nordamerikanischen Bürgerkrieges die Leinen-Industrie einen so grossen Auf­schwung in Folge der unterbrochenen Baumwollzufuhren genommen hatte, begann Walzel den Bau einer neuen Flachsspinnerei, welche eben 1866 vollendet war, als der österreichisch-preussische Krieg ausbrach.

Sein Neffe und Nachfolger, der gegenwärtige Besitzer, Herr Max Walzel Ritter v. Wiesentreu, errichtete in Verbindung mit dem bestehenden Etablissement eine mechanische Leinenweberei mit über 150 Webstühlen und eine Leinengarnbleiche.

Ausser dieser zu den grössten Oesterreichs zählenden Leinenfabrik stehen in Parschnitz noch die schon erwähnte Flachsspinnerei Aloys Haase und die Leinenwebereien Louis Romann und Eduard Knoll.

Im benachbarten Gabersdorf steht ferner noch die Flachsspinnerei des Herrn Heinrich Wowes. Auch im unteren Aupathale, wo die Aupa das Trautenau-Parschnitzer Gebiet verlässt, entstanden früh­zeitig mechanische Leinenfabriken. So begründeten Philipp Morawetz und Jakob Oberländer im Jahre 1852 die Eipier Flachsspinnerei, deren jetzige Chefs Ludwig Morawetz und Moritz Oberländer sind, während demselben Hause auch die mechanische Weberei in Eipel 1866, jetzt in Firma Eduard Morawetz, entstammte. Ausserdem sind grosse mechanische Leinenwebereien daselbst: Philipp Morawetz Sohn und F. M. Ober­länder, Ivohorn & Schulz, eine Zwirnerei und Lohnfärberei von Wenzel Tuzar seit 1872.

Im Gebiete der alten Leinwand-Industriestadt Arnau knüpfen sich die beiden Hauptunternehmungen an die Namen der Firmen Neumann, Fried & Co. und M. & S. Oesterreicher.

Die erstere Firma erbaute in Döberney bei Arnau im Jahre 1863 eine Flachsspinnerei mit 4000 Spindeln und erwarb später eine zweite Spinnerei in Proschwitz bei Arnau; beide Etablissements umfassen zusammen 13.000 Spindeln. Für die Industrie ist die Firma insoweit von besonderer Bedeutung gewesen, als ihre Specialität in der Production geringerer Schussgarne besteht, womit sie dem Import dieser Waarengattung meist schottischer Provenienz erfolgreich zu begegnen wusste. Der Export richtet sich nach Deutschland, England, Belgien, Italien und Spanien.

Moritz und Josef Oesterreicher sind seit 1860 im Besitze ihrer Arnauer Spinnerei, die sie von 8000 auf 15.000 Spindeln vermehrten. Im Jahre 1873 bauten sie eine neue Spinnerei in Berns­dorf mit 3700 Spindeln, die gegenwärtig in den Besitz der Firma »Oesterreichers Söhne« in Bernsdorf übergegangen ist.

An Proschwitz schliesst sich die langgestreckte Ortschaft Langenau an, welche unter mehreren Textilfabriken die Flachsspinnerei des Ferdinand Böhm in Nieder-Langenau mit 6000 Spindeln zählt. Durch einen Bergrücken getrennt ist von diesem Thale das durch seine Industrie hervorragende obere Elbethal und das Gebiet von Hohenelbe; insbesondere hier waren die ersten Flachsspinnereien, die von Willibald Jerie bereits 1854 erbaute Spinnerei mit 12.000 Flachs- und Werggarnspindeln und die im Jahre 1850 erbaute Spinnerei in Ober-Hohenelbe, welche im Jahre 1855 zur Hälfte und im Jahre 1859 zur Gänze in dem damaligen Bestände von 5000 Spindeln in das Eigenthum der Firma F. A. Rotter & Söhne übergieng.

28s