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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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BRÜDER BACHER & CO.

TEPPICH- UND DRUCK-FABRIKEN

WIEN, HOHENEICH, RUMBURG, PÜRBACH UND BIELA.

nter der glorreichen Regierung Sr. Majestät des Kaisers vollzog sich in der heimischen Textil-Industrie ein grandioser Aufschwung, der unter Anderem auch Anreg-ung bot, es mit zahlreichen neuen Spinn- und Webestoffen zu versuchen. Von all diesen Materialien erzielte die einzige Jute einen durchschlagenden Erfolg. Gegenwärtig bereits zur Gross-Industrie geworden, geht die Production und Verarbeitung dieses in unserem Vaterlande bis vor nicht allzu langer Zeit noch unbekannten Spinn- und Webestoffes einer glänzenden Zukunft entgegen. Die Vervollkommnung dieses jüngsten Industriezweiges schreitet stetig vorwärts; nicht minder die Kunst, Juteproducte schön und dauerhaft zu färben, und man hat es bereits so weit gebracht, dass man nicht nur Getreidesäcke und ordinäre Artikel, sondern sogar Möbelstoffe, Vorhänge und Teppiche daraus erzeugt. Zu den bedeutenden Unternehmungen auf dem Gebiete der Jute-Industrie zählt die hier besprochene Firma, die von Karl Frankl und den Brüdern Eduard und Sigmund Bacher im Jahre 1882 gegründet wurde. An zwei Betriebsstellen begannen die Gründer ihre Thätigkeit. In Iglau erzeugten sie in eigener Fabrik auf Handstühlen Jute-Laufteppiche und in Untermeidling bei Wien, gleichfalls im eigenen Hause, Jutevorhänge.

In kurzer Zeit erwarben sich die Erzeugnisse der Firma den allgemeinen Beifall des consumirenden Publicums, der in einer lebhaften Nachfrage zum klaren Ausdruck kam. In Folge des steigenden Absatzes vermochten nun die Firmainhaber nicht nur den Maschinenbetrieb in ihren Unternehmungen einzuführen, sondern dieselben sogar durch die Errichtung einer weiteren Jute-Lauf- teppichweberei zu Brünn, die von vorneherein theil- weise auf Maschinenbetrieb eingerichtet wurde, zu vermehren. Doch alle diese Vergrösserungen und Veränderungen erwiesen sich bald als unzureichend zur Bewältigung der in gewaltigem Umfange einlaufenden Bestellungen; daher Hessen die Firmaträger, als im Jahre 1888 ihre Meidlinger Druckfabrik gänzlich niederbrannte, dieselbe in weitaus grösserem Aus- maasse neu errichten und ihr zugleich eine mechanische Weberei für Jute-Laufteppiche einfügen, gleichzeitig aber wurde die Fabrication in Brünn und Iglau ein­gestellt. Dadurch war die Firma mit einem Schlage in die Lage versetzt, nicht nur im Inlande ihre Fabrikate abzusetzen, sondern diese auch im Exportwege auf ausländischen Märkten mit bestem Erfolge einzu­führen. Bald darauf erlitt die Firma einen schweren Ver­lust. Im Juni des Jahres 1893 gieng Sigmund Bacher mit dem Tode ab, worauf Eduard Bacher und Karl Frankl ihren Wirkungskreis in der Weise regelten, dass ersterer die Leitung der Fabrication und des Verkaufes übernahm, während letzterer die übrigen commerziellen Angelegenheiten besorgt. Durch diese treffliche Ar- beitstheilung, die jedem der Firmaträger die seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechende Thätigkeit ermöglicht, konnten diese um so intensiver zur Entfaltung ihrer Unternehmungen beitragen. In dem damit erzielten glücklichen Entwickelungsgange der Firma Brüder Bacher & Co. fanden sich die Besitzer im Jahre 1894 neuerdings veranlasst, ihre Betriebsstätten zu vergrössern, und errichteten zu diesem Zwecke in Biela eine Fabrik zur Herstellung von Vorhängen, Bett- und Tischdecken; ferner wurden Factoreien in Pürbach, Rumburg und Hoheneich gegründet; an letzterem Orte hatte die Firma bereits 1886 mit der Fabrication von handgeknüpften Smyrna-Teppichen begonnen.

Die Firma Brüder Bacher & Co-, die Anfangs kaum 20 Arbeiter beschäftigte, gibt heute 1500 Personen ihren täglichen Verdienst und hält 800 Webstühle, theils mechanische, theils Handstühle, im Betriebe.

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