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FÄRBEREI UND CHEMISCHE WASCHANSTALT

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enn man die heutige Leistungsfähigkeit jener Anstalten, welche sich mit dem Reinigen, Färben und der Appretur gebrauchter Stoffe beschäftigen, mit den Verhältnissen, welche auf diesem Gebiete noch vor wenigen Decennien herrschten, vergleicht, tritt die grosse Umwälzung, welche sich hier vollzogen hat, klar zu läge. Trotzdem es eine wirklich dankbare Aufgabe war, sich mit dem Studium der Frage zu beschäftigen, wie Kleidungsstoffe, Teppiche, Vorhänge und andere Gewebe, welche zwar noch voll­kommen dauerhaft, jedoch auf irgend eine Weise verunreinigt waren oder sonst im Aussehen gelitten hatten, wieder zum Gebrauch geeignet gemacht werden könnten, hat sich lange weder die Chemie noch die Technik, beide überreich mit der Vervollkommnung anderer Industriezweige beschäftigt, der Lösung dieser Aufgabe zugewandt.

Noch vor zwanzig Jahren bestand die Kunst des Reinigens, Färbens und der Appretur gebrauchter .Stoffe in der Anwendung einiger praktisch erprobter Recepte, welche sich vom Vater auf den Sohn vererbten und sorgfältig geheim gehalten wurden.

Um diese Zeit hat die Wissenschaft auch auf diesem Felde ihre Arbeit begonnen, und es ist ihr im Laufe der Zeit gelungen, hier grossartige Erfolge zu erzielen. Heute sind jene Anstalten dieser Art, welche es ver­standen haben, die einzelnen Ergebnisse der Wissenschaft praktisch zur Anwendung zu bringen, durch maschinelle Hilfsmittel, Vorrichtungen etc. in die Lage gesetzt, den weitgehendsten Anforderungen, die an sie gestellt werden können, gerecht zu werden. Was die Fortschritte in diesem Industriezweige für jeden Haushalt nicht nur in ökono­mischer, sondern auch in hygienischer und besonders in ästhetischer Beziehung bedeuten, ist für Jedermann ohne Weiteres klar.

Nicht in geringem Maasse ist es die Thätigkeit des Hauses D. Counde, welche an der besonderen Ver­vollkommnung des von ihr vertretenen Industriegebietes einen Antheil hat.

Das Wiener Etablissement der Firma D. Counde wurde zu Anfang des Jahres 1877 in Währing, Wiener­strasse 41, gegründet und hatte die dazu nothwendigen technischen Einrichtungen nach dem Muster seines im Jahre 1848 errichteten und an Erfahrungen reichen Mutterhauses in Berlin nach Wien übertragen, wo sie in den gepachteten Fabrikslocalitäten installirt wurden. Die Ausdehnung des Fabriksbetriebes hat von Jahr zu Jahr stetig zugenommen und mussten in Folge dessen vor jeder Saison die Localitäten erweitert werden. Während des 21jährigen Bestandes in Wien war man viermal gezwungen, wegen Platzmangel die Einrichtungen aus den verwendeten Fabriks­räumlichkeiten in andere grössere Etablissements zu übersiedeln.

Die Firma beschäftigt sich mit dem Reinigen, Waschen, Auffrischen und Färben gebrauchter Stoffe. Alle diese Zweige des Betriebes sind heute bei ihrer Leistungsfähigkeit den besseren Haushaltungen geradezu unent­behrlich geworden. Der Verkehr mit der Kundschaft wird jetzt durch 20 eigene Ladengeschäfte vermittelt, von welchen sich 16 in Wien, 1 in Budapest, 1 in Graz, 1 in Pressburg und 1 in Wr.-Neustadt befinden, während noch mehr als 100 Agenturen in allen bedeutenden Städten der österreichisch-ungarischen Monarchie die Firma vertreten. Dem französischen System der Stoffreinigung, bekannt als chemische oder Trockenreinigung, ist in Strebersdorf bei

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