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Fabrik in Mannsburg.

Mit raschem Blicke trug die Gesellschaft dieser neuen Lage Rechnung und fasste den nicht nur für ihre eigene Ent­wickelung, sondern für die der ganzen österreichischen Strohhut-Industrie entscheidenden Entschluss, in Krain eine Fabrik zu errichten. Dort bestand fast seit Beginn des Jahrhunderts eine kleine, auf Herstellung gewöhnlichster Waaren berechnete Haus-Industrie, welche die Aussicht erweckte, in der wenigstens halbwegs vorgebildeten ^Bevölkerung entwicklungsfähiges Arbeitermaterial zu finden.

Chrisant Ladstätter, dessen fachmännische Vorbildung in Marostica mittlerweile zum Abschlüsse gediehen war, wurde nun nach Domiale, im Bezirke Stein, entsandt und ihm der Ankauf eines Hauses, dessen Einrichtung zur Fabrik

und die Leitung derselben übertragen. Mit zwölf aus Italien mitgebrachten Arbeitern legte er den Grund zur heute namhaften Industrie der dortigen Gegend.

Das Jahr 1868 brachte einen grossen Fortschritt durch die Einführung der ersten Hebelpressen aus Florenz, der später die erste aus Deutschland impor- tirte hydraulische Presse folgte, wodurch die Leistungs­fähigkeit wesentlich gesteigert wurde. Inzwischen waren auch die anderen Söhne der Gründer heran­gewachsen, und der alte, jetzt wohl schon ziemlich weite Rahmen doch zu enge geworden für alle diese strebsamen Kräfte. Im freundschaftlichen Einver­nehmen löste sich die ursprüngliche Gesellschaft auf, und nunmehr, 1870, entstand die Firma P. Ladstätter & Söhne in der Gestalt, die sie bis heute behielt.

Die Stammfabrik in Dom2ale verblieb im Besitze dieser neuen Gesellschaft, in Wien wurde im noch heute innehabenden Locale Hoher Markt 11 die Hauptniederlassung errichtet und Peter Ladstätter jun. übertragen. Niederlagen wurden eröffnet: In Buda­pest (Leiter: Jacob Ladstätter), Graz (Johann Ladstätter), Linz und Wels (Thomas Ladstätter), wie in Wien unter der Firma P. Ladstätter & Söhne, in Prag (unter der Firma M. Veider), in Lemberg (Firma J. Tegischer), Marostica (Firma Georg Tegischer). Die Fabrication wurde nunmehr auf alle Arten Strohhüte ausgedehnt. Dem die Centrale leitenden Peter Ladstätter jun. war es möglich, in Wien mit allen Neuerungen und Verbesserungen der Fabrication und mit den Bestrebungen der Mode engste Fühlung zu gewinnen, so dass neben den einfachen und mittleren Sorten jetzt auch der beste Genre aufgenommen und für die Herstellung der strengsten Modewaaren und jener Specialartikel, welche dem besonderen Geschmack des betreffenden Gebietes eigenthümlich sind, auch jede einzelne Filiale zur selbstständigen Erzeugung eingerichtet werden konnte.

Damit hatten alle die altbewährten und die reifen jungen Kräfte ein offenes Feld der Bethätigung gewonnen, das sie erfolgreich benützten. Im Jahre 1873 war bereits eine Stufe erreicht, w T elche es der Firma ermöglichte, sich erfolgreich an der Weltausstellung zu betheiligen. Den nächsten wesentlichen Fortschritt brachte schon 1874 die Einführung der Strohhut-Nähmaschine, und dasselbe Jahr auch die Ausdehnung der Fabrication auf die Erzeugung von Damen- und Kinderhüten aus Filz. Die in diesen Jahren wieder gesteigerte Vorliebe für feine italienische Hüte, die »echten Florentiner«, wurde 1875 Veranlassung zur Errichtung einer Fabrik in Florenz (Leitung Sylvest Ladstätter), während der fortwährend steigende Absatz der inländischen Erzeugnisse der Firma 1878 zur Anlage einer Fabrik in dem eine Stunde von Domüale entfernten Marktflecken Manns­burg und zur Einrichtung des Domzaler Etablissements auf Dampfbetrieb, dem ersten der Branche in Oester­reich, führte. 1887 wurde für den Bedarf Rumäniens eine Fabrik in Bukarest (Leitung Chrisant Lad­stätter sen.) eröffnet. 1891 bezog das Prager Zweig- ges chäft, das sich unter Leitung von Josef Veider und Johann Ladstätter blühend entwickelte, das für dasselbe erri chtete stattliche eigene Gebäude (Waarenhaus).

Nunmehr hatten auch die Filz-Damenhüte der Firma sich so allgemeine Anerkennung verschafft, dass 1892 zu deren Erzeugung eine eigene Fabrik in Lieben bei Prag erbaut und 1893 mit den neuesten

und vollendetsten Maschinen und Einrichtungen in Betrieb gesetzt wurde. In stetem Schritthalten mit den einschlägigen Erfindungen und Fortschritten wurde auch das Domüaler Etablissement erweitert und auf der Höhe der Zeit erhalten, mit eigener Bleicherei, Färberei, Formdrechslerei, Tischlerei, Schlosserei und Giesserei ausgestattet.

Auch in Wien erwies sich das so lange Jahre benützte Locale I., Hoher Markt 11 schon als zu klein. Unter Beibehaltung desselben hat deshalb die Firma in Mariahilf eine Realität erworben, die im Sommer 1899 umgebaut und als Geschäftslocale und Fabrik eingerichtet werden wird.

Fabrik in DomZale.

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