3. Die letzten Jahre in Verona
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folgen. Bruck war für den Frieden und bemühte sich, ihn zu erhalten; er war auch guten Mutes trotz aller Trübsal des Augenblicks und hoffte das Beste. Allmählich verzogen sich denn auch die dunkelsten Wolken; aber der Himmel sah trübe aus; die Lage blieb ungewiß und schwankend und die Pläne Brucks ließen sich nicht so rasch verwirklichen, wie Negrelli es wohl ersehnte.
Während seines Aufenthaltes in Wien, am 30. April 1855 wird die Eisenbahnstrecke von Treviso bis Por- denone eröffnet. Diese Eröffnung hat eine Vorgeschichte, die an und für sich bedeutungslos erscheint und sich ähnlich im Beamtenwesen nur allzuoft abspielt; aber für Negrelli’s Zukunft wurde sie doch auch verhängnisvoll — nicht durch sich allein, sondern durch das Zusammenwirken mit vielen anderen „Kleinigkeiten“. Ich kann sie deshalb nicht ganz übergehen. Der Unterbau der Linie war schon im November 1854 bis an den Tagliamento fertiggestellt, in der letzten Strecke allerdings noch zu frisch, um schon das Gleis aufnehmen zu können; die Verzögerung der Schienenlieferung aus England hatte schließlich auch die Vollendung der Strecke bis Pordenone verzögert. Radetzky hatte besonders großen Wert auf die Eröffnung dieser Bahn gelegt; er hatte bei Negrelli nach ihrem Schicksale gefragt, und Negrelli, der zu diesem Zeitpunkte, anfangs November 1854, noch die über See kommenden Schienen aus England erwartete, gab die einzig richtige Antwort, daß er diesen Zeitpunkt so lange nicht bestimmen könne, als die Schienen noch nicht auf dem Bauplatz sich befänden. Unterdessen lief das ersehnte Eisen im Hafen von Venedig ein und Negrelli berichtete dem Ministerium, bei dem Radetzky wahrscheinlich etwas nachdrücklich wegen der erwarteten Schienen angeklopft