nach Rumänien ermöglicht, welches bis dahin den Bedarf an Militär-Posamenterien aus Paris bezogen hatte. Leider ist diese Ausfuhr in den letzten Jahren stark zurückgegangen, da die Zölle für österreichische Waaren bedeutend erhöht wurden, so dass die rumänischen Händler es vorzogen, die Waren zunächst nach Zürich gehen zu lassen und von dort als Schweizer Waare einzuführen, ein Umweg, der natürlich zeitraubend und kostspielig ist.

Eine ungewöhnliche Zunahme der Er­zeugung trat im Jahre 1880 ein, als eine umfassende Ausrüstung des Heeres, besonders der Landwehr erfolgte. In diesem einen Jahre wurde die Menge der verfertigten Specialartikel verdoppelt und beschäftigte die Fabrik damals 235 Arbeiter und überdies noch 140 Hausarbeiter.

Die in der Fabrik erzeugten Posamenten sind überaus mannigfaltig und vielseitig und umfassen mehrere tausend Muster. Es seien von Bedarfsartikeln für das k. u. k. Heer und für uniformirte Corps hier nur hervorgehoben: Alle Arten von Borten, Armstreifen für Dis- tinctionszeichen aller Chargen grade, Schnüre für alle Waffengattungen, Unterofficier-Porteepees in zahlreichen Formen, Signalhornschnüre, Schützenabzeichen und Armbinden, ferner sämmtliche Posamentir-Artikel für die ver­schiedensten Uniformen. Ueberdies erzeugt die Firma noch einige Specialartikel für industrielle Zwecke, nämlich Trommelleinen, Spindelschnüre und Spindelbänder für Tuchfabriken. Die Herstellung einzelner dieser Artikel ist ungemein mühsam und erfordert viele sinnreiche Vorrichtungen. So z. B. hat ein Unterofficiers-Porteepee, das einzeln für 20 bis 30 Heller verkauft wird, in allen vorzunehmenden Manipulationen etwa hundertmal die Hand des Arbeiters, beziehungsweise die Maschine zu passiren. Interessant ist die Herstellung der kugeligen sammtartigen Ballen für die Schützenabzeichen. Es wird zunächst eine lockere Franse aus Schafwolle gewebt, diese in die gehörige Länge geschnitten, in runde Formen gewickelt und genäht, sodann der fertige Ballen gekrempelt und auf einer eigenen, sehr genau arbeitenden Scheermaschine sammtartig gescheert.

Die derzeitige Einrichtung der Fabrik, deren Aussenansicht die erste Illustration darstellt, besteht aus einem Hoffmeister-Motor von 4 Pferdekräften und einem Benzinmotor von 5 Pferdekräften, welch letzterer auch zum Betriebe der vorhandenen Dynamomaschine, die circa 80 Glühlampen speist, verwendet wird. Die Werkseinrichtungen der Fabrik umfassen 14 ältere Bandstühle, die zumeist noch mit der Hand betrieben werden, 70 Schnürflechtmaschinen zur Herstellung der verschiedensten Muster, sämmtlich für Maschinenbetrieb eingerichtet, ferner 2 grosse Umspinn­maschinen, 1 Gimpendrehmaschine, endlich die bereits erwähnte Scheermaschine nebst der dazugehörigen Schneid- und Krempelmaschine. Alle Artikel werden schliesslich in einer Sengmaschine von den anhängenden Fasern befreit und durch zahlreiche andere Hilfsmaschinen für den Versandt fertiggestellt.

Nachstehende Ziffern geben ein ungefähres Bild der gegenwärtigen Jahreserzeugung der Fabrik. Es werden unter Anderem hergestellt: 200.000 Schützenabzeichen und Brustverschnürungen, 180.000 Porteepees für Unterofficiere, circa 2 Millionen Meter Schnüre etc.

Die übrigen Illustrationen zeigen den be­sonders interessanten Schnür-Flechtmaschinensaal, die Scheermaschine, Sengmaschine und Umspinn­maschine.

Gegenwärtig beschäftigt die Fabrik un­gefähr 100 Arbeiter, davon 65 weibliche, einige derselben über 40 Jahre. Anlässlich der Ver­mählung Ihrer kais. Hoheit der Frau Erzherzogin Valerie wurde seitens des Chefs der Betrag von 4000 Kronen für erwerbsunfähige Arbeiter dieser Fabrik gewidmet.

Im Jahre 1873 erhielt die P'irma nach fünfzigjährigem Bestände die erste Auszeichnung durch die Jury der Wiener Weltausstellung. Später erfolgten Auszeichnungen in Paris 1878, Wien 1880, Triest 1882, Krems 1884, Antwerpen 1885,

Wien 1888, Barcelona 1888, Philippopel 1892,

Mistelbach 1895, Innsbruck 1896, Wien 1897. Dem Chef der Firma wurden persönliche Auszeichnungen zu Theil, und zwar im Jahre 1875 der Titel eines k. u. k. Hoflieferanten, dann die Ehre der Cooptirung in das Ausstellungs-Comite 1888, aus welchem Anlasse ihm das goldene Verdienstkreuz verliehen wurde. Eine besondere Auszeichnung widerfuhr der Fabrik durch den am 8. August 1896 erfolgten Besuch Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Otto, welcher nach ein­gehender Besichtigung und nach längerem Aufenthalte seine Anerkennung zum Ausdruck brachte.

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