Persischer Teppichknüpfstuhl.

Nach Gerspach existirte schon unter Philipp II. eine Gilde der Teppichweber in Paris. Im Jahre 1277 bildete sich ebendaselbst die Gilde der »tapissiers sarrazinois«, zwanzig Jahre später die der »tapissiers nostrez«, ebenso waren die flämischen Teppichweber in Gilden vereint. Ueber die grosse Bedeutung der

Teppichweberei von Arras, Brüssel, Brügge ausführlich zu berichten, würde über den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes hinaus­führen; erwähnt sei nur, dass schon im 14. Jahr­hundert Arras seine Blüthezeit erreichte, Brüssel und Brügge im 16. Jahrhundert, durch die Maler­schulen mit den kunstvollsten Entwürfen versehen, als Musterstätten der Wandteppichweberei galten. Frankreich blieb hinter den Niederlanden nicht zurück und übernahm von der Mitte des 16. Jahrhunderts an die Führung, Dank dem grossen Interesse, welches die prachtliebenden Könige auch diesem Zweige des Kunstgewerbes entgegenbrachten. Nachdem Franzi, schon 1535 eine Teppichfabrik zu Fontainebleau gegründet hatte, gab Heinrich IV. 1604 den Holländern de Comans und de la Planche das Privilegium, auf der Place des Tournelles ihr Gewerbe auszuüben, die, bald im Raume beengt, ihre Ateliers' auf den Platz verlegten, wo heute die »Manufacture des Gobelins« steht. Diese Manufacture des Gobelins wurde im Jahre 1667 durch Ludwig XIV., der auch Beauvais gründete, in eine »Manufacture Royale« verwandelt und ist bis heute durch ihre unvergleichlichen Producte in der ganzen Welt berühmt. 1627 wurde durch Lourdet »Lasavonnerie« gegründet, welche 1826 mit in die Manufacture des Gobelins aufgieng. Erwähnt sei, dass Gobelin der Name einer berühmten französischen Färber- und Weberfamilie des ^.Jahrhunderts ist.

Nach der Aufhebung des Edictes von Nantes wanderten viele protestantische Teppichweber nach England aus und legten in diesem fruchtbaren Boden den Keim zur ungeahnten Entwickelung der englischen Teppichweberei. Wie in Frankreich erfreute sich dieses Kunstgewerbe auch in Italien und Spanien der Gunst kunstsinniger Herrscher, während es in Deutschland fast nur in Klöstern und als Hausfleiss, also nicht in Ateliers geübt wurde und in seiner Entwickelung hinter der anderer Länder zurückblieb. Wenn auch nach Eugen Müntz Herzog Albert V. schon 1540 nach Lauingen flämische Teppichweber berief, so wurde ein eigentliches Atelier erst durch Maximilian I.

1603 in München gegründet, welches sich bis zum Jahre 1615 hielt. Ein zweites Atelier in Baiern gründete Kurfürst Max Emanuel im Jahre 1718; über diese beiden Ateliers sowohl wie über eine Fabrik des Fürsterzbischofs von Würzburg gibt Dr. Manfred Meyer interessante Aufschlüsse.

Ueber die Einführung und Entwickelung der Teppichweberei innerhalb der heutigen Grenzen unseres Vaterlandes ist nur Weniges bekannt. Karl IV. berief 1360 persische Teppichweber nach Prag, die am Laurenziberge ihr Gewerbe ausübten. Von ihren Erzeugnissen ist uns leider nichts erhalten geblieben;

ebensowenig von den Wandteppichen, welche Prokop von Rebenstein durch 1458 nach Prag berufene flämische Weber ausführen liess. Aus dem Hause Habsburg brachte Erzherzog Ferdinand von der steirischen Nebenlinie, der nachmalige Kaiser Ferdinand der II., der Teppichweberei grosses Interesse entgegen;

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Französischer Gobelinstuhl (Houte tisse).

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