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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
Entstehung
Seite
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I. Die Han dschuherzeugung in Prag.

1

i

| Im Jahre

Zahl der Meister

oder Fabriken

Zahl der Arbeitskräfte

Erzeugtes Quantum in Dutzend

Erzeugungswerth in Gulden

Gehilfen

Lehrlinge

1785

I

.. " '

_

_

_

1800

I

1 -333

13.000

1820

I

2.000

20.000

1845

32

78

25.OOO

25O.OOO

1850

37

98

28.000

280.000

1855

50

128

40.000

4OO.OOO

1860

53

2 63

135.000

1,350.000

1865

68

290

150.000

1,500.000

1870

78

3 2 5

I 70.000

1,700.000

1875

96

420

218.000

2,180.000

1880

IOO

453

286.000

2,860.000

1885

124

700

385

565.000

5,650.000

1890

151

1.000

722

1,050.000

10,500.000

1895

194

1-453

625

1,320.000

13,200.000

1897

!

189

X .220

672

1,180.000

11,800.000

Für die Handschuh-Industrie in Prag sind die grossen Nähanstalten von Pribram und Dobrisch, zwei Orte, die nur wenige Stunden von Prag entfernt sind, von wesentlicher Bedeutung. Geschulte Arbeits­kräfte sind hier genügend vorhanden. Die staatlichen Bergwerke der erstgenannten Stadt beschäftigen einige Tausend Arbeiter, deren Frauen und Mädchen ihren Verdienst im Handschuhnähen suchen, und diese Fertigkeit übergeht von der Mutter auf die Töchter. Es sind dort Factore, die über 200 Maschinen besitzen und diese an die einzelnen Näherinnen vertheilen, welche zu Hause arbeiten und zweimal in der Woche liefern. Diese Theilarbeit wurde vor circa 30 Jahren ins Leben gerufen. Heute wird die Gesammt- zahl der daselbst verwendeten Maschinen auf circa 5000 geschätzt.

II. Die Handschuherzeugung in Wien.

Im Jahre

' ..

Zahl der Meister oder Firmen

Zahl der Arbeitskräfte

Erzeugtes Quantum in Dutzend

Erzeugungswerth in Gulden

Gehilfen

Lehrlinge

: 1860

217

460

127

191.360

2,296.000

O

I"-

CO

22 1

449

131

233.480

2,801.800

1880

213

360

129

187.200

2,246.000

1 1890

202

327

102

225.000

2,700.000

1895

179

486

98

300.000

3,600.000 i

1897

1

174

557

67

320.000

3,840.000

Während Prag ausschliesslich Lammhandschuhe in Mittelqualitäten für den grossen englischen und amerikanischen Bedarf erzeugt, fabricirt Wien nur Prima-Qualitäten aus hochfeinen Ziegen- und Lamm­fellen, die in den Orientstaaten gesucht und häufig der französischen Ziegenwaare vorgezogen werden.

An der Spitze der Wiener Handschuh-Industrie steht die Firma J. E. Zacharias, welche 1863 begründet wurde. Dieselbe verlegte ihre ganze Fabrication, einschliesslich Gerberei und Färberei, 1880 nach Nuss­dorf und erzeugt dermalen an 40.000 Dutzend Handschuhe im Jahre, die in verschiedenen Längen und Ausstattungen nach allen Ländern des Orientes, nach Nord- und Südafrika, Australien und Indien aus­geführt werden.

In einer verhältnismässig kurzen Zeitdauer hat die Handschuh-Industrie im böhmischen Erzgebirge eine bedeutsame Entwickelung durchgemacht. Dieser grosse Erfolg mag wohl in den günstigen Vorbedin­gungen zu suchen sein. Die männliche Arbeitskraft, die seit dem Verfall des Bergbaues in manchen Orten keine richtige Verwendung finden konnte, war in reichlicher Weise vorhanden, während die Näherin, als frühere Spitzenklöpplerin, jene Fingerfertigkeit besass, die es ihr «leicht ermöglichte, auch Handschuhe bald und gut nähen zu können. Aus unscheinbaren Anfängen gewerblicher Gestalt hat sich unsere Handschuh- Industrie entwickelt, die in ihrem heutigen Umfange, in ihrer Erzeugung, wie in ihrer Leistungsfähigkeit die vollste Beachtung verdient.

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