Der grösste Theil der österreichischen Hutfabriken befindet sich in Wien und Umgebung.

Eine der grössten Fabriken ist in Neutitschein in Mähren, J. Hückels Söhne. Dieselbe hat sich von kleinen Anfängen in den letzten 30 Jahren bis zur mächtigen Gross-Industrie emporgearbeitet. Der Begründer Johann Hückel arbeitete noch Anfangs der Sechzigerjahre mit kaum 30 Leuten, heute beschäftigen die Söhne unter der obgenannten Firma 1200 Arbeiter. Die Fabrik ist mit allen der Neuzeit bekannten französischen, deutschen, englischen und amerikanischen Maschinen eingerichtet. Die Tagesproduction beträgt 1200 Stück. Diese Erzeugnisse gehen in die ganze Welt. Eine Specialität an Schönheit, bester Ausführung und vorzüglichster Qualität sind ihre Velourshüte.

Von den Wiener Hutfabrikanten ist in erster Reihe die Firma P. & C. Habig zu nennen, die sich ebenfalls von den allerkleinsten Anfängen bis zur heutigen Höhe emporgeschwungen hat. Im Jahre 1862 beschäftigte selbe nur einen einzigen Gehilfen, während jetzt in ihren neuen, mit allen modernen technischen Neuerungen und elektrischem Betriebe eingerichteten Fabriks-Etablissements eine bedeutende Anzahl Hutmachergehilfen, Zurichter, Seidenhutmacher, P'açonnirer und Staffirerinnen beschäftigt werden. Für die österreichische Hut-Industrie ist die Firma P. & C. Habig von der weittragendsten Bedeutung, denn sie hat das Verdienst, den Wiener Hut zu allererst, und zwar schon im Jahre 1872, mit ihrer eigenen P'irma und Fabriksmarke als »Wiener Hut« in Deutschland und später in ganz Europa, sowie auch in den anderen Welttheilen und überseeischen Staaten eingeführt zu haben.

Der österreichische Hut war vor dem Jahre 1870 unter der Wiener oder österreichischen Marke mit Ausnahme der im Detail verkauften Hüte nicht bekannt. Der grösste Theil der Hüte, die zu jener Zeit exportirt wurden, gieng unter einer englischen Phantasiemarke.

Dadurch, dass die englische Hut-Industrie zu jener Zeit schon auf einer hohen Stufe der Voll­kommenheit stand und durch guten Geschmack ihre Moden sehr beliebt und gesucht gemacht, hatte, begehrten die Detailverkäufer nur englische Marken. Daher wurden selbst von den ersten Hutfabrikanten Hüte mit englischen Phantasiemarken verkauft. Die Firma übte das Princip, welches sie heute noch fest­hält, in jeder grösseren Stadt nur ein Depot, nur einen Abnehmer ersten Ranges mit dem Verkaufe ihrer Marke zu engagiren. Da der Wiener Hut bald beliebt und auch bei der Concurrenz begehrt wurde, war es den anderen Wiener und österreichischen Hutfabrikanten bedeutend leichter, auch ihre Erzeugnisse theils mit Wiener Phantasiemarken, in den letzten Jahren auch mit ihren eigenen Marken zu verkaufen.

Die Firma P. & C. Habig hat sich an allen Weltausstellungen seit dem Jahre 1872 in Wien, Paris, Brüssel, Amsterdam, Philadelphia, Chicago u. s. w. betheiligt, und wurden ihr die höchsten Aus­zeichnungen, Ehrendiplome und goldene Medaillen zuerkannt. Auch war der eine Chef der Firma, Peter Habig, Juror bei der Weltausstellung in Wien 1873.

Die Firma besitzt in Wien zwei der vornehmsten Detail-Niederlagen und errichtete im Jahre 1888 eine Niederlage in Berlin, welche sich des grössten Zuspruches erfreut.

Einen ehrenvollen Platz nimmt auch die Firma C. Messmer in Wien ein. Diese Firma besteht bereits über hundert Jahre in einer und derselben Familie immer in Ehren aufrecht und betreibt das Gewerbe zumeist en gros sowohl in allen österreichischen Provinzen, als auch im Auslande, besonders im Deutschen Reiche.

Ein hervorragender Antheil an der Entwickelung der österreichischen, besonders der Wiener Hut- Industrie gebührt auch in den letzten Jahren der Firma J. H. Ita, die mit allen der Neuzeit bekannten Maschinen eingerichtet ist und sich durch ihre soliden und guten Qualitäten einen Namen gemacht hat.

Ferner ist die Firma Wilhelm Pless zu nennen, deren Erzeugnisse sich ebenfalls durch gute Qualität nicht nur in Oesterreich, sondern auch im Auslande eines grossen Absatzes erfreuen und beliebt sind.

Ganz besonders bleibt noch zu erwähnen die Firma S. & J. Frankel, Wien, Fabrik Ebreichsdorf, welche ebenfalls mit allen Maschinen der Neuzeit entsprechend eingerichtet ist und sich durch ihre Viel­seitigkeit in Herrenfilzen, hauptsächlich aber in Veloursstumpen für Herren und Damen in den österreichischen Provinzen und als bedeutende Exportfirma in Stumpen (glatt und Velours für Damenhüte) sehr gut eingeführt hat und deren Waaren wegen ihrer guten und preiswürdigen Qualitäten begehrt sind.

In derselben Weise ist auch die Firma Halban & Damask hervorzuheben, die ebenfalls maschinell ganz modern eingerichtet ist und fabriksmässigen Betrieb in allen Sorten Filz- und auch W T ollhüten übt. Ihre Erzeugnisse haben sich des guten Geschmackes, der Güte und besonders ihrer reichhaltigen und vielseitigen Adjustirung wegen ein gutes Renommé im In- und Auslande erworben.

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