3. Die letzten Jahre in Verona
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und ein Hollakai in Livree folgten — und wie er bei dein Anblick der allerliebsten Prinzessin an seine Frau und seine Kinder und die Pepi denkt und der Neugeborenen wünscht, daß ihre Pflege gleich guten Erfolg habe, wie jene seiner lieben Kinder haben möge.
Es war noch der junge Negrelli, den uns sein Tagebuch aus Wien kennen und lieben gelernt hat, wenn er nun als vielerfahrener Mann die italienische Oper tadelt, die ihm gar nicht gefallen will, wenn er in „Lucrezias Borgia“ alles nur „so, so ... la la“ findet; oder wenn er im „Fechter von Ravenna“, der mit spärlichem Beifall aufgenommen wurde, so viele unmoralische Wendungen und auch sonst viele Mängel entdeckt. Auch manche Ereignisse aus der Theaterwelt und der Gesellschaft erzählt er seiner Lotti, die ja mit allen Fasern ihres Herzens an ihrem schönen Wien hängt, nachdem es wieder ruhig und kaisertreu geworden; von Verlobungen und Vermählungen in der hohen Aristokratie und den Kreisen ihrer Bekannten; von des Schwagers Erb Verzweiflung über den Tod seiner Frau, von Theodors Exaltation über seine Enthebung als Polizeidirektor von Wien; von der schönen Miß Ella im Zirkus Renz, der aber kaum besser sei als der Zirkus Ciniselli, und von der Tänzerin Pepita de Oliva, die sich ein reicher russischer Fürst gekauft habe und die zum Ärger aller Welt mit diesem im Kärntnertor-Theater in der Dietrich- steinischen Loge neben der Kammerherren- und Hofdamenloge erschienen sei. „Sie ist eigentlich keine Tänzerin, sondern sie ist eine hübsche Person, die springt und sehr feurig ist. Sie ist aber passé — und viel dezenter gekleidet als Mad. Majwood. Sonst aber voll Feuer und herausfordernd.“ Jetzt schlägt er freilich kein Kreuz mehr, wie vor dreißig Jahren, damit er nicht in Versuchung geführt werde, im Gegenteil: „An uns“, be-