die Freiwaldauer Fabricate auf der Münchener allgemeinen Industrie-Ausstellung 1854 abermals mit der ersten Medaille ausgezeichnet wurden.

Im Jahre 1855 wurde der Fabrik die hohe Auszeichnung zu Theil, mit den Lieferungen für den Aller­höchsten Hof betraut zu werden, welcher bis dahin seinen Bedarf aus Sachsen bezogen hatte, und schon 1859 erhielten Adolf Raymann, Sohn, und Alois Regenhart, Sohn, unter der Firma Raymann & Regenhart den Titel k. k. Hof-Tischzeuglieferanten.

Nach dem im gleichen Jahre erfolgten Ableben des Herrn Jacob Regenhart verblieb die alleinige Leitung des Wiener Geschäftes seinem Neffen Alois Regenhart, Sohn, dessen Vater Alois Regenhart, der Begründer des Wiener Hauses, sich schon mehrere Jahre zuvor vom Geschäfte zurückgezogen hatte.

Alois Regenhart, Vater, starb 1862 in Graz.

Bald nach der Münchener Ausstellung begann die Firma ihr besonderes Augenmerk auf die irische Concurrenz zu richten, deren Fabricate, insbesondere die sogenannten Irländer Weben (feine Hemdenleinen) und Taschentücher, sich auf dem heimischen Markte immer mehr bemerkbar machten. Um nun dieser Concurrenz wirksam entgegen­treten zu können, war es vor Allem nöthig, das schon damals hoch vervollkommnete irische Appreturverfahren in

Anwendung zu bringen, und wurden daher schon 1855 die ersten Appreturmaschinen irischen Systems auf der Freiwaldauer Bleiche in Betrieb gesetzt. In den nächsten Jahren machte sich denn auch ein bedeutender Aufschwung in der Fabrication bemerkbar, so dass die Firma schon 1860 einen Umsatz von 200.000 fl. aus­schliesslich in Irländer Weben zu verzeichnen hatte, während gleichzeitig die Einfuhr dieser Waaren aus Irland wesentlich zurückgegangen war.

Im selben Jahre 1860 wurde Adolf Raymann, Vater, die hohe Ehre zu Theil, Se. Majestät den Kaiser, welcher zum Besuche des in Gräfenberg zur Cur weilenden Königs Max II. von Bayern in Freiwaldau eintraf, in seinem Hause beherbergen zu dürfen, woselbst auch die Begegnung beider Monarchen stattfand.

An die Aufnahme der Erzeugung von Irländer Weben hatte sich einige Jahre später diejenige von Taschentüchern nach irischer Art angereiht, und war auch hier der Erfolg nicht ausgeblieben. Die Londoner Ausstellung 1862 brachte der Firma in schmeichelhaftester Weise den Ausdruck der allgemeinen Anerkennung ihrer Leistungen, nachdem ihr ungeachtet des Umstandes, dass Alois Regenhart, Sohn, in seiner Eigenschaft als Juror hors concours stand, wieder die erste Medaille zuerkannt wurde. Im selben Jahre wurde Adolf Raymann, Sohn, »für hervorragende industrielle Leistungen« das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen, nachdem sein Vater schon einige Jahre zuvor in gleicher Weise ausgezeichnet worden war.

Durch die Londoner Ausstellung angeregt, setzte Adolf Raymann, Sohn, mit regstem Eifer seine Bestrebungen, die Bleiche und Appretur nach irischem Muster immer mehr zu vervollkommnen, fort. Die hervorragenden Leistungen auf diesem Gebiete hatten einen rapiden Aufschwung der Fabrication zur Folge. In den Jahren 1859 bis 1866 wurde dann aber eine geschäftliche Stagnation bemerkbar, und auch der Krieg des Jahres 1866 beeinflusste naturgemäss Erzeugung und Vertrieb der Waaren in ungünstiger Weise. Nichtsdestoweniger entschloss sich die Firma, veranlasst durch die grosse Bedeutung, zu welcher die Leinenweberei auf mechanischen Stühlen zu dieser Zeit in England und Deutschland gelangt war, und in der richtigen Erkenntnis, dass die Zukunft der ordinären und mittleren Qualitäten von Leinwänden doch wohl dem mechanischen Webstuhl gehören würde, im Jahre 1865 eine kleine mechanische Weberei die erste mechanische Leinen Weberei in Oesterreich zu errichten.

1867 brachte die Pariser Weltausstellung der Fabrik abermals die erste Medaille.

Herr Alois Regenhart, Sohn, der bei dieser Ausstellung ebenfalls wieder der Jury angehörte, erhielt, nachdem er schon einige Jahre vorher als Obmann der Commission für die Wiener Stadterweiterung mit dem Ritter­kreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet worden war, jetzt das Comthurkreuz desselben Ordens, während gleich­zeitig Herrn Adolf Raymann, Sohn, für seine Leistungen auf industriellem Gebiete der Orden der eisernen Krone III. Classe verliehen wurde.

Nach dem früher erwähnten ersten Versuche in der mechanischen Weberei wurde, begünstigt durch den neuerdings steigenden Bedarf in Leinen, im Jahre 1868 der Bau einer neuen mechanischen Weberei mit 150 Stühlen in Angriff genommen und diese noch im selben Jahre in Betrieb gesetzt; immerhin blieb aber die Erzeugung der Waaren auf Handstühlen noch vorherrschend, da sie zwei Drittel der Gesammtproduction ausmachte. In dasselbe Jahr, 1868, fällt die Gründung einer Unterstützungs- und Vorschusscasse für Handweber, der am 1. December 1869 das Inslebentreten des heute noch bestehenden Personal-Pensionsinstitutes folgte, welch letzterem alle mit Monatsgehalt angestellten Beamten und sonstigen Bediensteten der Firma angehören. Diese im Jahre 1879 reorganisirte Institution sichert den Angestellten der Firma bei erreichtem 60. Lebensjahre oder bei früher eintretender Arbeitsunfähigkeit eine nach Maassgabe der geleisteten Einzahlung bemessene Pension, und tritt nach Ableben des Mannes die Witwe in den Genuss von zwei Dritteln der Pension ihres Mannes, sowie auch dessen Kinder unter den in den Statuten vorgesehenen Modalitäten Anspruch auf Erziehungsbeiträge haben. Die Beitragsleistungen zu diesem Fonde erfolgen theils von Seite der Bediensteten selbst, theils von Seite der Firma. Die segensreiche Wirkung dieser Einrichtung erhellt daraus, dass bis jetzt 105.468 fl. für Pensionen und Erziehungsbeiträge zur Auszahlung

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Erstes Bleichhaus (1826).

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