Robert Birnbaum, Mariaschein, wurde im Jahre 1865 unter der Firma Birnbaum & Co. gegründet, und zwar von A. M. Birnbaum, Gustav Blumberg und als Commanditär Fr. Ehreg. Woller, Stollberg (Sachsen). 1872 gieng die Firma in den Besitz von A. M. Birnbaum und seinen vier Söhnen Leopold, Friedrich, Adolf und Robert Birnbaum über und wurde schliesslich 1897 in den alleinigen Besitz von Robert Birnbaum übernommen.

Ausser dem bekannten Teplitzer Artikel erzeugt die Firma ihre patentirten Tricot-Waschplüsch-, Waschsammt- und Lambskinstoffe und aus diesen Stoffen confectionirte Unterkleider, Normalwaare und Sportartikel. Die Firma führte obige Stoffe in die Manufacturbranche ein und exportirt dieselben nach mannigfachen Ländern mit Erfolg. Die Patente werden nunmehr in Deutschland, Russland, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgebeutet. Die Firma darf aber als die erste bezeichnet werden, die diese neuartigen, praktischen Stoffe fabricirte und einführte. Sie beschäftigt circa 300 Arbeiter.

Gebrüder Klinger, Zeidler, gegründet 1839 von Johann Klinger senior, die jetzigen Firmaträger sind Anton und Johann Klinger in Zeidler und Josef Endler in Nixdorf. Die FTauptniederlassung der Firma ist in Zeidler, Zweigniederlassungen in Nixdorf und Neuehrenberg. Sie besitzt eigene Färberei und Bleicherei und beschäftigt ungefähr 1200 Arbeiter. Es gibt wohl wenige Artikel der Wirk- und Tricot- branche, die nicht im Sortimente der Firma Gebrüder Klinger vertreten wären, und in jedem Artikel ist die Firma ausserordentlich leistungsfähig. Aus den gegebenen Daten geht hervor, dass Gebrüder Klinger die bedeutendsten Fabrikanten der Wirkwaarenbranche in Oesterreich sind.

Johann Hampf & Söhne, Schönlinde, arbeiten hervorragend wollene und baumwollene Unterkleider und Normalwäsche in vorzüglicher Ausführung.

Philipp Michels Söhne, Gärten bei Schönlinde, fabriciren hauptsächlich regulär geminderte Strumpfwaare und Unterzeuge. Das Fabrikat ist seiner geschmackvollen, gediegenen Ausführung wegen nicht nur in der ganzen Monarchie geschätzt, sondern wird auch mit gutem Erfolge nach den Vereinigten Staaten, Italien, Russland, selbst nach Frankreich exportirt.

Stefan Schindler, Schönlinde, gegründet 1854, seit dem Jahre 1883 eingerichtet für mechanischen Betrieb der Fabrication regulär geminderter Wirkwaaren, erzeugt ausser feiner Waare ganz besonders eine vorzügliche Mittelwaare in Strümpfen, Unterzeugen, Sportartikeln in Baumwolle, Wolle und Seide. Das Absatzgebiet der Firma ist in erster Reihe die österreichisch-ungarische Monarchie, ausserdem exportirt dieselbe nach den Vereinigten Staaten und Rumänien.

Die bis jetzt angeführten Firmen haben fast durchgehends gemischten Betrieb, d. h. sie erzeugen Waaren, die sowohl auf der Wirk- als auf der Strickmaschine hergestellt werden.

Wir führen nun zwei massgebende Vertreter der Strickerei, die ausschliesslich Strickwaare fabriciren, an. Es sind dies: Albert Reiser, Glücksdorf bei Freiberg (Mähren), beschäftigt mehr als 1500 Strick­maschinen, meistens auf Heimarbeit, und ist bezüglich Preis und Qualität seiner Fabrikate ausserordentlich leistungsfähig. Ferner Schnürer & Co., Freiberg (Mähren), welche Firma nach ähnlichen Principien arbeitet wie Albert Reiser.

Ueberblicken wir das Referat bis hieher, so müssen wir wohl constatiren, dass von den besprochenen Firmen einzelne ihre Fabrikate exportiren, können uns dabei aber nicht verhehlen, dass dies nur in wenigen Fällen in lohnender Weise geschieht. Diese vereinzelten Fälle betreffen reguläre Strumpfwaaren, bei denen der gute österreichische Geschmack und die exacte Ausführung anerkannt werden, und jene patentirten Neuheiten, die in Oesterreich erfunden wurden.

Der grösste Theil der österreichischen Exportgeschäfte in der Wirkwaarenbranche wird aber nur abgeschlossen, um die Ueberproduction zu reduciren, und bringt keinen Gewinn. Pis ist Thatsache, dass noch sehr viel Wirkwaare nach Oesterreich importirt wird, und dass die Plinfuhr die Ausfuhr bei weitem übersteigt.

Die Gründe, warum die österreichische Textil-Industrie nicht in grösserem Umfange exportfähig ist, sind schon vielfach von berufener Seite erörtert worden. Unser Handelsministerium studirt diese Frage eifrig. Hoffentlich gelingt es, diese für unser Vaterland wichtige Aufgabe befriedigend zu lösen.

Desto erfreulicher ist es, dass wir in Oesterreich aber auch einen Zweig der Wirkwaaren-Industrie besitzen, der auf dem Weltmärkte eine dominirende Stellung einnimmt und ausschliesslich für den Export arbeitet. Dadurch wird für den Berichterstatter dieser Zweig besonders interessant und von uns absichtlich

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