gelangten. Das Vermögen des Institutes, heute schon in einer Höhe von über einer Viertelmillion Gulden, wird von den Mitgliedern nach den in den Statuten festgesetzten Normen selbständig verwaltet.

Im Jahre 1871 wurde Alois Regenhart, Sohn, in seinem 56. Lebensjahre dem Unternehmen frühzeitig durch den Tod entrissen. Er und Adolf Raymann, Sohn, hatten, in dem innigsten freund- und verwandtschaftlichen Verhältnisse stehend, den Grund zu der damals schon hervorragenden Bedeutung des Unternehmens gelegt. Alois

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Regenhart hatte aber nicht allein mit weitem Blicke und klarer Erkenntnis stets die einzuschlagenden Wege gewiesen, welche das Unternehmen zu seiner Achtung gebietenden Stellung emporführten, sondern erfreute sich auch im öffentlichen Leben des grössten Ansehens; so war er Vice-Präsident der Handels­und Gewerbekammer für Niederösterreich, sowie Vice-Präsident des Niederösterreichischen Gewerbe-Vereines.

Ein Jahr vor seinem Tode war sein Sohn Ernst Regenhart, der sich während mehrerer Jahre in Deutsch­land und England ausgebildet hatte, als Procurist in die Firma eingetreten und übernahm nun nach dem Ableben seines Vaters allein die Leitung des Wiener Hauses. Im gleichen Jahre feierte Adolf Raymann, Vater, in vollster Rüstigkeit seine goldene Hochzeit, anlässlich welcher ihm unter Anerkennung seiner humanitären Bestrebungen das Comthurkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen wurde.

Bislang war das Unternehmen noch immer unter den getrennten Firmen Raymann & Co. und Gebrüder Regenhart & Co. geführt worden, und erst der 30. Jänner 1873 brachte endlich auch die nominelle Vereinigung der beiden Häuser unter der Firma Regenhart & Raymann in Freiwaldau und Wien; gleichzeitig erfolgte die Auf­nahme Ernst Regenharts als öffentlicher Gesellschafter der Firma. Die Wiener Weltausstellung desselben Jahres brachte der Firma die höchste Anerkennung, das »Ehrendiplom« und zugleich wurde Adolf Raymann, Sohn, von Sr. Majestät dem Kaiser durch Verleihung des Comthurkreuzes des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.

Bis hieher hatte der flotte Geschäftsgang und damit das stetige Wachsen des Unternehmens angehalten, die schwere geschäftliche Krise des Jahres 1873 machte sich jedoch bald fühlbar, und ein empfindlicher Rückgang trat insbesondere im Absätze von glatten Leinwänden ein, der theils der allgemeinen wirthschaftlichen Depression, theils dem Umstande zuzuschreiben war, dass in Bett- und Leibwäsche die Leinwand immer mehr durch die billigeren Baumwollgewebe verdrängt wurde. Da auf ein Steigen des Consumes in glatten Leinwänden nicht zu rechnen war, richtete die Firma ihr Hauptaugenmerk auf die Tischzeugproduction und konnte schon im Jahre 1875 mit Genug- thuung constatiren, dass der Umsatz in Tischzeug, welcher noch 1872 nur ein Drittel der Gesammtproduction erreicht hatte, sich jetzt auf die Hälfte des Totalumsatzes belief.

Durch Vermittlung eines Freundes der Firma, des Herrn Carl Dittrich, Chefs der hirma Hielle & Dittrich in Schönlinde, wurde im Jahre 1876 eine Fusion der beiden Firmen Regenhart & Raymann und Aug. Küfferle & Co. in Freiwaldau herbeigeführt, und übernahmen Regenhart & Raymann von der genannten Firma, welche gleich­falls seit vielen Decennien eine bedeutende Leinen- und Tischzeugfabrication in Freiwaldau betrieben hatte, deren mechanische Weberei mit 99 Stühlen. Gleichzeitig erwarb die Firma die Bleich- und Appreturanstalt des Josef Wiesner in Freiwaldau und die früher schon erwähnte Flachsgarn-Spinnerei von Adolf Raymann & Co., welch letztere angesichts der damals für Leinenspinnereien sehr ungünstigen Conjunctur ausser Betrieb gesetzt und für Magazine, Adjustirungsräume und Comptoirs adaptirt wurde.

Nach längerem commerziellen und fachtechnischen Studium in Deutschland und h rankreich trat jetzt Alois Regenhart, Enkel, vorerst als Procurist und einige Monate darauf als öffentlicher Gesellschafter in die Firma ein; gleichzeitig vollzog sich der Beitritt des oben genannten Herrn Carl Dittrich sen. als stiller Gesellschafter, nach dessen Ableben sein Sohn Carl Dittrich jun. in derselben Eigenschaft folgte.

Durch die oberwähnten Fusionen war das Betriebsmaterial der tirma ganz erheblich angewachsen; es umfasste nun 2 bedeutendere Bleich-Etablissements, 2 mechanische Webereien mit zusammen 270 Stühlen, sowie circa 1200 Handwebstühle. Diese grosse Ausdehnung des Unternehmens, von dem eine zahlreiche \\ eberbevölkerung abhängig war, stand nun nicht recht im Einklänge mit der früher erwähnten Ungunst der Absatzverhältnisse; da galt es nun, grosse Absatzgebiete zu erschliessen, die in der Heimat nicht zu finden waren. Die Firma gieng mit Energie daran, hier Abhilfe zu schaffen.

Während Ernst Regenhart auf wiederholten Reisen persönlich die Märkte von Amerika, England, brank- reich und Belgien studirte und den österreichischen Tischzeugfabricaten dort Eingang zu verschaffen suchte,

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