Handschuhfabrik aufzuweisen hat, kommen in erster Reihe der Näherin zu Gute, indem diese nicht mehr mit eigener Körperanstrengung jahraus jahrein, häufig auf Kosten ihrer Gesundheit, die Nähmaschine bewegen muss, sondern diese Arbeit der Maschine überlässt und blos die Führung derselben zu besorgen hat.
Ein weiterer Fortschritt im Productionsprocesse wurde im Jahre 1890 dadurch erzielt, dass es der Firma nach wiederholten Versuchen gelang, eine besondere Nähweise ausfindig zu machen, vermittelst welcher verschiedenartige kunstvolle Verzierungen auf den Handschuh aufgenäht werden, während bis dahin alle Handschuhverzierungen (Tambour- und Nahtstickereien) nur in der Weise hergestellt werden konnten, dass das hiezu verwendete Material durchgestickt, durchgesteppt oder durchgenäht werden musste, wodurch der Handschuh in seiner Haltbarkeit bedeutend litt. Im Jahre 1897 ist es dem Unternehmen gelungen, einen neuen Schnitt zu construiren, der unter dem Namen: »Beauty cut« in Geschäftsverkehr kommt und in allen Culturstaaten durch Patent geschützt ist. Der wesentlichste Vortheil dieses Schnittes liegt darin, dass 1. die Längsnaht des Handschuhes wegfällt; 2. dass der Handschuh in Folge dessen an der Längsseite vollständig geschlossen ist und dadurch einen besseren Sitz hat, weil die häufig durch diese Längsnaht bewirkten Falten vollständig wegfallen; 3. statt dieser Längsnaht wird der Handschuh vom Zeigefinger aus zum Daumen und von der unteren Rundung des Daumens bis zum Schlitze genäht, wodurch nach dem alten Gesetz der französischen Handschuhmacherei die Schönheit auf der Aussenseite des Handschuhes wesentlich gehoben wird und die den Handschuh schliessende Naht auf die kürzeste Weise in die Innenseite desselben verlegt ist.
Wir beschränken uns auf die Erwähnung dieser in der Handschuhfabrication von der Firma geschaffenen Neuerungen, um noch der humanitären Veranstaltungen gedenken zu können, welche von dem Unternehmer zu Gunsten der in seiner Wiesenthaler Fabrik beschäftigten Arbeiter getroffen wurden. Schon mit Beginn des Jahres 1883 gründete derselbe eine Fabriks-Krankenunterstützungscasse, welche durch alljährliche grössere Beiträge seitens der Firma sich zu einem segensreichen Unternehmen von grosser Bedeutung gestaltete.
Als auf Grund des § 9 des Gesetzes vom 28. December 1887 die »Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen in Prag« ins Leben gerufen wurde, erfolgte von der Firma im December 1889 die freiwillige Anmeldung des Wiesenthaler und Prager Fabriksunternehmens, um den dort beschäftigten Arbeitskräften auch diese Institution zugänglich zu machen. Der Unternehmer, der die hiefür zu leistenden Beiträge allein auf sich genommen hat, ohne damit die Arbeiter mit dem ihnen zufallenden Procentsatz zu belasten, hat auch in dieser Richtung seine arbeiterfreundliche Gesinnung in rühmenswerther Weise bethätigt.
Dass derselbe aber seine Aufgaben als Grossindustrieller von einem höheren Standpunkte zu erfassen bestrebt ist, bekunden die jahrelangen, seinem Fache gewidmeten Studien, welche in den von ihm veröffentlichten werthvollen Schriften »Die Handschuh-Industrie zu Böhm.-Wiesenthal 1880 bis 1890« , ferner »Entstehung und Gebrauch des Handschuhes«, »Die Lederhandschuhfabrication in den einzelnen Staaten« niedergelegt sind. So rechtfertigt die Thätigkeit des Besitzers in jeder Hinsicht den weitverbreiteten ehrenvollen Ruf, dessen sich schon seit einer Reihe von Jahren seine Firma erfreut.
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