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Verbindungen erwachsen mussten, eine Vereinigung aller Betheiligten zu einem Compagniegeschäfte, welches unter folgenden drei Firmen geführt wurde:

Raymann & Co. in Freiwaldau unter Leitung von Josef und Adolf Raymann,

Josef Münzberg & Co. in Zuckmantel unter Leitung von Josef Münzberg und Gebrüder Regenhart & Co. in Wien unter Leitung von Alois und Jacob Regenhart.

Gleichzeitig wurde die Bestimmung getroffen, dass in Zuckmantel vorzugsweise glatte Leinwänden, in Freiwaldau dagegen hauptsächlich Tischzeuge hergestellt werden sollten. Nachdem nun die Tischzeug- fabrication bis dahin in Freiwaldau beinahe gar nicht betrieben worden war, unternahm Adolf Raymann weitere Reisen nach Sachsen und besuchte auch die gräflich Harrachschen Damastwebereien in Janowitz, um sich mit dieser Fabrication vertraut zu machen und tüchtige Arbeiter anzuwerben, wogegen Jacob Regenhart in Wien die Beschaffung der Dessins und Musterkarten besorgte. Diese vereinten Bemühungen erzielten den überraschenden Erfolg, dass bereits im Jahre 1828 von 70.000 fl. C.-M.

Totalumsatz der Freiwaldauer Erzeugungsstätte etwa ein Drittel auf Damastwaaren entfiel.

In welchem Ansehen die Familie Raymann zu dieser Zeit in Freiwaldau stand, erhellt daraus, dass Josef Ray­mann lange Jahre hindurch die Stelle eines Bürgermeisters der Stadt bekleidete. Unausgesetzt hob sich das Geschäft, und wurde Josef Raymann im Jahre 1834 di® ordentliche Fabriksbefugnis ertheilt.

Im Jahre 1837 trat Alois Regenhart, Sohn, in das Wiener Geschäft ein und zwei Jahre später, 183g, Adolf Raymann, Sohn, in die Freiwaldauer Fabrik. Im selben Jahre, 1839, wurden die auf der Wiener ersten Industrie- Ausstellung unter der Ausstellungs-Firma Raymann & Regenhart vertretenen Freiwaldauer Fabricate zum ersten Male mit der grossen goldenen Medaille ausgezeichnet.

Sehr bemerkenswert!!, sind die Schwierigkeiten, mit denen zu dieser Zeit die vereinten Firmen zu kämpfen hatten, um den geschäftlichen Verkehr untereinander auf­recht zu erhalten. Der Frächter, welcher die Waaren aus Schlesien nach Wien brachte, war im Sommer stets acht bis zehn Tage unterwegs, während der in jenen Gegenden meist sehr schneereiche Winter die Transportzeit oft noch ganz erheblich verlängerte. Die Beförderung der Gelder von Wien nach der Fabrik, rvelche derselbe Frächter besorgte, erforderte wieder die peinlichsten Vorsichtsmaass­regeln, und wurden grosse Summen auf alle erdenkliche Weise in den leer zurückgehenden Kisten versteckt. Briefe holte von Freiwaldau aus zweimal wöchentlich ein reitender Bote beim nächsten, 40 Kilometer entfernten Postamte ab; von einer Paket­beförderung durch die Post war selbstverständlich noch keine Rede.

Im Jahre 1844 starb Herr Josef Raymann, der Gründer des Geschäftes in Freiwaldau, und nun übernahm sein Sohn Adolf Raymann (Vater), allein die Leitung der Freiwaldauer Fabrik; dieser erhielt am 16. Jänner 1845 für die Fabrik die ordentliche Landesbefugnis mit der Berechtigung, den kaiserlichen Adler und den Titel »k. k. privilegirt« zu führen. In diesem Jahre wurde dem Hause Raymann auch die hohe Ehre zu Theil, Se. kaiserl. Hoheit den Herrn Erzherzog Franz Karl, den Vater Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I., beherbergen zu dürfen. Auf der noch im selben Jahre in Wien abgehaltenen Ausstellung wurde die Fabrik neuerdings mit einer ersten Medaille ausgezeichnet.

Mittlerweile war in Folge Ablebens des Herrn Josef Münzberg in Zuckmantel die Firma Josef Münzberg & Co. gelöscht worden und die Leitung des dortigen Geschäftes an die Firma Raymann & Co. über­gegangen; die Fabrication in Zuckmantel wird noch heute als Zweig­geschäft von Freiwaldau aus geleitet. In derselben Zeit wurde auch die damals in Oesterreich noch ganz unbekannte Dampfkocherei auf der Raymannschen Bleichanlage eingeführt, was einen wichtigen Portschritt in der Leinenbleiche bedeutete. So wuchs das Unternehmen zusehends, bis 1850 der Jahresumsatz bereits die Höhe von fl. 200.000 erreichte.

Der stetig wachsende Bedarf an Garnen, insbesondere besseren Kettengarnen, den die einheimische Handspinnerei nicht mehr zu decken vermochte, veranlasste Adolf Raymann (Vater) im Jahre 1851 eine mechanische Flachsgarn-Spinnerei mit 2000 Spindeln zu gründen. Einige Jahre später erzielte die Pabrik bereits ihren ersten Erfolg im Auslande, indem

Stammhaus der Familie Regenhart in Perchtoldsdorf, Niederüsterreich.

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Stammhaus der Familie Raymann in Freiwaldau.

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