2. Friedensarbeit
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eine eigene Meinung, die von jener der technischen Ämter in den Provinzen abwich, so daß die Akte hin- und herwanderten, bis schließlich doch oder überhaupt nie eine Übereinstimmung der Anschauungen erzielt wurde. Vielfach fehlte den technischen Ämtern die Zeit für die Geschäfte der Staatsverwaltung, weil das ihnen vorgeschriebene vormundschaftliche Eingreifen in die Gemeinde-Verwaltung sie vollständig in Anspruch nahm. Auch das Eisenbahn-Inspektorat entsprach nicht der ihm angewiesenen Stellung; es lag beharrlich im Streite mit den anderen Bauämtern. Die Berufung Negrellis nach Italien konnte zunächst an diesen Verhältnissen im großen Ganzen wenig ändern; das lag in der Natur der Verhältnisse, unter denen sie erfolgte; Negrelli’s Tätigkeit fand in dem bestehenden Geschäftsgänge vielfach Behinderung und nur die kräftige Förderung, die Radetzky und Montecuccoli ihm angediehen ließen, ermöglichten ihm eine erfolgreiche Durchführung der überwiesenen Aufgaben.
Die neue Gestaltung, an deren Schaffung Negrelli einflußnehmend mitgewirkt, sollte das gesamte Bauwesen von diesen Schäden befreien, den Geschäftsgang vereinfachen, die Bautätigkeit beleben. Vor allem sollte der Umweg über Wien beseitigt werden. Die Oberbaubehörde in Verona, der in Mailand und Venedig Baubehörden unterstellt waren, hatte nur das Ministerium für öffentliche Arbeiten als entscheidende Behörde über sich; sie war nicht mehr abhängig von den politischen Ämtern. Die „Ingenieurbüros“ wurden aufgehoben; die Einmengung in die baulichen Gemeindeangelegenheiten hörte auf; die Staatsbautechniker wirkten nur über besonderen Wunsch als Ratgeber der Gemeinden; die Zahlungen erfolgten durch die Finanzkasse. 12 Die neue Ordnung war bereits im Juli 1849 vorläufig zur Einführung