technische Leistungsfähigkeit der Fabriken erhöhen konnte, ist naheliegend: so wurden 1852 die ersten mechanischen Teppichstühle in Ebergassing aufgestellt, neue Fabriken gegründet — 1856 eine solche für Wolldamaste in
Bradford in England — und fortwährend neue Niederlagen im In- und Auslande eröffnet.
Welchen Einfluss die Firma, insbesondere Eduard Haas, auf die Kunst-Industrie nahm, geht wohl am besten daraus hervor, dass nach seinem Tode sein Bild das erste war, welches in der Stiegenhalle des k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie, dieser Ehrenhalle für jene Männer, welchen das österreichische Kunstgewerbe seinen neuen Aufschwung zu danken hat, seinen Platz fand.
Die Beziehungen der Firma Philipp Haas & Söhne zum österreichischen Museum sind so alt, wie dieses selbst. Wie Eduard Haas in der Teppichfabrication sofort den alten Irrweg verlassen hatte, als durch die indischen und türkischen Arbeiten auf der Ausstellung von 1851 die richtigen Principien der Flächen Verzierung wieder zum Bewmsstsein gebracht worden waren, so wandte er die Motive der Sammlung mittelalterlicher und Renaissancestoffe im Museum mit wahrer Lust und richtigem Verständnisse an.
Philipp Haas & Söhne waren die Ersten, welche nur stylisirte Muster in Möbel- und Vorhangstoffen auf den Markt brachten, zu einer Zeit, w t o der grössere Theil des Publicums noch weit davon entfernt war, dies zu würdigen. Eduard Haas hatte das Gefühl der Verpflichtung, welche ihm seine Stellung als hervorragender Ver-
Theil aus einem Teppich-Websaale in Ebergassing.
treter eines der wichtigsten Industriezweige auferlegte.
Dies bestimmte auch die Firma, jene Prachtstücke an Teppichen und Wanddecorationen, wie z. B. die Copie des schönsten persischen Teppichs im Baierischen Nationalmuseum in München, ausführen zu lassen, welche einen Glanzpunkt der Weltausstellung bildete. Künstler, wie v. Ferstel, v. Hansen, Storck, Ernst, Schuhmann, Maquer, haben der Firma bei Aufgaben von hervorragend künstlerischer Bedeutung ihre Unterstützung geliehen.
1870 starb Philipp Haas, nachdem er noch die 1866 nach Plänen von van der Nüll und Siccardsburg erfolgte Erbauung des berühmten Waarenhauses der Firma — des ersten in Wien — erlebt hatte. Robert Haas folgte ihm 1876. Eduard Haas starb 1880 lange vor der Zeit — durch die Zeit. Denn nachdem er viele Jahre hindurch eine rastlose, aufreibende Thätigkeit entfaltet, überall persönlich eingegriffen hatte und sich sagen konnte, dass der Sturm des Jahres 1873 beschworen sei, war auch seine Kraft aufgebraucht. Kurz vor seinem Tode war sein Sohn Philipp in die Firma eingetreten, nachdem er seine Studien in den Webschulen von Leeds und Lyon beendet und eine mehrjährige Praxis in den eigenen Fabriken hinter sich hatte. Er wandelte die gesammten Unternehmungen in eine Actien- gesellschaft um, ohne dass aber die Geschäftsprincipien und Traditionen des Hauses hievon berührt worden wären. In der Leitung der verschiedenen Etablissements trat keine Personal Veränderung ein. So war und ist es auch möglich, dass die Gesellschaft, von gleichen Intentionen beseelt, den Umfang der Geschäfte stetig erweiterte, die Fabriken fortgesetzt auf der Höhe der technischen Fortschritte erhält und den bewährten Namen Haas ungeschwächt zur Geltung zu bringen versteht. Dermalen ist die Firma in folgender Weise organisirt: Im Wiener Waarenhause, als dem Mittelpunkte, hat die oberste Leitung ihren Sitz; die Ateliers der Zeichner und Maler, sowie die Fabriksmanipulationen sind in der Gumpendorfer Fabrik — dem Stammhause der Firma — untergebracht.
In Ebergassing (Niederösterreich), dem ausgedehntesten Etablissement der Firma, werden alle Arten Teppiche — darunter auch die mustergiltigen handgeknüpften Teppiche jeder Grösse — sowie alle Arten Möbelstoffe 'in Seide, Halbseide, Schafwolle, Baumwolle, ferner alle Arten Vorhänge, Portieren und Decken hergestellt; damit verbunden